Pflegegrad 3: Voraussetzungen, Leistungen und Beantragung

Pfle­ge­grad 3 beschreibt eine „schwe­re Beein­träch­ti­gung der Selbst­stän­dig­keit“ und ist eine der höhe­ren Stu­fen der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit. Men­schen mit Pfle­ge­grad 3 benö­ti­gen regel­mä­ßig umfang­rei­che Unter­stüt­zung im All­tag, sei es durch Ange­hö­ri­ge oder pro­fes­sio­nel­le Pfle­ge­kräf­te. In die­sem Bei­trag erfah­ren Sie alles über die Vor­aus­set­zun­gen für Pfle­ge­grad 3, wel­che Leis­tun­gen zur Ver­fü­gung ste­hen und wie Sie den Antrag stel­len können.

1. Was ist Pflegegrad 3?

Pfle­ge­grad 3 ist die drit­te von fünf Pfle­ge­grad­stu­fen, die im Rah­men der Pfle­ge­ver­si­che­rung seit 2017 ein­ge­führt wur­den. Per­so­nen mit Pfle­ge­grad 3 benö­ti­gen täg­li­che Unter­stüt­zung in ver­schie­de­nen Lebens­be­rei­chen und oft auch eine inten­si­ve Pfle­ge. Betrof­fe­ne sind in ihrer Selbst­stän­dig­keit erheb­lich ein­ge­schränkt und benö­ti­gen Unter­stüt­zung bei grund­le­gen­den Auf­ga­ben wie der Kör­per­pfle­ge, Ernäh­rung und Mobilität.

Die Ein­stu­fung in Pfle­ge­grad 3 erfolgt nach einer Begut­ach­tung durch den Medi­zi­ni­schen Dienst (MD) oder ande­re Gut­ach­ter. Dabei wird die Selbst­stän­dig­keit in sechs ver­schie­de­nen Berei­chen bewertet:

  1. Mobi­li­tät: Bewe­gungs­fä­hig­keit und Lageveränderungen.
  2. Kogni­ti­ve und kom­mu­ni­ka­ti­ve Fähig­kei­ten: Ori­en­tie­rung und Kommunikationsfähigkeit.
  3. Ver­hal­tens­wei­sen und psy­chi­sche Pro­blem­la­gen: Auf­fäl­lig­kei­ten, die regel­mä­ßi­ge Unter­stüt­zung erfordern.
  4. Selbst­ver­sor­gung: Unter­stüt­zung bei Kör­per­pfle­ge, Anklei­den und Essen.
  5. Umgang mit krank­heits­be­ding­ten Anfor­de­run­gen: Hil­fe­stel­lung bei Medi­ka­men­ten und Therapien.
  6. Gestal­tung des All­tags und sozia­le Kon­tak­te: Teil­ha­be am sozia­len Leben und Freizeitgestaltung.

Für Pfle­ge­grad 3 ist eine Punkt­zahl zwi­schen 47,5 und unter 70 erforderlich.

2. Leistungen bei Pflegegrad 3

Pfle­ge­be­dürf­ti­ge mit Pfle­ge­grad 3 kön­nen auf eine Viel­zahl von Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung zugrei­fen. Die­se Leis­tun­gen sol­len die pfle­ge­be­dürf­ti­ge Per­son und deren Ange­hö­ri­ge im All­tag unter­stüt­zen und entlasten:

  • Pfle­ge­geld: Wer die Pfle­ge zu Hau­se durch Ange­hö­ri­ge orga­ni­siert, erhält ein monat­li­ches Pfle­ge­geld von 545 Euro.
  • Pfle­ge­sach­leis­tun­gen: Bei Inan­spruch­nah­me eines ambu­lan­ten Pfle­ge­diens­tes ste­hen bis zu 1.363 Euro monat­lich zur Ver­fü­gung, die direkt mit dem Pfle­ge­dienst abge­rech­net werden.
  • Ent­las­tungs­be­trag: Pfle­ge­be­dürf­ti­ge mit Pfle­ge­grad 3 erhal­ten einen monat­li­chen Ent­las­tungs­be­trag von 125 Euro, der für Betreu­ungs- und Ent­las­tungs­leis­tun­gen genutzt wer­den kann, wie etwa All­tags­be­glei­ter oder Haushaltshilfen.
  • Ver­hin­de­rungs­pfle­ge: Wenn die Haupt­pfle­ge­per­son, z. B. ein Ange­hö­ri­ger, eine Aus­zeit benö­tigt, kön­nen bis zu 1.612 Euro pro Jahr für die Ver­hin­de­rungs­pfle­ge genutzt wer­den. Die­se Sum­me kann durch Kurz­zeit­pfle­ge auf­ge­stockt werden.
  • Kurz­zeit­pfle­ge: Für eine vor­über­ge­hen­de Unter­brin­gung in einer Pfle­ge­ein­rich­tung, z. B. nach einem Kran­ken­haus­auf­ent­halt, stellt die Pfle­ge­ver­si­che­rung bis zu 1.774 Euro jähr­lich bereit.
  • Tages- und Nacht­pfle­ge: Für pfle­ge­be­dürf­ti­ge Per­so­nen, die tags­über oder nachts eine inten­si­ve­re Betreu­ung benö­ti­gen, kön­nen teil­sta­tio­nä­re Pfle­ge­an­ge­bo­te genutzt wer­den. Die Pfle­ge­kas­se über­nimmt einen Teil der Kos­ten, ohne das Pfle­ge­geld zu kürzen.
  • Pfle­ge­hilfs­mit­tel: Bis zu 40 Euro monat­lich ste­hen für Ver­brauchs­ma­te­ria­li­en wie Ein­mal­hand­schu­he, Des­in­fek­ti­ons­mit­tel und Bett­schutz­ein­la­gen zur Verfügung.
  • Wohn­raum­an­pas­sung: Für bau­li­che Anpas­sun­gen, die die Selbst­stän­dig­keit för­dern, wie den Ein­bau eines Trep­pen­lifts oder einer bar­rie­re­frei­en Dusche, stellt die Pfle­ge­kas­se bis zu 4.000 Euro pro Maß­nah­me bereit.
  • Haus­not­ruf: Die Pfle­ge­kas­se über­nimmt die Kos­ten für die Ein­rich­tung eines Haus­not­ruf­sys­tems, das pfle­ge­be­dürf­ti­gen Per­so­nen zusätz­li­che Sicher­heit im All­tag bietet.

3. Pflegegrad 3 beantragen

Der Antrag auf Pfle­ge­grad 3 kann direkt bei der Pfle­ge­kas­se des Betrof­fe­nen gestellt wer­den. Hier sind die wich­tigs­ten Schritte:

  1. Antrag bei der Pfle­ge­kas­se stel­len: Kon­tak­tie­ren Sie die Pfle­ge­kas­se und stel­len Sie einen form­lo­sen Antrag auf Pfle­ge­grad. Die Pfle­ge­kas­se sen­det Ihnen dann die not­wen­di­gen For­mu­la­re zu.
  2. Begut­ach­tung durch den Medi­zi­ni­schen Dienst: Ein Gut­ach­ter des Medi­zi­ni­schen Diens­tes besucht den Antrag­stel­ler in sei­ner häus­li­chen Umge­bung, um den Pfle­ge­be­darf fest­zu­stel­len. Die Begut­ach­tung dient der Ein­stu­fung in einen der Pflegegrade.
  3. Pfle­ge­grad-Bescheid: Nach der Begut­ach­tung erhal­ten Sie einen Bescheid von der Pfle­ge­kas­se, der den Pfle­ge­grad und die ent­spre­chen­den Leis­tun­gen bestätigt.
  4. Wider­spruch bei Ableh­nung oder fal­scher Ein­stu­fung: Soll­te der Antrag abge­lehnt oder ein ande­rer Pfle­ge­grad als erwar­tet ver­ge­ben wer­den, besteht die Mög­lich­keit, Wider­spruch ein­zu­le­gen. Der Wider­spruch muss inner­halb eines Monats nach Erhalt des Bescheids ein­ge­reicht werden.

4. Pflegegrad 3 im Alltag optimal nutzen

Die Leis­tun­gen von Pfle­ge­grad 3 kön­nen Betrof­fe­nen und ihren Ange­hö­ri­gen eine erheb­li­che Erleich­te­rung im Pfle­ge­all­tag bie­ten. Hier eini­ge Tipps, wie Sie die Ansprü­che opti­mal nut­zen können:

  • Pfle­ge­geld und Pfle­ge­sach­leis­tun­gen kom­bi­nie­ren: Es besteht die Mög­lich­keit, Pfle­ge­geld und Pfle­ge­sach­leis­tun­gen fle­xi­bel zu kom­bi­nie­ren, wenn ein Teil der Pfle­ge durch Ange­hö­ri­ge und ein Teil durch pro­fes­sio­nel­le Pfle­ge­diens­te erfolgt. Die Pfle­ge­kas­se passt das Pfle­ge­geld antei­lig an.
  • Ent­las­tungs­be­trag für Unter­stüt­zung im Haus­halt nut­zen: Der Ent­las­tungs­be­trag von 125 Euro kann für haus­halts­na­he Dienst­leis­tun­gen genutzt wer­den, die pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge ent­las­ten und den Pfle­ge­be­dürf­ti­gen unterstützen.
  • Ver­hin­de­rungs­pfle­ge und Kurz­zeit­pfle­ge kom­bi­nie­ren: Um Ange­hö­ri­ge zu ent­las­ten, kön­nen die Leis­tun­gen der Ver­hin­de­rungs­pfle­ge und Kurz­zeit­pfle­ge kom­bi­niert wer­den. So kann eine Aus­zeit von der Pfle­ge orga­ni­siert wer­den, ohne dass die Qua­li­tät der Betreu­ung leidet.
  • Wohn­raum­an­pas­sung und Pfle­ge­hilfs­mit­tel nut­zen: Die Wohn­raum­an­pas­sung kann den All­tag für Pfle­ge­be­dürf­ti­ge erheb­lich erleich­tern. Prü­fen Sie, wel­che bau­li­chen Anpas­sun­gen not­wen­dig sein könn­ten, um Sicher­heit und Mobi­li­tät zu för­dern, und nut­zen Sie monat­lich ver­füg­ba­re Pflegehilfsmittel.
  • Tages- und Nacht­pfle­ge-Ange­bo­te wahr­neh­men: Wenn die häus­li­che Pfle­ge nicht rund um die Uhr gewähr­leis­tet wer­den kann, bie­ten Tages- und Nacht­pfle­ge­an­ge­bo­te eine wert­vol­le Unter­stüt­zung und geben Pfle­ge­be­dürf­ti­gen die Mög­lich­keit, sozia­le Kon­tak­te zu pflegen.

5. Pflegeberatung: Hilfe und Unterstützung für Angehörige

Men­schen mit Pfle­ge­grad 3 und deren Ange­hö­ri­ge haben Anspruch auf eine kos­ten­freie Pfle­ge­be­ra­tung durch die Pfle­ge­kas­se. Die­se Bera­tung bie­tet wert­vol­le Unter­stüt­zung zur Orga­ni­sa­ti­on der Pfle­ge und Infor­ma­tio­nen über die ver­füg­ba­ren Leis­tun­gen. Pfle­ge­be­ra­ter kön­nen zudem hel­fen, indi­vi­du­el­le Lösun­gen zu fin­den und über recht­li­che Ansprü­che aufklären.

6. Pflegegrad 3: Auf Prävention setzen

Auch bei Pfle­ge­grad 3 kön­nen prä­ven­ti­ve Maß­nah­men dazu bei­tra­gen, die Selbst­stän­dig­keit der pfle­ge­be­dürf­ti­gen Per­son mög­lichst lan­ge zu erhal­ten. Die Inan­spruch­nah­me von Betreu­ungs- und Ent­las­tungs­an­ge­bo­ten, der Ein­satz von Pfle­ge­hilfs­mit­teln und eine ange­pass­te Wohn­um­ge­bung tra­gen dazu bei, den All­tag leich­ter und siche­rer zu gestalten.

Fazit

Pfle­ge­grad 3 bie­tet umfang­rei­che Unter­stüt­zung für Men­schen mit schwe­rer Beein­träch­ti­gung der Selbst­stän­dig­keit und ihre Ange­hö­ri­gen. Mit Leis­tun­gen wie Pfle­ge­geld, Pfle­ge­sach­leis­tun­gen, Ver­hin­de­rungs­pfle­ge und Tages­pfle­ge stellt die Pfle­ge­ver­si­che­rung eine Viel­zahl von Hil­fen bereit, die den All­tag erleich­tern und die Lebens­qua­li­tät för­dern. Indem Sie alle zur Ver­fü­gung ste­hen­den Leis­tun­gen opti­mal nut­zen, kön­nen Sie die Pfle­ge best­mög­lich gestal­ten und die Selbst­stän­dig­keit Ihrer Ange­hö­ri­gen lang­fris­tig unterstützen.

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