Pflegegrad 5: Höchste Stufe der Pflegebedürftigkeit – Voraussetzungen, Leistungen und Beantragung

Pfle­ge­grad 5 beschreibt die schwers­te Stu­fe der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit. Men­schen, die in die­sen Pfle­ge­grad ein­ge­stuft wer­den, sind in ihrem All­tag stark ein­ge­schränkt und auf inten­si­ve Pfle­ge und Unter­stüt­zung ange­wie­sen. In die­sem Bei­trag erfah­ren Sie alles über die Vor­aus­set­zun­gen für Pfle­ge­grad 5, die Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung und wie Sie den Pfle­ge­grad erfolg­reich beantragen.

1. Was ist Pflegegrad 5?

Pfle­ge­grad 5 ist die höchs­te Stu­fe der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit und beschreibt Per­so­nen, die schwers­te Beein­träch­ti­gun­gen der Selbst­stän­dig­keit auf­wei­sen und eine inten­si­ve Pfle­ge benö­ti­gen. Men­schen mit Pfle­ge­grad 5 sind oft bett­lä­ge­rig, haben star­ke kör­per­li­che oder geis­ti­ge Ein­schrän­kun­gen und benö­ti­gen rund um die Uhr Unter­stüt­zung durch Ange­hö­ri­ge oder pro­fes­sio­nel­le Pflegekräfte.

Die Ein­stu­fung in Pfle­ge­grad 5 erfolgt nach einem Punk­te­sys­tem, das der Medi­zi­ni­sche Dienst (MD) oder ein ande­rer unab­hän­gi­ger Gut­ach­ter im Rah­men einer Begut­ach­tung fest­legt. Die Bewer­tung erfolgt in sechs Bereichen:

  1. Mobi­li­tät: Bewe­gungs­fä­hig­keit und Lageveränderungen.
  2. Kogni­ti­ve und kom­mu­ni­ka­ti­ve Fähig­kei­ten: Ori­en­tie­rung und Kommunikationsfähigkeit.
  3. Ver­hal­tens­wei­sen und psy­chi­sche Pro­blem­la­gen: Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten und emo­tio­na­le Belastungen.
  4. Selbst­ver­sor­gung: Unter­stüt­zung bei Kör­per­pfle­ge, Ernäh­rung und Hygiene.
  5. Umgang mit krank­heits­be­ding­ten Anfor­de­run­gen: Unter­stüt­zung bei Medi­ka­men­ten­ein­nah­me und the­ra­peu­ti­schen Maßnahmen.
  6. Gestal­tung des All­tags­le­bens und sozia­le Kon­tak­te: Unter­stüt­zung bei der Teil­nah­me am sozia­len Leben.

Für die Ein­stu­fung in Pfle­ge­grad 5 ist eine Punkt­zahl von min­des­tens 90 erforderlich.

2. Leistungen bei Pflegegrad 5

Pfle­ge­be­dürf­ti­ge mit Pfle­ge­grad 5 erhal­ten die umfang­reichs­ten Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung. Die­se Leis­tun­gen sol­len sicher­stel­len, dass Betrof­fe­ne und deren Ange­hö­ri­ge die not­wen­di­ge Unter­stüt­zung erhal­ten und opti­mal ver­sorgt sind.

  • Pfle­ge­geld: Wenn Ange­hö­ri­ge die Pfle­ge zu Hau­se über­neh­men, erhal­ten Betrof­fe­ne ein monat­li­ches Pfle­ge­geld von 901 Euro.
  • Pfle­ge­sach­leis­tun­gen: Bei Inan­spruch­nah­me eines ambu­lan­ten Pfle­ge­diens­tes kön­nen monat­lich bis zu 2.095 Euro für pro­fes­sio­nel­le Pfle­ge­leis­tun­gen ver­wen­det wer­den. Die Abrech­nung erfolgt direkt zwi­schen dem Pfle­ge­dienst und der Pflegekasse.
  • Ent­las­tungs­be­trag: Pfle­ge­be­dürf­ti­ge erhal­ten zusätz­lich 125 Euro monat­lich für Betreu­ungs- und Ent­las­tungs­leis­tun­gen wie Haus­halts­hil­fen oder Betreuungsangebote.
  • Ver­hin­de­rungs­pfle­ge: Wenn die Haupt­pfle­ge­per­son ver­hin­dert ist, z. B. durch Urlaub oder Krank­heit, ste­hen jähr­lich bis zu 1.612 Euro für eine Ersatz­pfle­ge­per­son zur Ver­fü­gung. Die­ses Bud­get kann durch das Kurz­zeit­pfle­ge­bud­get erhöht werden.
  • Kurz­zeit­pfle­ge: Für eine vor­über­ge­hen­de Unter­brin­gung in einer Pfle­ge­ein­rich­tung, z. B. nach einem Kran­ken­haus­auf­ent­halt, stellt die Pfle­ge­kas­se bis zu 1.774 Euro jähr­lich bereit.
  • Tages- und Nacht­pfle­ge: Per­so­nen mit Pfle­ge­grad 5 kön­nen teil­sta­tio­nä­re Pfle­ge­leis­tun­gen wie Tages- und Nacht­pfle­ge in Anspruch neh­men. Die­se zusätz­li­chen Pfle­ge­leis­tun­gen ent­las­ten pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge und bie­ten Pfle­ge­be­dürf­ti­gen eine siche­re Umgebung.
  • Pfle­ge­hilfs­mit­tel: Bis zu 40 Euro monat­lich ste­hen für Pfle­ge­hilfs­mit­tel zum Ver­brauch zur Ver­fü­gung, wie Ein­mal­hand­schu­he, Des­in­fek­ti­ons­mit­tel und Bettschutzeinlagen.
  • Wohn­raum­an­pas­sung: Für Maß­nah­men zur Anpas­sung des Wohn­raums, wie den Ein­bau eines Trep­pen­lifts oder einer roll­stuhl­ge­rech­ten Dusche, gewährt die Pfle­ge­kas­se bis zu 4.000 Euro pro Maßnahme.
  • Haus­not­ruf: Die Pfle­ge­ver­si­che­rung über­nimmt die Kos­ten für ein Haus­not­ruf­sys­tem, das bei Not­fäl­len schnell Hil­fe organisiert.
  • Zuschüs­se zur voll­sta­tio­nä­ren Pfle­ge: Pfle­ge­be­dürf­ti­ge mit Pfle­ge­grad 5, die in einer sta­tio­nä­ren Pfle­ge­ein­rich­tung unter­ge­bracht sind, erhal­ten Zuschüs­se zu den Pfle­ge­kos­ten in Höhe von 2.005 Euro monatlich.

3. Pflegegrad 5 beantragen: So funktioniert der Prozess

Der Antrag auf Pfle­ge­grad 5 kann bei der Pfle­ge­kas­se des Betrof­fe­nen gestellt wer­den. Hier ist der Pro­zess Schritt für Schritt:

  1. Antrag­stel­lung bei der Pfle­ge­kas­se: Die Pfle­ge­kas­se kann schrift­lich oder tele­fo­nisch kon­tak­tiert wer­den, um einen Antrag auf Pfle­ge­grad zu stel­len. Die Kas­se sen­det anschlie­ßend die erfor­der­li­chen Unter­la­gen zu.
  2. Begut­ach­tung durch den Medi­zi­ni­schen Dienst: Nach dem Antrag beauf­tragt die Pfle­ge­kas­se den Medi­zi­ni­schen Dienst oder einen ande­ren Gut­ach­ter, um die Pfle­ge­be­dürf­tig­keit zu bewer­ten. Der Gut­ach­ter besucht den Antrag­stel­ler und beur­teilt anhand eines Punk­te­sys­tems die Selbst­stän­dig­keit und den Pflegebedarf.
  3. Bescheid der Pfle­ge­kas­se: Auf Grund­la­ge des Gut­ach­tens ent­schei­det die Pfle­ge­kas­se über die Ein­stu­fung in Pfle­ge­grad 5 und teilt den Bescheid schrift­lich mit.
  4. Wider­spruch bei Ableh­nung oder fal­scher Ein­stu­fung: Wenn der Antrag auf Pfle­ge­grad 5 abge­lehnt oder ein nied­ri­ge­rer Pfle­ge­grad ver­ge­ben wird, besteht die Mög­lich­keit, Wider­spruch ein­zu­le­gen. Die­ser muss inner­halb eines Monats nach Erhalt des Bescheids erfolgen.

4. Pflegegrad 5 im Alltag nutzen: Tipps für pflegende Angehörige

Men­schen mit Pfle­ge­grad 5 und deren Ange­hö­ri­ge ste­hen vor beson­de­ren Her­aus­for­de­run­gen im All­tag. Hier eini­ge Tipps, um die Leis­tun­gen und Mög­lich­kei­ten opti­mal zu nutzen:

  • Kom­bi­na­ti­on von Pfle­ge­geld und Pfle­ge­sach­leis­tun­gen: Pfle­ge­be­dürf­ti­ge kön­nen Pfle­ge­geld und Pfle­ge­sach­leis­tun­gen kom­bi­nie­ren. Wenn Ange­hö­ri­ge einen Teil der Pfle­ge über­neh­men und ein Pfle­ge­dienst für spe­zi­fi­sche Auf­ga­ben hin­zu­ge­zo­gen wird, passt die Pfle­ge­kas­se das Pfle­ge­geld antei­lig an.
  • Ent­las­tungs­be­trag für Haus­halts­hil­fen nut­zen: Der Ent­las­tungs­be­trag von 125 Euro kann für all­tags­un­ter­stüt­zen­de Leis­tun­gen wie Haus­halts­hil­fen, Betreu­ungs­diens­te und All­tags­be­glei­ter ver­wen­det wer­den. Die­se Unter­stüt­zung kann für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge eine Ent­las­tung darstellen.
  • Ver­hin­de­rungs­pfle­ge und Kurz­zeit­pfle­ge: Bei einer Ver­hin­de­rung der Haupt­pfle­ge­per­son kön­nen Ver­hin­de­rungs­pfle­ge und Kurz­zeit­pfle­ge kom­bi­niert wer­den. Die Pfle­ge­kas­se stellt Mit­tel zur Ver­fü­gung, um eine Pfle­ge­ver­tre­tung zu orga­ni­sie­ren, ohne dass die häus­li­che Pfle­ge­qua­li­tät beein­träch­tigt wird.
  • Pfle­ge­hilfs­mit­tel und Wohn­raum­an­pas­sung: Die Bereit­stel­lung von Pfle­ge­hilfs­mit­teln wie Ein­mal­hand­schu­hen, Schutz­la­ken und Des­in­fek­ti­ons­mit­teln ist eine prak­ti­sche Hil­fe im Pfle­ge­all­tag. Auch bau­li­che Maß­nah­men wie das Anpas­sen des Bade­zim­mers oder das Instal­lie­ren eines Trep­pen­lifts kön­nen die Mobi­li­tät und Sicher­heit erhöhen.
  • Tages- und Nacht­pfle­ge­an­ge­bo­te wahr­neh­men: Tages- und Nacht­pfle­ge bie­ten Pfle­ge­be­dürf­ti­gen eine siche­re und betreu­te Umge­bung außer­halb des eige­nen Zuhau­ses. Gleich­zei­tig kön­nen pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge not­wen­di­ge Ruhe­pau­sen einlegen.

5. Pflegeberatung: Unterstützung für Angehörige und Pflegebedürftige

Pfle­ge­be­dürf­ti­ge mit Pfle­ge­grad 5 und ihre Ange­hö­ri­gen haben Anspruch auf eine kos­ten­lo­se Pfle­ge­be­ra­tung. Pfle­ge­be­ra­ter kön­nen Ihnen hel­fen, alle Leis­tun­gen und Zuschüs­se zu ver­ste­hen, und ste­hen mit Infor­ma­tio­nen zu ambu­lan­ten und sta­tio­nä­ren Pfle­ge­an­ge­bo­ten zur Sei­te. Eine Pfle­ge­be­ra­tung unter­stützt dabei, die Pfle­ge opti­mal zu orga­ni­sie­ren und pas­sen­de Hilfs­an­ge­bo­te in der Regi­on zu finden.

6. Pflegegrad 5: Lebensqualität trotz schwerer Pflegebedürftigkeit

Auch bei Pfle­ge­grad 5 kön­nen Maß­nah­men ergrif­fen wer­den, um die Lebens­qua­li­tät des Pfle­ge­be­dürf­ti­gen zu för­dern. Sozia­le Kon­tak­te, kör­per­li­che Bewe­gung im Rah­men der Mög­lich­kei­ten und Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten kön­nen das Wohl­be­fin­den und die Selbst­stän­dig­keit unter­stüt­zen. Ange­hö­ri­ge und Pfle­ge­kräf­te soll­ten gemein­sam mit dem Pfle­ge­be­dürf­ti­gen einen struk­tu­rier­ten Tages­ab­lauf schaf­fen, der indi­vi­du­el­le Bedürf­nis­se berücksichtigt.

Fazit

Pfle­ge­grad 5 bie­tet Men­schen mit schwers­ter Beein­träch­ti­gung der Selbst­stän­dig­keit und ihren Ange­hö­ri­gen umfas­sen­de Unter­stüt­zung. Von Pfle­ge­geld und Pfle­ge­sach­leis­tun­gen bis zu Ver­hin­de­rungs­pfle­ge und voll­sta­tio­nä­ren Pfle­ge­zu­schüs­sen stellt die Pfle­ge­ver­si­che­rung eine Viel­zahl von Leis­tun­gen bereit, die auf die Bedürf­nis­se die­ser Per­so­nen­grup­pe abge­stimmt sind. Indem alle Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung genutzt wer­den, kön­nen Pfle­ge­be­dürf­ti­ge und Ange­hö­ri­ge die best­mög­li­che Ver­sor­gung sicher­stel­len und den All­tag best­mög­lich gestalten.

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