Pflegeheimkosten in Deutschland: Entwicklung, Eigenanteile und Prognosen

Ein Pfle­ge­heim­platz kann Pfle­ge­be­dürf­ti­ge und Ange­hö­ri­ge finan­zi­ell stark belas­ten. In den letz­ten fünf Jah­ren sind die Kos­ten für einen sta­tio­nä­ren Pfle­ge­platz deut­lich gestie­gen. Die­ser Blog­ar­ti­kel gibt einen Über­blick über die Kos­ten­ent­wick­lung seit 2020, zeigt die durch­schnitt­li­chen monat­li­chen Eigen­an­tei­le nach Pfle­ge­grad, beleuch­tet gesetz­li­che Ände­run­gen wie das Pfle­ge­un­ter­stüt­zungs- und ‑ent­las­tungs­ge­setz (PUEG) und dis­ku­tiert regio­na­le Unter­schie­de. Abschlie­ßend wer­fen wir einen Blick auf Pro­gno­sen für die kom­men­den Jah­re. Ziel ist es, pfle­ge­be­dürf­ti­gen Men­schen und ihren Ange­hö­ri­gen ver­ständ­li­che, aktu­el­le Infor­ma­tio­nen zu bie­ten – mit ver­läss­li­chen Quel­len wie dem Sta­tis­ti­schen Bun­des­amt, Kran­ken­kas­sen, Sozi­al­ver­bän­den und Fachportalen.

Entwicklung der Pflegeheimkosten seit 2020

Die Eigen­an­tei­le (also der Betrag, den Pfle­ge­heim­be­woh­ner selbst pro Monat zah­len müs­sen) sind seit 2020 dras­tisch gestie­gen. Muss­ten Pfle­ge­be­dürf­ti­ge 2020 im Bun­des­durch­schnitt rund 2.068 € im Monat aus eige­ner Tasche für einen Heim­platz auf­brin­gen, waren es 2022 bereits ca. 2.411 €. Im Som­mer 2023 lag der Eigen­an­teil für einen Pfle­ge­heim­platz (ers­tes Jahr im Heim) schon bei etwa 2.660 € monat­lich. Bis Mit­te 2024 stieg er wei­ter auf durch­schnitt­lich 2.871 € pro Monat. Das bedeu­tet eine Erhö­hung um ~211 € inner­halb eines Jah­res. Anfang 2025 wur­de schließ­lich die Mar­ke von nahe­zu 3.000 € erreicht (rund 2.984 €). Ins­ge­samt ent­spricht dies einer Stei­ge­rung um etwa 40 % seit 2020 – eine Ent­wick­lung, die vie­le Pfle­ge­be­dürf­ti­ge und Fami­li­en vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen stellt.

Zur Ver­deut­li­chung zeigt die fol­gen­de Tabel­le die durch­schnitt­li­chen monat­li­chen Eigen­an­tei­le im Pfle­ge­heim (ers­tes Heim­jahr) in den letz­ten Jahren:

JahrDurch­schnitt­li­cher Eigen­an­teil¹ pro Monat (PG 2–5)
2020ca. 2.100 € (≈ 2.068 € im Jahresdurchschnitt)
2021ca. 2.200 € (geschätzt)²
2022ca. 2.400 € (≈ 2.411 € im Jahresdurchschnitt)
2023ca. 2.660 € (Stand Mit­te 2023)
2024ca. 2.870 € (Stand Mit­te 2024)
2025ca. 2.980 € (Stand Anfang 2025)

¹ Eigen­an­teil für Pfle­ge­heim­be­woh­ner im ers­ten Jahr des Heim­auf­ent­halts, d.h. nach aktu­el­lem Stand mit 15 % Leis­tungs­zu­schlag (sie­he unten). Ent­hal­ten sind der pfle­ge­be­ding­te Eigen­an­teil sowie Kos­ten für Unter­kunft und Ver­pfle­gung und Inves­ti­ti­ons­kos­ten.
² Für 2021 liegt kei­ne offi­zi­el­le bun­des­wei­te Anga­be vor; der Wert ist auf Basis der Vor­jah­res- und Fol­ge­jah­res­ent­wick­lung geschätzt.

Wie die Tabel­le zeigt, haben sich die monat­li­chen Zuzah­lun­gen bin­nen weni­ger Jah­re um meh­re­re hun­dert Euro erhöht. Grün­de dafür sind vor allem gestie­ge­ne Per­so­nal- und Sach­kos­ten (u.a. durch Infla­ti­on bei Ener­gie und Lebens­mit­teln) sowie ver­bes­ser­te Löh­ne in der Pfle­ge. Seit Sep­tem­ber 2022 gilt für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen eine Tarif­lohn-Pflicht, was zwar den Pfle­ge­kräf­ten zugu­te­kommt, aber auch höhe­re Heim­prei­se zur Fol­ge hat. Die­se Kos­ten­stei­ge­run­gen wur­den bis­lang nicht voll­stän­dig durch höhe­re Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung aus­ge­gli­chen, sodass der von Pfle­ge­be­dürf­ti­gen zu tra­gen­de Anteil immer wei­ter wächst. Ins­ge­samt sind die Eigen­an­tei­le seit Ein­füh­rung der Pfle­ge­ver­si­che­rung 1995 sehr viel stär­ker gestie­gen als die Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen – nach Anga­ben des Sozi­al­ver­ban­des SoVD haben sich die Zuzah­lun­gen seit 1995 nahe­zu ver­acht­facht.

Woraus setzen sich die Pflegeheimkosten zusammen?

Wofür zah­len Pfle­ge­heim­be­woh­ner eigent­lich genau? Ein Pfle­ge­heim muss nicht nur die Pfle­ge leis­ten, son­dern auch Unter­kunft, Ver­pfle­gung, Gebäu­de­un­ter­halt und mehr bereit­stel­len. Ent­spre­chend setzt sich das Heim­ent­gelt aus meh­re­ren Kom­po­nen­ten zusammen:

  • Pfle­ge- und Betreu­ungs­kos­ten: Dar­in ent­hal­ten sind vor allem Per­so­nal­kos­ten für Pfle­ge­kräf­te und Betreu­ung sowie medi­zi­ni­sche Behand­lungs­pfle­ge. Die­ser Pos­ten macht den größ­ten Anteil der Heim­kos­ten aus.
  • Kos­ten für Unter­kunft und Ver­pfle­gung: Dies deckt Woh­nen, Essen und all­ge­mei­ne Lebens­hal­tung im Heim ab – von Mahl­zei­ten über Rei­ni­gung bis zur Müll­ent­sor­gung. Die­se „Hotel­kos­ten“ müs­sen Bewoh­ner voll­stän­dig selbst tra­gen, da man sie auch im eige­nen Haus­halt hät­te. Im Jahr 2024 lagen die­se Kos­ten im Bun­des­durch­schnitt bei etwa 921 € pro Monat, wobei sie regio­nal stark vari­ie­ren (z.B. ~1.193 €/Monat in NRW vs. ~716 € in Sachsen-Anhalt).
  • Inves­ti­ti­ons­kos­ten: Dar­un­ter fal­len Aus­ga­ben des Heim­trä­gers für Gebäu­de, Aus­stat­tung und Instand­hal­tung. Die­se Kos­ten sind von Bun­des­land zu Bun­des­land unter­schied­lich, abhän­gig von För­der­mit­teln und bau­li­chen Gege­ben­hei­ten. Im Bun­des­durch­schnitt betru­gen die Inves­ti­ti­ons­kos­ten Anfang 2024 rund 485 € pro Monat. Eigent­lich sind hier die Län­der in der Ver­ant­wor­tung – wür­den die Län­der die Inves­ti­ti­ons­kos­ten über­neh­men, könn­ten Heim­be­woh­ner bun­des­weit um durch­schnitt­lich 490 € pro Monat ent­las­tet wer­den, betont der Ersatz­kas­sen-Ver­band vdek. In der Pra­xis jedoch rei­chen staat­li­che För­de­run­gen oft nicht aus, sodass die­ser Betrag der­zeit größ­ten­teils von den Bewoh­nern getra­gen wird.
  • Aus­bil­dungs­um­la­ge: In eini­gen Bun­des­län­dern kommt noch ein Anteil zur Finan­zie­rung der Pfle­ge­aus­bil­dung hin­zu. Die­ser Pos­ten (sofern erho­ben) wird eben­so auf die Bewoh­ner umge­legt. Er war frü­her oft sepa­rat aus­ge­wie­sen; seit neu­es­tem wird er teils in den Pfle­ge­kos­ten mit erfasst.

Die Sum­me die­ser Kom­po­nen­ten ergibt die Gesamt­kos­ten eines Pfle­ge­heim­plat­zes. Die sozia­le Pfle­ge­ver­si­che­rung über­nimmt davon jedoch nur einen Teil – näm­lich einen pau­scha­len Betrag für die Pfle­ge­kos­ten (je nach Pfle­ge­grad). Anders als die Kran­ken­ver­si­che­rung, die alle not­wen­di­gen Behand­lungs­kos­ten deckt, ist die Pfle­ge­ver­si­che­rung als Teil­kas­ko­ver­si­che­rung kon­zi­piert. Sie zahlt fes­te Zuschüs­se, und alle dar­über hin­aus­ge­hen­den Kos­ten muss der Pfle­ge­be­dürf­ti­ge sel­ber tragen.

Durchschnittliche Eigenanteile nach Pflegegrad

In der Pra­xis hängt der Pfle­ge­grad (PG) zwar vom Hil­fe­be­darf ab, aber nicht unmit­tel­bar von der Höhe des Eigen­an­teils. Für die Pfle­ge­kos­ten gel­ten seit 2017 fes­te Leis­tungs­be­trä­ge der Pfle­ge­ver­si­che­rung nach Pfle­ge­grad. Die­se zahlt das Pfle­ge­heim für jeden Bewoh­ner ent­spre­chend des­sen Pfle­ge­grad einen Zuschuss zu den Pflegekosten:

  • Pfle­ge­grad 1: 125 € monat­lich (nur als Zuschuss für Betreu­ungs- und Ent­las­tungs­leis­tun­gen gedacht). Hin­weis: Mit PG 1 erhält man kei­ne regu­lä­re Kos­ten­über­nah­me für sta­tio­nä­re Pfle­ge, da die­ser nied­ri­ge Betrag nicht auf die Heim­kos­ten ange­rech­net wird, son­dern z.B. für zusätz­li­che Betreu­ungs­an­ge­bo­te ver­wen­det wer­den kann. Daher zieht es in der Pra­xis kaum jemand mit PG 1 ins Pfle­ge­heim – wäre dies doch meist unbe­zahl­bar, da prak­tisch alle Kos­ten selbst getra­gen wer­den müssten.
  • Pfle­ge­grad 2: 770 € monat­lich (seit 2022; ab 2024 leicht erhöht auf ca. 805 €).
  • Pfle­ge­grad 3: 1.262 € mtl. (2024: ca. 1.319 €).
  • Pfle­ge­grad 4: 1.775 € mtl. (2024: ca. 1.855 €).
  • Pfle­ge­grad 5: 2.005 € mtl. (2024: ca. 2.096 €).

Die­se Beträ­ge zahlt die Kas­se direkt an das Pfle­ge­heim. Wenn jedoch die tat­säch­li­chen Pfle­ge- und Betreu­ungs­kos­ten höher sind – was fast immer der Fall ist – bleibt eine Deckungs­lü­cke, die der Bewoh­ner aus Eigen­mit­teln zah­len muss. Die­ser Anteil wird als pfle­ge­be­ding­ter Eigen­an­teil bezeich­net. Um kei­ne Bewoh­ner mit höhe­rem Pfle­ge­be­darf über­pro­por­tio­nal zu belas­ten, gilt der ein­rich­tungs­ein­heit­li­che Eigen­an­teil (EEE): Inner­halb des­sel­ben Pfle­ge­heims ist der Eigen­an­teil für alle Bewoh­ner der Pfle­ge­gra­de 2 bis 5 gleich hoch, unab­hän­gig vom Pfle­ge­grad. Das heißt, ein Pfle­ge­be­dürf­ti­ger mit PG 5 zahlt für die Pfle­ge genau­so viel Eigen­an­teil wie jemand mit PG 2 im sel­ben Heim – ein höhe­rer Pfle­ge­grad führt also nicht zu einem höhe­ren Eigen­an­teil. Die­se Regel wur­de mit dem Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz II ein­ge­führt, damit nie­mand aus Angst vor höhe­ren Kos­ten auf einen not­wen­di­gen höhe­ren Pfle­ge­grad verzichtet.

Bei­spiel: Ange­nom­men, ein Heim hat einen ein­rich­tungs­ein­heit­li­chen Eigen­an­teil von 1.300 € monat­lich (für Pfle­ge­grad 2–5). Dann wür­de die Pfle­ge­kas­se bei einem Bewoh­ner mit PG 4 zwar 1.775 € über­neh­men, bei PG 2 aber nur 770 €. Die offe­ne Lücke (= EEE) von 1.300 € ist jedoch für bei­de iden­tisch. Die tat­säch­li­chen Pfle­ge­kos­ten pro Bewoh­ner dif­fe­rie­ren ent­spre­chend (bei PG 4 wären sie um die Dif­fe­renz höher als bei PG 2), aber der selbst zu zah­len­de Anteil bleibt gleich. Pfle­ge­grad 1 hin­ge­gen erhält kei­nen sol­chen Zuschuss – hier wür­de ein Bewoh­ner prak­tisch den vol­len Betrag zah­len, was in unse­rem Bei­spiel rund 3.000 € ent­sprä­che. Infol­ge die­ser Regel mei­den PG 1‑Patienten in der Regel das Pfle­ge­heim, solan­ge es geht.

Neben den Pfle­ge­kos­ten (abzgl. Kas­sen­zu­schuss) müs­sen alle Bewoh­ner die Unterkunfts‑, Ver­pfle­gungs- und Inves­ti­ti­ons­kos­ten in vol­ler Höhe tra­gen. Im obi­gen Bei­spiel wären das zusätz­lich z.B. 900 € + 480 € = 1.380 €, so dass der Gesamt­ei­gen­an­teil ~2.680 € pro Monat beträgt. Bun­des­weit lag die­ser Betrag Anfang 2024 bei etwa 2.576 € im Schnitt für neue Heim­be­woh­ner, trotz bereits gewähr­ter Ent­las­tungs­zu­schlä­ge. Ohne die­se Zuschüs­se hät­te der monat­li­che Eigen­an­teil im ers­ten Jahr sogar rund 2.783 € betragen.

Gesetzliche Entlastungen: Pflegeentlastungsgesetz und Leistungszuschläge

Ange­sichts der stei­gen­den Heim­kos­ten hat die Poli­tik in den letz­ten Jah­ren ent­las­ten­de Maß­nah­men ein­ge­führt. Wich­tig zu wis­sen: Die oben genann­ten fes­ten Zuschüs­se pro Pfle­ge­grad wur­den lan­ge Zeit nicht dyna­misch an die Kos­ten­ent­wick­lung ange­passt. So blie­ben die Leis­tungs­be­trä­ge der Pfle­ge­ver­si­che­rung über Jah­re unver­än­dert, wäh­rend die Heim­kos­ten stie­gen – die Lücke für die Bewoh­ner wur­de immer grö­ßer. Erst 2022 und 2024 gab es wie­der Erhö­hun­gen. Fol­gen­de Ände­run­gen sind beson­ders relevant:

  • Ent­las­tungs­zu­schlag seit 2022: Zum 1. Janu­ar 2022 wur­de ein gestaf­fel­ter Leis­tungs­zu­schlag zum pfle­ge­be­ding­ten Eigen­an­teil ein­ge­führt. Die­ser soll­te die Pfle­ge­be­dürf­ti­gen vor all­zu stark stei­gen­den Eigen­an­tei­len schüt­zen. Die Zuschuss­hö­he rich­tet sich nach der Dau­er des Heim­auf­ent­halts: im ers­ten Jahr noch gering, dann zuneh­mend. Anfangs über­nahm die Pfle­ge­ver­si­che­rung 5 % des EEE im 1. Jahr, 25 % im 2. Jahr, 45 % im 3. Jahr und 70 % ab dem 4. Jahr (jeweils bezo­gen nur auf den pfle­ge­be­ding­ten Eigen­an­teil). Dadurch redu­zier­te sich der Eigen­an­teil mit fort­schrei­ten­der Auf­ent­halts­dau­er etwas. Aller­dings wur­de schnell klar, dass die Ent­las­tung durch 5 % im ers­ten Jahr sehr gering war – ange­sichts von Kos­ten um 2.500 € ent­sprach das nur etwa 50–70 € Erspar­nis im Monat.
  • Pfle­ge­un­ter­stüt­zungs- und ‑ent­las­tungs­ge­setz (PUEG) 2023: Die neue Bun­des­re­gie­rung aus SPD, Grü­nen und FDP erkann­te den Hand­lungs­be­darf und ver­ab­schie­de­te im Juni 2023 das PUEG, das zum 1. Janu­ar 2024 wei­te­re Leis­tungs­ver­bes­se­run­gen brach­te. Ins­be­son­de­re wur­den die Ent­las­tungs­zu­schlä­ge deut­lich erhöht: Nun über­nimmt die Kas­se 15 % des EEE im 1. Jahr, 30 % im 2. Jahr, 50 % im 3. Jahr und 75 % ab dem 4. Jahr. Die­se Anhe­bung (im ers­ten Jahr von 5 % direkt auf 15 %!) führt zu spür­ba­ren Ent­las­tun­gen – ein neu­er Heim­be­woh­ner spart dadurch monat­lich etwa 100–150 € mehr als zuvor. Den­noch bleibt die Belas­tung hoch, weil die rest­li­chen 85 % (bzw. spä­ter 70/50/25 %) des Pfle­ge-Eigen­an­teils sowie die Unter­kunfts- und Inves­ti­ti­ons­kos­ten wei­ter­hin zu zah­len sind. Tat­säch­lich sind trotz der höhe­ren Zuschlä­ge die Eigen­an­tei­le 2024 wei­ter gestie­gen, da par­al­lel die Pfle­ge­kos­ten und ande­ren Pos­ten eben­falls stie­gen. Die Zuschuss­er­hö­hung konn­te also den Kos­ten­an­stieg ledig­lich dämp­fen, aber nicht ausgleichen.
  • Leis­tungs­be­trä­ge ange­ho­ben: Zusätz­lich wur­den zum 1. Janu­ar 2024 auch die Leis­tun­gen für häus­li­che Pfle­ge erhöht. Das Pfle­ge­geld (für Pfle­ge daheim, meist an Ange­hö­ri­ge aus­ge­zahlt) und die ambu­lan­ten Sach­leis­tungs­be­trä­ge stie­gen um 5 % – die ers­te Erhö­hung seit 2017. Dies ent­las­tet vor allem die Pfle­ge zu Hau­se. Für die sta­tio­nä­re Pfle­ge wur­den die pau­scha­len Zuschüs­se pro Pfle­ge­grad (sie­he oben) eben­falls gering­fü­gig ange­passt: um rund 5 % nach oben, gül­tig ab 2024 (z.B. PG 3 nun 1.319 € statt zuvor 1.262 €). Zwar hel­fen die­se Anpas­sun­gen etwas, doch kri­ti­sie­ren Sozi­al­ver­bän­de, dass sie ange­sichts von Infla­ti­on und Tarif­stei­ge­run­gen wei­ter­hin nicht aus­rei­chen, um den Anstieg der Heim­ent­gel­te zu decken.
  • Unter­halts­pflicht von Kin­dern begrenzt: Eine wich­ti­ge Ent­las­tung für Fami­li­en trat bereits 2020 in Kraft. Durch das Ange­hö­ri­gen-Ent­las­tungs­ge­setz müs­sen Kin­der von pfle­ge­be­dürf­ti­gen Eltern seit 1. Janu­ar 2020 erst ab einem Jah­res­brut­to­ein­kom­men über 100.000 € für Pfle­ge­kos­ten der Eltern auf­kom­men. Liegt das Ein­kom­men dar­un­ter, betei­ligt das Sozi­al­amt sich an den unge­deck­ten Heim­kos­ten, ohne die Kin­der finan­zi­ell in Regress zu neh­men. Zuvor konn­ten auch gerin­ge­re Ein­kom­men der Kin­der her­an­ge­zo­gen wer­den, was vie­le Fami­li­en belas­te­te. Die­se Ände­rung hat vie­le pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge deut­lich ent­las­tet. (Zu beach­ten ist, dass die­se Ein­kom­mens­gren­ze nur für Eltern-Kind-Unter­halt gilt – Ehe­part­ner blei­ben unver­än­dert unterhaltspflichtig.)

Trotz die­ser Refor­men for­dern Exper­ten wei­te­re Schrit­te. Immer mehr Heim­be­woh­ner rut­schen in die Sozi­al­hil­fe, obwohl Ent­las­tungs­zu­schlä­ge gewährt wer­den. Anfang 2023 war rund ein Drit­tel aller Pfle­ge­heim­be­woh­ner auf finan­zi­el­le Hil­fe vom Sozi­al­amt ange­wie­sen, Ten­denz stei­gend. Pro­gno­sen zufol­ge könn­ten bis 2026 etwa 36 % der Heim­be­woh­ner Hil­fe zur Pfle­ge benö­ti­gen. Sozi­al­ver­bän­de spre­chen offen von der „Armuts­fal­le Pfle­ge­heim“ – wer pfle­ge­be­dürf­tig wird, müs­se inzwi­schen Armut fürch­ten. Ent­spre­chend laut sind die Rufe nach einer grund­le­gen­den Pfle­ge­re­form. So wur­de im Koali­ti­ons­ver­trag 2021 ver­ein­bart, die Eigen­an­tei­le in der sta­tio­nä­ren Pfle­ge zu begren­zen und mit­tel­fris­tig sogar eine Voll­ver­si­che­rung zu prü­fen. Bis­her wur­de dies nur teil­wei­se umge­setzt. Eine Idee war, den Eigen­an­teil bei z.B. 700 € pro Monat zu deckeln – Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn schlug dies 2020 vor, setz­te es aber nicht mehr um. Berech­nun­gen zei­gen aller­dings, dass eine sol­che Decke­lung sehr teu­er wäre: Eine Gren­ze von 700 € wür­de schon 2024 rund 8 Mrd. € Mehr­kos­ten für die Pfle­ge­ver­si­che­rung bedeu­ten und bis 2030 auf über 15 Mrd. € jähr­lich anwach­sen. Eine mil­de­re Decke­lung bei 1.000 € Eigen­an­teil wür­de immer noch enor­me Sum­men erfor­dern. Die Finan­zie­rung sol­cher Ent­las­tun­gen ist also hoch­kom­plex – ent­we­der müss­ten die Bei­trags­sät­ze der Pfle­ge­kas­se wei­ter stei­gen oder Steu­er­mit­tel ein­ge­setzt wer­den. Bis­her scheut die Poli­tik vor einer voll­stän­di­gen Kos­ten­über­nah­me zurück, zumal dann auch wohl­ha­ben­de Heim­be­woh­ner ent­las­tet wür­den. Statt­des­sen wird ver­mehrt auf pri­va­te Vor­sor­ge hin­ge­wie­sen (z.B. Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­run­gen). Den­noch bleibt das Ziel im Raum, die Eigen­be­tei­li­gung der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen auf ein sozi­al­ver­träg­li­ches Maß zu begren­zen. Die Dis­kus­si­on dar­über ist in vol­lem Gange.

Regionale Unterschiede bei den Heimkosten

Die Höhe der Heim­kos­ten vari­iert in Deutsch­land je nach Bun­des­land erheb­lich. So kos­te­te 2024 ein Heim­platz im ers­ten Jahr in man­chen west­li­chen Bun­des­län­dern über 3.100 € pro Monat, wäh­rend in güns­ti­ge­ren Regio­nen teils unter 2.400 € anfal­len. Spit­zen­rei­ter bei den Kos­ten sind der­zeit z.B. Nord­rhein-West­fa­len (~3.200 €/Monat im Schnitt für Neu­zu­gän­ge) und Baden-Würt­tem­berg (~3.180 €). Am güns­tigs­ten sind Bun­des­län­der wie Sach­sen-Anhalt (~2.373 €) und Meck­len­burg-Vor­pom­mern (~2.472 €). Die­se Unter­schie­de von teils über 800 € monat­lich erge­ben sich aus meh­re­ren Faktoren:

  • Lohn- und Betriebs­kos­ten: In süd- und west­deut­schen Län­dern sind Gehäl­ter (auch für Pfle­ge­kräf­te) und Lebens­hal­tungs­kos­ten höher, was sich in höhe­ren Pfle­ge- und Unter­brin­gungs­kos­ten niederschlägt.
  • Inves­ti­ti­ons­kos­ten­för­de­rung: Eini­ge Län­der gewäh­ren Pfle­ge­hei­men Inves­ti­ti­ons­kos­ten­zu­schüs­se oder soge­nann­tes “Pfle­ge­wohn­geld” (z.B. NRW) für bestimm­te Bewoh­ner. In Län­dern mit groß­zü­gi­ger För­de­rung fal­len die von Bewoh­nern zu zah­len­den Inves­ti­ti­ons­kos­ten gerin­ger aus. Wo die Län­der wenig bezu­schus­sen, müs­sen die Hei­me die­se Kos­ten voll auf die Bewoh­ner umle­gen (dort sind die Inves­ti­ti­ons­kos­ten­an­tei­le hoch, oft über 500 € mtl.).
  • Heim­struk­tur und Trä­ger: Regio­nen mit vie­len pri­va­ten (gewinn­ori­en­tier­ten) Heim­be­trei­bern zei­gen teils ande­re Preis­struk­tu­ren als sol­che mit über­wie­gend gemein­nüt­zi­gen Trä­gern. Aller­dings ist der Unter­schied laut Stu­di­en nicht ein­deu­tig – wäh­rend pri­va­te Hei­me oft effi­zi­ent wirt­schaf­ten, kön­nen sie auch an bestimm­ten Stel­len höhe­re Ein­nah­men anstre­ben (z.B. über Zusatz­leis­tun­gen). Gemein­nüt­zi­ge Trä­ger ver­zich­ten auf Gewinn­ent­nah­men, was ten­den­zi­ell güns­ti­ge­re Ent­gel­te ermöglicht.
  • His­to­ri­sche Grün­de: In Ost­deutsch­land waren Löh­ne und Prei­se lan­ge nied­ri­ger; zudem wur­den dort in den letz­ten Jah­ren vie­le Hei­me moder­ni­siert, teils mit För­der­mit­teln. West­deut­sche Hei­me haben teil­wei­se älte­ren Bau­be­stand mit höhe­rem Sanie­rungs­be­darf (der auf die Inves­ti­ti­ons­kos­ten schlägt). Die­se his­to­ri­schen Ent­wick­lun­gen füh­ren noch immer zu Kostenunterschieden.

Lang­fris­tig zeich­net sich ab, dass die regio­na­len Eigen­an­tei­le sich anglei­chen könn­ten. Denn Län­der mit bis­lang nied­ri­gen Kos­ten ver­zeich­nen aktu­ell pro­zen­tu­al stär­ke­re Anstie­ge (z.B. stie­gen 2020–2021 die durch­schnitt­li­chen Heim­kos­ten in Sach­sen um 14 %, in Baden-Würt­tem­berg dage­gen nur um ~6–7 %). Den­noch wer­den wohl struk­tu­rel­le Dif­fe­ren­zen blei­ben. Für Betrof­fe­ne und Ange­hö­ri­ge lohnt es sich, Tari­fe zu ver­glei­chen – mit­un­ter ist ein Heim­platz im Nach­bar­bun­des­land deut­lich preis­wer­ter. Aller­dings muss man prak­ti­sche Aspek­te (Ent­fer­nung für Besu­che, Ver­füg­bar­keit von Plät­zen) dabei berücksichtigen.

Finanzielle Belastung für Pflegebedürftige und Angehörige

Ange­sichts von Eigen­an­tei­len um die 2.500 bis 3.000 € pro Monat ist klar, dass die meis­ten Rent­ne­rin­nen und Rent­ner die­se Kos­ten nicht aus ihrer lau­fen­den Ren­te stem­men kön­nen. Zum Ver­gleich: Die durch­schnitt­li­che Brut­to-Monats­ren­te in Deutsch­land liegt bei rund 1.200 € – nicht ein­mal die Hälf­te der Heim­kos­ten. Pfle­ge­be­dürf­ti­ge müs­sen daher ihre Erspar­nis­se ein­set­zen und ggf. Ver­mö­gens­wer­te (etwa Immo­bi­li­en) ver­wer­ten, um die Pfle­ge zu finan­zie­ren. Wenn das eige­ne Ein­kom­men und Ver­mö­gen nicht aus­reicht, springt als letz­tes Netz die Sozi­al­hil­fe ein (Leis­tung „Hil­fe zur Pfle­ge“). In die­sem Fall über­nimmt das Sozi­al­amt die unge­deck­ten Kos­ten, nach­dem das Ein­kom­men (z.B. Ren­te) der Per­son bis auf einen gerin­gen Frei­be­trag ein­ge­setzt wur­de. Wie erwähnt, wer­den Kin­der mit nor­ma­lem Ein­kom­men seit 2020 nicht mehr zur Kas­se gebe­ten – das Sozi­al­amt for­dert nur bei sehr gut Ver­die­nen­den Unter­halt ein. Den­noch emp­fin­den vie­le Fami­li­en die Situa­ti­on als belas­tend: Oft müs­sen Ehe­part­ner mit ihrer Ren­te den eige­nen Lebens­un­ter­halt wei­ter bestrei­ten, wäh­rend die Kos­ten des pfle­ge­be­dürf­ti­gen Part­ners vom Sozi­al­amt getra­gen wer­den – das vor­han­de­ne gemein­sa­me Ein­kom­men wird also auf zwei Haus­hal­te auf­ge­teilt, was finan­zi­ell eng wer­den kann.

Die Zah­len zei­gen, dass trotz Sozi­al­hil­fe vie­le Pfle­ge­be­dürf­ti­ge einen Teil selbst zah­len und dadurch ihr Ver­mö­gen auf­zeh­ren. Der Gesetz­ge­ber gewährt zwar Schon­be­trä­ge (für Pfle­ge­be­dürf­ti­ge und Ehe­part­ner jeweils etwa 5.000 € an Ver­mö­gen blei­ben unan­ge­tas­tet), doch grö­ße­re Erspar­nis­se kön­nen bin­nen weni­ger Jah­re auf­ge­braucht sein, wenn monat­lich meh­re­re tau­send Euro ans Heim flie­ßen. Ange­hö­ri­ge berich­ten oft, dass das Lebens­werk eines Men­schen – ange­spar­tes Geld oder Immo­bi­li­en – in kur­zer Zeit für Pfle­ge­kos­ten drauf­geht. Die­ser Umstand ist psy­chisch und emo­tio­nal belastend.

Für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge, die ihre Lie­ben zu Hau­se betreu­en, stellt sich die finan­zi­el­le Belas­tung etwas anders dar: Hier fal­len kei­ne Heim­kos­ten an, doch oft müs­sen Arbeits­zeit redu­ziert oder beruf­li­che Chan­cen auf­ge­ge­ben wer­den, was zu Ein­kom­mens­ein­bu­ßen führt. Die Pfle­ge­ver­si­che­rung zahlt in sol­chen Fäl­len Pfle­ge­geld (bei PG 4 z.B. ~728 € mtl.), was aber eher als sym­bo­li­sche Aner­ken­nung denn als ech­ter Lohn­aus­gleich zu sehen ist. Vie­le Ange­hö­ri­ge gera­ten dadurch eben­falls in finan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten, ins­be­son­de­re wenn die Pfle­ge über Jah­re geht. Immer­hin wur­de – wie oben erwähnt – das Pfle­ge­geld 2024 um 5 % erhöht und wei­te­re Erhö­hun­gen wer­den dis­ku­tiert, um die häus­li­che Pfle­ge attrak­ti­ver zu machen.

Zusam­men­fas­send ist die finan­zi­el­le Last der Pfle­ge in den letz­ten Jah­ren gewach­sen. Sowohl für Heim­be­woh­ner als auch für die Fami­li­en bedeu­tet Pfle­ge­be­dürf­tig­keit häu­fig eine erheb­li­che wirt­schaft­li­che Her­aus­for­de­rung. Sozi­al­ver­bän­de wie der VdK oder der Pari­tä­ti­sche Wohl­fahrts­ver­band for­dern daher, dass mehr staat­li­che Mit­tel ein­ge­setzt wer­den, um Pfle­ge­be­dürf­ti­ge vor dem Abrut­schen in die Armut zu bewah­ren. Im Gespräch sind etwa Steu­er­zu­schüs­se zur Pfle­ge­ver­si­che­rung oder ein Sys­tem, in dem die Pfle­ge­ver­si­che­rung alle pfle­ge­be­ding­ten Kos­ten über­nimmt (Voll­ver­si­che­rung) und die Ver­si­cher­ten nur noch Unterkunft/Verpflegung selbst zah­len. Bis sol­che Refor­men grei­fen – falls sie poli­tisch durch­setz­bar sind – bleibt betrof­fe­nen Fami­li­en oft nur, sich früh­zei­tig finan­zi­ell abzu­si­chern (z.B. durch pri­va­te Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­run­gen) und alle zuste­hen­den Sozi­al­leis­tun­gen in Anspruch zu nehmen.

Ausblick: Wie entwickeln sich die Pflegekosten in den kommenden Jahren?

Die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung lässt erwar­ten, dass die Pfle­ge­kos­ten wei­ter stei­gen wer­den. Bereits 2025 wird mit rund 5,2 Mil­lio­nen Pfle­ge­be­dürf­ti­gen in Deutsch­land gerech­net, davon etwa 850.000 in voll­sta­tio­nä­rer Pfle­ge – das sind rund 7 % mehr Heim­be­woh­ner als noch weni­ge Jah­re zuvor. Mehr Pfle­ge­be­dürf­ti­ge bedeu­ten mehr Nach­fra­ge nach Pfle­ge­plät­zen, was bei knap­pem Ange­bot zu höhe­ren Prei­sen füh­ren kann. Gleich­zei­tig herrscht bereits heu­te ein Pfleg­kräf­te­man­gel. Um Per­so­nal zu gewin­nen und zu hal­ten, müs­sen die Gehäl­ter attrak­tiv sein – was wie­der­um die Betriebs­kos­ten der Hei­me erhöht. Exper­ten gehen davon aus, dass die Pfle­ge­kos­ten pro Platz jähr­lich um rund 5 % bis 6 % zuneh­men könn­ten, wenn kei­ne gegen­steu­ern­den Maß­nah­men ergrif­fen werden.

Eine Pro­jek­ti­on des Wis­sen­schaft­li­chen Insti­tuts der Pri­va­ten Kran­ken­ver­si­che­rung (WIP) zeigt, was dies kon­kret bedeu­ten wür­de: Der pfle­ge­be­ding­te Eigen­an­teil (EEE) könn­te von aktu­ell ~1.678 € (Stand 2024) bis 2030 auf etwa 2.340 € im Monat stei­gen. Das wären gut 40 % mehr als heu­te. Ent­spre­chend wür­de der Gesamt­ei­gen­an­teil (inkl. Unterkunft/Verpflegung und Invest) im Jahr 2030 mög­li­cher­wei­se deut­lich über 4.000 € pro Monat lie­gen, soll­te sich der Trend fort­set­zen. Sol­che Beträ­ge spren­gen die Finanz­kraft der meis­ten Rent­ner­haus­hal­te bei weitem.

Aller­dings bemüht sich die Poli­tik gegen­zu­steu­ern. Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lau­ter­bach hat für 2024/2025 eine wei­te­re Pfle­ge­re­form ange­kün­digt. Geplant ist unter ande­rem, Aus­bil­dungs­kos­ten nicht mehr auf die Heim­be­woh­ner umzu­le­gen, son­dern aus Steu­er­mit­teln zu finan­zie­ren. Wür­den z.B. die Aus­bil­dungs­um­la­gen ent­fal­len, könn­te dies im ers­ten Heim­jahr noch­mals rund 100 € pro Monat an Ent­las­tung brin­gen. Auch die schon erwähn­te Über­nah­me der Inves­ti­ti­ons­kos­ten durch Län­der oder Bund steht zur Debat­te, was um die 400–500 € Erspar­nis brin­gen wür­de. Sol­che Maß­nah­men könn­ten die Kos­ten­kur­ve für Bewoh­ner abflachen.

Zudem ist im Gespräch, die Pfle­ge­ver­si­che­rung soli­da­ri­scher zu finan­zie­ren, etwa durch einen Steu­er­zu­schuss oder einen ver­pflich­ten­den Pfle­ge­vor­sor­ge­fonds. Ein radi­ka­le­rer Vor­schlag ist die Ein­füh­rung einer Pfle­ge­voll­ver­si­che­rung, bei der die Kas­se alle Pfle­ge­kos­ten über­nimmt und die Ver­si­cher­ten ledig­lich einen fes­ten Eigen­an­teil (z.B. 10 %) tra­gen. Modell­rech­nun­gen hier­zu zei­gen jedoch, dass dies ohne deut­li­che Bei­trags­er­hö­hun­gen kaum mach­bar ist – und es könn­te sogar zu Mit­nah­me­ef­fek­ten füh­ren, dass mehr Men­schen ins Heim gehen, weil es bil­li­ger wird. Das wür­de die Gesamt­kos­ten des Sys­tems noch wei­ter stei­gen las­sen und birgt volks­wirt­schaft­li­che Risi­ken. Die Poli­tik muss hier einen schwie­ri­gen Aus­gleich fin­den zwi­schen Ent­las­tung der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen und Finan­zier­bar­keit für die Solidargemeinschaft.

Fazit: Kurz- bis mit­tel­fris­tig ist lei­der mit wei­ter stei­gen­den Eigen­an­tei­len zu rech­nen. Zum 1. Juli 2023 wur­de der Bei­trags­satz zur Pfle­ge­ver­si­che­rung bereits auf 3,4 % (bzw. 4,0 % für Kin­der­lo­se) erhöht, um die aktu­el­len Leis­tungs­ver­bes­se­run­gen zu finan­zie­ren. Wei­te­re Erhö­hun­gen könn­ten fol­gen. Für Pfle­ge­be­dürf­ti­ge und ihre Ange­hö­ri­gen bedeu­tet dies, dass die finan­zi­el­le Pla­nung für den Pfle­ge­fall immer wich­ti­ger wird. Wer heu­te schon abse­hen kann, dass ein Pfle­ge­heim­platz benö­tigt wird, soll­te recht­zei­tig prü­fen, wel­che Ansprü­che (Pfle­ge­ver­si­che­rung, Sozi­al­hil­fe, Wohn­geld etc.) bestehen und ggf. fach­kun­di­gen Rat ein­ho­len. Auch pri­va­te Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­run­gen oder das Bil­den finan­zi­el­ler Reser­ven kön­nen sinn­voll sein, um die Ver­sor­gungs­lü­cke zu schließen.

Trotz aller Her­aus­for­de­run­gen gibt es auch posi­ti­ve Signa­le: Das Bewusst­sein für die Pro­ble­ma­tik der Pfle­ge­fi­nan­zie­rung wächst – sowohl in der Gesell­schaft als auch in der Poli­tik. Reform­schrit­te wie das PUEG zei­gen, dass Ent­las­tun­gen mög­lich sind. Lang­fris­tig wird die Fra­ge sein, wie viel unse­rer altern­den Gesell­schaft die Pfle­ge ihrer Mit­glie­der wert ist und wie die Las­ten fair ver­teilt wer­den kön­nen. Für die Gene­ra­ti­on der jet­zi­gen und künf­ti­gen Pfle­ge­be­dürf­ti­gen bleibt zu hof­fen, dass trag­fä­hi­ge Lösun­gen gefun­den wer­den, damit ein Lebens­abend im Pfle­ge­heim nicht zum untrag­ba­ren finan­zi­el­len Risi­ko wird.

Quel­len:

Hier ist ein sau­be­res, tabel­la­ri­sches Quel­len­ver­zeich­nis zu den im Arti­kel ver­wen­de­ten Daten:

Nr.Quel­le / Her­aus­ge­berTitel / InhaltAbruf / JahrLink / Fundstelle
1Sta­tis­ti­sches BundesamtDurch­schnitt­li­che Heim­kos­ten (2020–2022)2023destatis.de
2Ver­band der Ersatz­kas­sen (vdek)Kos­ten­re­port sta­tio­nä­re Pflege2024vdek.com
3Pflege.dePfle­ge­kos­ten ver­ständ­lich erklärt (Zusam­men­set­zung, Zuschläge)2024pflege.de
4Sozi­al­ver­band VdK / SoVDKri­tik an Kos­ten­ent­wick­lung & Eigenanteilen2023–2025vdk.de / sovd.de
5Bun­des­mi­nis­te­ri­um für GesundheitPfle­ge­un­ter­stüt­zungs- und ‑ent­las­tungs­ge­setz (PUEG)2023–2024bundesgesundheitsministerium.de
6ZEIT OnlineBericht zu Heim­kos­ten 2025 (fast 3.000 € Eigenanteil)2025zeit.de
7ZDFheu­tePfle­ge in der Kri­se: Pfle­ge­platz bald unbezahlbar?2024zdf.de
8DAK-Gesund­heitPfle­ge­kos­ten­in­dex, regio­na­le Unterschiede2023–2024dak.de
9Wis­sen­schaft­li­ches Insti­tut der PKVSze­na­ri­en zur Pflegekostenentwicklung2024pkv.de
10pflegegrad.infoLeis­tun­gen nach Pflegegrad2024pflegegrad.info
11Sparkasse.dePfle­ge­kos­ten­rech­ner & Vorsorgeinfos2024sparkasse.de
12Pari­tä­ti­scher GesamtverbandStel­lung­nah­men zur Pflegefinanzierung2024der-paritaetische.de
13Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Arbeit & SozialesAnge­hö­ri­gen-Ent­las­tungs­ge­setz (seit 2020)2020bmas.de

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