Pflege als Ländersache: Warum es große Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt

Die Pfle­ge in Deutsch­land unter­liegt einer föde­ra­len Orga­ni­sa­ti­on – vie­le Berei­che sind Län­der­sa­che, also in der Zustän­dig­keit der 16 Bun­des­län­der. Dies führt dazu, dass es regio­na­le Unter­schie­de in der Pfle­ge­po­li­tik, der Aus­bil­dung von Pfle­ge­kräf­ten, der Finan­zie­rung und der Infra­struk­tur gibt. Im Fol­gen­den wer­fen wir einen umfas­sen­den Blick dar­auf, wie die Bun­des­län­der die Pfle­ge gestal­ten und wel­che Unter­schie­de sich in sta­tio­nä­rer und ambu­lan­ter Ver­sor­gung zeigen.

Föderale Zuständigkeiten in der Pflege

In Deutsch­land wird der recht­li­che Rah­men der Pfle­ge­ver­si­che­rung zwar auf Bun­des­ebe­ne fest­ge­legt (Sozi­al­ge­setz­buch XI), doch die kon­kre­te Aus­ge­stal­tung der Pfle­ge vor Ort ist wesent­lich Auf­ga­be der Län­der (Heim­ge­set­ze der Bun­des­län­der). So sind laut § 9 SGB XI die Län­der ver­ant­wort­lich für den Auf­bau und Erhalt einer leis­tungs­fä­hi­gen und aus­rei­chen­den pfle­ge­ri­schen Ver­sor­gungs­struk­tur (Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Bun­des­län­der für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sin­ken). Die­se Ver­pflich­tung umfasst unter ande­rem die Pla­nung und Geneh­mi­gung von Pfle­ge­ein­rich­tun­gen, die Auf­sicht über Pfle­ge­hei­me sowie Maß­nah­men zur Sicher­stel­lung der Pfle­ge­ver­sor­gung. Die Föde­ra­lis­mus­re­form 2006 hat die Gesetz­ge­bungs­kom­pe­tenz für das Heim­recht – also die ord­nungs­recht­li­chen Vor­schrif­ten für Pfle­ge­hei­me – vom Bund auf die Län­der über­tra­gen (Heim­ge­set­ze der Bun­des­län­der). Inzwi­schen hat jedes Bun­des­land eige­ne Lan­des­pfle­ge­ge­set­ze (unter ver­schie­de­nen Bezeich­nun­gen), die unter ande­rem regeln, wie Pfle­ge­hei­me betrie­ben wer­den dür­fen, wel­che per­so­nel­len und bau­li­chen Stan­dards gel­ten und wie die Heim­auf­sicht funk­tio­niert. Bei­spiels­wei­se gel­ten in Bay­ern das Pfle­ge- und Wohn­qua­li­täts­ge­setz (Pfle­Wo­qG) und in Berlin/Brandenburg das Wohn­teil­ha­be­ge­setz (WTG) als jewei­li­ges Landesheimgesetz.

Auch in ande­ren Berei­chen setzt sich die­ses föde­ra­le Prin­zip fort. Die Aus­bil­dung von Pfle­ge­kräf­ten ist ein gutes Bei­spiel: Das Pfle­ge­be­ru­fe­ge­setz (PflBG) wur­de zwar als Bun­des­ge­setz ein­ge­führt, aber die Umset­zung obliegt den Län­dern, die dafür eige­ne Aus­füh­rungs­ge­set­ze erlas­sen haben (Lan­des­ge­setz­li­che Rege­lun­gen: Pfle­ge­aus­bil­dung). Eben­so liegt die Schul­auf­sicht und die Finan­zie­rung der Pfle­ge­schu­len in der Ver­ant­wor­tung der Län­der. Dar­aus erge­ben sich teils unter­schied­li­che Bil­dungs­struk­tu­ren und ‑ange­bo­te je nach Bun­des­land. Zudem sind die Län­der für die Pfle­ge-Infra­struk­tur zustän­dig – das heißt, sie sol­len dafür sor­gen, dass aus­rei­chend ambu­lan­te Diens­te, Pfle­ge­hei­me, Tages­pfle­ge­ein­rich­tun­gen und Bera­tungs­stel­len (z.B. Pfle­ge­stütz­punk­te) ver­füg­bar sind. Aller­dings besteht kein ein­klag­ba­rer Anspruch der Ein­rich­tun­gen gegen­über dem Land, bestimm­te Inves­ti­tio­nen vor­zu­neh­men (Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Bun­des­län­der für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sin­ken). Dadurch nut­zen die Län­der ihren Gestal­tungs­spiel­raum sehr unter­schied­lich, was regio­nal erheb­li­che Unter­schie­de in der Ver­sor­gungs­land­schaft zur Fol­ge hat.

Unterschiede in der Pflegepolitik der Bundesländer

Jedes Bun­des­land ver­folgt eige­ne Stra­te­gien und Schwer­punk­te in der Pfle­ge­po­li­tik. Wäh­rend die grund­sätz­li­chen Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung bun­des­weit ein­heit­lich sind, zei­gen sich in der kon­kre­ten Aus­ge­stal­tung und in poli­ti­schen Initia­ti­ven deut­li­che Varia­tio­nen. Eini­ge Län­der haben in den letz­ten Jah­ren umfang­rei­che Pro­gram­me auf­ge­legt, um die Pfle­ge­si­tua­ti­on zu ver­bes­sern, ande­re agie­ren zurück­hal­ten­der. Die­se unter­schied­li­chen Ansät­ze betref­fen z.B. die Unter­stüt­zung pfle­gen­der Ange­hö­ri­ger, die För­de­rung bestimm­ter Ver­sor­gungs­for­men (ambu­lant vs. sta­tio­när) oder die Stär­kung des Pfle­ge­be­rufs durch neue Institutionen.

Ein mar­kan­tes Bei­spiel ist Bay­ern, das 2018 einen eige­nen „Baye­ri­schen Pfle­ge­pakt“ geschnürt hat. Der Frei­staat stell­te dabei rund 465 Mil­lio­nen Euro zusätz­lich pro Jahr bereit, um drän­gen­de Pro­ble­me in der Pfle­ge anzu­ge­hen (Baye­ri­scher Son­der­weg in der Pfle­ge). Kern­stück die­ser Initia­ti­ve war das Lan­des­pfle­ge­geld: Seit 2018 erhal­ten alle Pfle­ge­be­dürf­ti­gen ab Pfle­ge­grad 2 mit Haupt­wohn­sitz in Bay­ern jähr­lich 1.000 Euro vom Land (Baye­ri­scher Son­der­weg in der Pfle­ge). Die­ses Lan­des­pfle­ge­geld soll den Betrof­fe­nen finan­zi­el­len Spiel­raum geben – zum Bei­spiel, um sich bei pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen zu bedan­ken oder zusätz­li­che Unter­stüt­zung ein­zu­kau­fen. Bay­ern rich­te­te außer­dem ein eige­nes Lan­des­amt für Pfle­ge ein und för­der­te den Aus­bau von Pfle­ge­plät­zen, um die Infra­struk­tur zu ver­bes­sern (Baye­ri­scher Son­der­weg in der Pfle­ge). Kri­ti­ker monier­ten zwar, das Lan­des­pfle­ge­geld sei eher Sym­bol­po­li­tik und löse struk­tu­rel­le Pro­ble­me nicht dau­er­haft (Baye­ri­scher Son­der­weg in der Pfle­ge), doch Bay­ern zeigt damit einen sehr akti­ven, län­der­spe­zi­fi­schen Weg in der Pfle­ge­po­li­tik – einen ech­ten „Son­der­weg“.

Ande­re Bun­des­län­der set­zen ande­re Akzen­te. In Bran­den­burg etwa liegt der Fokus stark auf der Unter­stüt­zung häus­li­cher Pfle­ge und Quar­tiers­pro­jek­ten. Dort wur­de bereits 2015 eine Pfle­ge­of­fen­si­ve gestar­tet, für die das Land jähr­lich rund 1 Mil­li­on Euro bereit­stellt (Peti­ti­on von pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen | Minis­te­ri­um für Gesund­heit und Sozia­les). Mit die­sem Geld wur­den u.a. ein Kom­pe­tenz­zen­trum Demenz und die Fach­stel­le Altern und Pfle­ge im Quar­tier (FAPIQ) auf­ge­baut. Ziel ist es, Struk­tu­ren zu schaf­fen, damit Pfle­ge­be­dürf­ti­ge mög­lichst lan­ge zuhau­se leben kön­nen. Seit Start der Offen­si­ve konn­ten in Bran­den­burg an 80 Stand­or­ten 290 neue Ange­bo­te zur Unter­stüt­zung im All­tag (wie Betreu­ungs­an­ge­bo­te, Hel­fer­krei­se etc.) ein­ge­rich­tet wer­den (Peti­ti­on von pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen | Minis­te­ri­um für Gesund­heit und Sozia­les). Ins­ge­samt gibt es dort mitt­ler­wei­le etwa 730 sol­cher all­tags­un­ter­stüt­zen­den Ange­bo­te, die von über 8.500 Per­so­nen genutzt wer­den (Peti­ti­on von pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen | Minis­te­ri­um für Gesund­heit und Sozia­les). Bran­den­burg setzt damit stark auf ambu­lant vor sta­tio­när und die Ent­las­tung pfle­gen­der Ange­hö­ri­ger. Tat­säch­lich wer­den in Bran­den­burg rund 82 % der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen in der eige­nen Häus­lich­keit ver­sorgt (Peti­ti­on von pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen | Minis­te­ri­um für Gesund­heit und Sozia­les) – ein Wert leicht über dem ohne­hin hohen Bun­des­durch­schnitt von etwa 80 %. Die­ses Bei­spiel zeigt eine eher gemein­we­sen­ori­en­tier­te Pfle­ge­po­li­tik eines Flä­chen­lan­des mit vie­len länd­li­chen Regionen.

Wie­der ande­re Län­der haben ver­sucht, die Inter­es­sen der Pfle­ge­kräf­te poli­tisch stär­ker zu ver­an­kern. In Rhein­land-Pfalz wur­de 2016 die ers­te Lan­des­pfle­ge­kam­mer in Deutsch­land gegrün­det – eine berufs­stän­di­sche Kam­mer, in der Pfle­ge­fach­per­so­nen Pflicht­mit­glie­der sind. Ähn­li­che Kam­mern wur­den danach in Nie­der­sach­sen und Schles­wig-Hol­stein ein­ge­rich­tet (Pfle­ge­kam­mer – Wiki­pe­dia). Die­se soll­ten die Pfle­ge­be­ru­fe stär­ken, fort­bil­den und gegen­über der Poli­tik ver­tre­ten. Aller­dings ver­lief die Ent­wick­lung unter­schied­lich: Wäh­rend RLPs Pfle­ge­kam­mer bis heu­te besteht, wur­den die Kam­mern in Nie­der­sach­sen und Schles­wig-Hol­stein nach Pro­tes­ten (u.a. wegen Pflicht­bei­trä­gen) wie­der auf­ge­löst (Pfle­ge­kam­mer – Wiki­pe­dia). In Nord­rhein-West­fa­len war eben­falls eine Pfle­ge­kam­mer geplant und gesetz­lich auf den Weg gebracht, doch die Aus­ge­stal­tung wur­de nach kon­tro­ver­ser Befra­gung der Pfle­ge­kräf­te gestoppt (Pfle­ge­kam­mer – Wiki­pe­dia). Statt­des­sen setzt NRW nun auf eine frei­wil­li­ge Inter­es­sen­ver­tre­tung („Pfle­gering“). Die­se Bei­spie­le zei­gen: Auch insti­tu­tio­nel­le Inno­va­tio­nen in der Pfle­ge (wie Pfle­ge­kam­mern) sind Län­der­sa­che – ob es sie gibt, hängt vom poli­ti­schen Wil­len der jewei­li­gen Lan­des­re­gie­rung und der Akzep­tanz vor Ort ab. So lehnt z.B. Ber­lin eine Pfle­ge­kam­mer ab (hier wer­den ande­re For­men der Betei­li­gung bevor­zugt) (Pfle­ge­kam­mer – Wiki­pe­dia), wäh­rend in eini­gen Flä­chen­län­dern ins­be­son­de­re kon­ser­va­ti­ve oder gemisch­te Regie­run­gen für die Kam­mer­idee werben.

Zusam­men­fas­send lässt sich sagen, dass die Pfle­ge­po­li­tik je nach Land unter­schied­li­che Schwer­punk­te setzt. Eini­ge Län­der gel­ten als fort­schritt­lich oder zumin­dest aktiv, weil sie mit eige­nem Lan­des­geld Pro­jek­te för­dern (z.B. Bay­ern, Bran­den­burg) oder neue Struk­tu­ren schaf­fen (Kam­mern, Lan­des­äm­ter). Ande­re agie­ren eher zurück­hal­tend oder rück­stän­dig, indem sie weni­ge eige­ne Mit­tel inves­tie­ren und stark auf die Bun­des­pfle­ge­ver­si­che­rung ver­las­sen. Die­se Unter­schie­de wir­ken sich auf die Pfle­ge­be­din­gun­gen vor Ort aus und füh­ren zu einem regel­rech­ten Pflege-„Flickenteppich“ in Deutschland.

Ausbildung von Pflegekräften: Länderspezifische Ausgestaltung

Die Pfle­ge­aus­bil­dung wur­de in den letz­ten Jah­ren refor­miert – seit 2020 gibt es die gene­ra­lis­ti­sche Aus­bil­dung zur Pfle­ge­fach­frau bzw. zum Pfle­ge­fach­mann, die bun­des­weit ein­heit­lich gere­gelt ist. Doch obwohl der Rah­men bun­des­weit gilt, liegt die Umset­zung und Orga­ni­sa­ti­on der Aus­bil­dung in der Hand der Bun­des­län­der (Lan­des­ge­setz­li­che Rege­lun­gen: Pfle­ge­aus­bil­dung). Jedes Land hat ein Aus­füh­rungs­ge­setz erlas­sen, um das Pfle­ge­be­ru­fe­ge­setz mit Leben zu fül­len. Dar­in wer­den z.B. zustän­di­ge Behör­den benannt, die staat­li­che Aner­ken­nung der Pfle­ge­schu­len gere­gelt und lan­des­spe­zi­fi­sche Finan­zie­rungs­ver­fah­ren fest­ge­legt. So finan­ziert jedes Bun­des­land einen Aus­bil­dungs­fonds, in den Pfle­ge­ein­rich­tun­gen, Kran­ken­häu­ser und Pfle­ge­kas­sen ein­zah­len, um die Aus­bil­dungs­ver­gü­tun­gen und Schul­kos­ten zu decken (Finan­zie­rung der Aus­bil­dung — Pflegeausbildung.net). Die Grund­la­gen sind zwar für alle gleich, jedoch kön­nen Details vari­ie­ren – etwa wel­che Stel­le den Fonds ver­wal­tet oder ob das Land zusätz­li­che Mit­tel beisteuert.

Ein wich­ti­ger Unter­schied ergibt sich bei den Pfle­ge­as­sis­tenz- und Hel­fer­aus­bil­dun­gen. Neben der drei­jäh­ri­gen Fach­kraft­aus­bil­dung exis­tie­ren näm­lich wei­ter­hin kür­ze­re Aus­bil­dun­gen (meist ein- oder zwei­jäh­rig) für Pfle­ge­hel­fer, und die­se sind nicht bun­des­ein­heit­lich, son­dern Län­der­sa­che. Tat­säch­lich gab es auch nach Ein­füh­rung der Gene­ra­lis­tik noch 27 ver­schie­de­ne ein­jäh­ri­ge Aus­bil­dun­gen in der Pfle­ge­hil­fe/-assis­tenz in Deutsch­land (BIBB / Pfle­ge­hil­fe und Pfle­ge­as­sis­tenz) (BIBB / Pfle­ge­hil­fe und Pfle­ge­as­sis­tenz). Jedes Bun­des­land hat hier eige­ne Abschlüs­se geschaf­fen – zum Bei­spiel den „Staat­lich geprüf­ten Pfle­ge­fach­hel­fer“ in Bay­ern oder den „Gesund­heits- und Kran­ken­pfle­ge­as­sis­ten­ten“ in Ham­burg. Die­se Aus­bil­dun­gen unter­schei­den sich hin­sicht­lich Dau­er, Cur­ri­cu­lum und Abschluss­be­zeich­nung, was zu quan­ti­ta­ti­ven und qua­li­ta­ti­ven Unter­schie­den führt (BIBB / Pfle­ge­hil­fe und Pfle­ge­as­sis­tenz). Eini­ge Län­der haben eine lan­ge Tra­di­ti­on der Alten­pfle­ge­hil­fe (z.B. ein­jäh­ri­ge Alten­pfle­ge­hel­fer­aus­bil­dung), ande­re haben sol­che Bil­dungs­gän­ge kaum eta­bliert. Dies wirkt sich dar­auf aus, wie vie­le qua­li­fi­zier­te Assis­tenz­kräf­te zur Ver­fü­gung ste­hen und inwie­weit Pfle­ge­diens­te auf Hel­fer zurück­grei­fen können.

Auch die Hoch­schul­aus­bil­dung im Pfle­ge­be­reich vari­iert nach Land. Zwar sieht das Pfle­ge­be­ru­fe­ge­setz vor, dass ein Teil der Aus­bil­dung auch hoch­schu­lisch statt­fin­den kann (Pfle­ge­stu­di­um), doch ob und wie vie­le Stu­di­en­plät­ze tat­säch­lich ange­bo­ten wer­den, hängt von der Lan­des­po­li­tik und der Hoch­schul­land­schaft ab. Eini­ge Bun­des­län­der – etwa Nord­rhein-West­fa­len oder Baden-Würt­tem­berg – haben ver­stärkt Pfle­ge­stu­di­en­gän­ge an Fach­hoch­schu­len ein­ge­rich­tet, um Füh­rungs- und Spe­zi­al­kräf­te aus­zu­bil­den. Ande­re Län­der hal­ten das Ange­bot (noch) überschaubar.

Dar­über hin­aus gibt es Unter­schie­de in der Per­so­nal­ge­win­nung und ‑bin­dung: Man­che Län­der unter­stüt­zen Kam­pa­gnen, um mehr Aus­zu­bil­den­de zu gewin­nen (z.B. lan­des­spe­zi­fi­sche Image­kam­pa­gnen für den Pfle­ge­be­ruf), oder legen Pro­gram­me auf, um aus­län­di­sche Pfle­ge­kräf­te zu inte­grie­ren. Hes­sen etwa initi­ier­te „Beruf und Pfle­ge ver­ein­ba­ren“ für bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen in Betrie­ben ([PDF] und Qua­li­fi­zie­rungs­of­fen­si­ve Alten­pfle­ge (2012 bis 2015) — BMFSFJ), wäh­rend Schles­wig-Hol­stein ein Pro­gramm zur Aka­de­mi­sie­rung der Pfle­ge star­te­te. Ins­ge­samt bleibt jedoch fest­zu­hal­ten, dass Aus­bil­dung Län­der­sa­che bedeu­tet: Kapa­zi­tä­ten, Finan­zie­rung und Zusatz­aus­bil­dun­gen kön­nen sich je nach Bun­des­land unter­schei­den. Dies kann dazu füh­ren, dass in man­chen Regio­nen mehr Nach­wuchs in der Pfle­ge zur Ver­fü­gung steht als in ande­ren – ein wich­ti­ger Fak­tor ange­sichts des bun­des­wei­ten Fachkräftemangels.

Finanzierung der Pflege: Landesmittel und Eigenanteile

Die sozia­le Pfle­ge­ver­si­che­rung sorgt zwar über­all in Deutsch­land für einen ein­heit­li­chen Leis­tungs­rah­men, jedoch gibt es gro­ße regio­na­le Unter­schie­de bei der Finan­zie­rung der Pfle­geinfra­struk­tur und den Kos­ten für Pfle­ge­be­dürf­ti­ge. Ein zen­tra­ler Punkt ist die Fra­ge: Wie viel inves­tie­ren die Bun­des­län­der selbst in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen? Hier zei­gen sich erheb­li­che Dif­fe­ren­zen. Nach dem Sozi­al­ge­setz­buch XI sind die Län­der ver­pflich­tet, Pfle­ge­ein­rich­tun­gen – ins­be­son­de­re sta­tio­nä­re Hei­me – in ange­mes­se­nem Umfang zu för­dern (z.B. Bau­kos­ten-Zuschüs­se), um eine aus­rei­chen­de Ver­sor­gung sicher­zu­stel­len (Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Bun­des­län­der für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sin­ken). In der Pra­xis kommt die­ser Auf­trag aber sehr unter­schied­lich zum Tragen.

Eine aktu­el­le Unter­su­chung (IGES Insti­tut 2024) offen­bart die Spann­brei­te: Nord­rhein-West­fa­len gab im Jahr 2022 umge­rech­net etwa 560 Euro pro Pfle­ge­be­dürf­ti­gem an För­der­mit­teln aus, Schles­wig-Hol­stein rund 319 Euro und Bay­ern 137 Euro. Dem­ge­gen­über inves­tier­ten Bran­den­burg nur 8 Euro und Ber­lin gar nur 6 Euro pro Per­son – Rhein­land-Pfalz und Sach­sen stell­ten sogar über­haupt kei­ne Lan­des­mit­tel bereit (Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Bun­des­län­der für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sin­ken). Die­se Zah­len zei­gen: Wäh­rend eini­ge Län­der erheb­li­che Zuschüs­se für Pfle­ge­hei­me leis­ten, zie­hen sich ande­re nahe­zu kom­plett zurück. Bun­des­weit ist das durch­schnitt­li­che För­der­vo­lu­men pro Kopf in den letz­ten Jah­ren sogar gesun­ken (2021: 214 €; 2022: 177 €) (Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Bun­des­län­der für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sin­ken), weil die Zahl der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen stark gestie­gen ist, ohne dass die Län­der ihre Gesamt­aus­ga­ben ent­spre­chend erhöht haben.

Die direk­ten Fol­gen spü­ren vor allem die Bewoh­ner von Pfle­ge­hei­men. Rei­chen die staat­li­chen Inves­ti­ti­ons­zu­schüs­se nicht aus, dür­fen Heim­be­trei­ber die sog. Inves­ti­ti­ons­kos­ten – also Aus­ga­ben für Bau, Instand­hal­tung, Aus­stat­tung – antei­lig auf die Bewoh­ner umle­gen (Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Bun­des­län­der für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sin­ken). Die­se zusätz­li­chen Eigen­an­tei­le vari­ie­ren je nach Bun­des­land erheb­lich. Laut IGES lagen 2022 die durch­schnitt­li­chen Inves­ti­ti­ons­kos­ten-Zuschlä­ge in der voll­sta­tio­nä­ren Pfle­ge zwi­schen 10,31 € pro Tag (Sach­sen-Anhalt) und 18,91 € pro Tag (Nord­rhein-West­fa­len) (Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Bun­des­län­der für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sin­ken). Für Heim­be­woh­ner bedeu­tet das monat­li­che Mehr­be­las­tun­gen von etwa 300 bis über 570 Euro, je nach Stand­ort – im Bun­des­schnitt etwa 500 € monat­lich allein für die­sen Pos­ten (Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Bun­des­län­der für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sin­ken). Die­se Sum­men kom­men zusätz­lich zu den von der Pfle­ge­ver­si­che­rung nicht gedeck­ten Pfle­ge­kos­ten sowie Unter­kunft und Ver­pfle­gung hin­zu. Kein Wun­der also, dass die Gesamt­ei­gen­an­tei­le in eini­gen Län­dern deut­lich höher sind als in anderen.

Betrach­tet man die durch­schnitt­li­chen monat­li­chen Pfle­ge­heim­kos­ten, ergibt sich ein dras­ti­sches Gefäl­le: In einer Aus­wer­tung von 2019 muss­ten Heim­be­woh­ner im Saar­land die höchs­ten Eigen­an­tei­le zah­len – im Schnitt 869 € pro Monat aus der eige­nen Tasche –, wäh­rend in Thü­rin­gen nur etwa 225 € zu leis­ten waren (Wie stark unter­schei­det sich Pfle­ge­qua­li­tät zwi­schen Bun­des­län­dern?). Bun­des­weit lag der Durch­schnitt damals bei 581 € monat­lich (Wie stark unter­schei­det sich Pfle­ge­qua­li­tät zwi­schen Bun­des­län­dern?). (Die­se Zahl bezog sich wahr­schein­lich auf den pfle­ge­be­ding­ten Eigen­an­teil; mitt­ler­wei­le sind durch stei­gen­de Löh­ne und Kos­ten die Beträ­ge deut­lich höher, teil­wei­se über 1.000 € monat­lich allein für den Pfle­ge-Eigen­an­teil.) Nimmt man alle Eigen­an­tei­le zusam­men (Pfle­ge, Unter­kunft, Ver­pfle­gung, Inves­ti­tio­nen), belief sich der bun­des­wei­te Durch­schnitt Ende 2019 auf etwa 1.958 € pro Monat (Pfle­ge­fi­nan­zie­rung in regio­na­ler Per­spek­ti­ve: Ergeb­nis­se eines Vier-Län­der-Ver­gleichs zu den Selbst­kos­ten der sta­tio­nä­ren Lang­zeit­pfle­ge | Sprin­ger­Link) (Pfle­ge­fi­nan­zie­rung in regio­na­ler Per­spek­ti­ve: Ergeb­nis­se eines Vier-Län­der-Ver­gleichs zu den Selbst­kos­ten der sta­tio­nä­ren Lang­zeit­pfle­ge | Sprin­ger­Link). Aller­dings war die Spann­wei­te groß: Die Bewoh­ner in Nord­rhein-West­fa­len zahl­ten ins­ge­samt durch­schnitt­lich 2.448 € im Monat, wäh­rend in Meck­len­burg-Vor­pom­mern im Schnitt 1.357 € fäl­lig wur­den (Pfle­ge­fi­nan­zie­rung in regio­na­ler Per­spek­ti­ve: Ergeb­nis­se eines Vier-Län­der-Ver­gleichs zu den Selbst­kos­ten der sta­tio­nä­ren Lang­zeit­pfle­ge | Sprin­ger­Link) – weni­ger als halb so viel. Die­se Unter­schie­de resul­tie­ren aus meh­re­ren Fak­to­ren: unter­schied­li­che Lan­des­för­de­rung (sie­he oben), vari­ie­ren­de Per­so­nal­kos­ten (in west­deut­schen Län­dern sind Löh­ne oft höher als in Ost­deutsch­land) und ver­schie­den hohe Aus­ga­ben der Ein­rich­tun­gen für Unterkunft/Verpflegung.

Inter­es­san­ter­wei­se bedeu­ten höhe­re Kos­ten nicht auto­ma­tisch bes­se­re Pfle­ge­qua­li­tät. So wur­de fest­ge­stellt, dass z.B. in Nie­der­sach­sen mit mode­ra­ten Eigen­an­tei­len die Pfle­ge­qua­li­tät genau­so gut bewer­tet wird wie in Baden-Würt­tem­berg, wo die Kos­ten deut­lich höher lie­gen (Wie stark unter­schei­det sich Pfle­ge­qua­li­tät zwi­schen Bun­des­län­dern?). „Nie­der­sach­sen beweist, dass Pfle­ge auch gut und güns­tig sein kann“, kom­men­tier­te ein Bran­chen­be­richt – dort liegt der Eigen­an­teil im Mit­tel­feld, aber die Pfle­ge­qua­li­tät wur­de ähn­lich posi­tiv ein­ge­schätzt wie im Mus­ter­land Baden-Würt­tem­berg (Wie stark unter­schei­det sich Pfle­ge­qua­li­tät zwi­schen Bun­des­län­dern?). All­ge­mein gibt es kei­ne ein­fa­che Kor­re­la­ti­on zwi­schen Preis und Qua­li­tät: Ein hoher Eigen­an­teil kann zwar auf mehr Per­so­nal und bes­se­re Aus­stat­tung hin­deu­ten, doch effi­zi­en­te Struk­tu­ren und enga­gier­tes Per­so­nal spie­len eine eben­so gro­ße Rol­le. Umge­kehrt kön­nen nied­ri­ge Kos­ten auch Fol­ge gerin­ge­rer Löh­ne sein, was wie­der­um Per­so­nal­man­gel begüns­tigt – ein kom­ple­xes Bild.

Auch in der ambu­lan­ten Pfle­ge exis­tie­ren län­der­spe­zi­fi­sche Finan­zie­rungs­un­ter­schie­de. Zwar gel­ten für ambu­lan­te Pfle­ge­sach­leis­tun­gen eben­falls bun­des­ein­heit­li­che Pau­scha­len der Pfle­ge­ver­si­che­rung, doch die Preis­ge­stal­tung der Pfle­ge­diens­te vari­iert. Vie­le Bun­des­län­der haben das Sys­tem der Leis­tungs­kom­ple­xe: Pfle­ge­diens­te rech­nen bestimm­te Pake­te (z.B. gro­ße Mor­gen­pfle­ge, Haus­wirt­schaft etc.) mit fest­ge­leg­ten Punkt­wer­ten ab. Aller­dings wer­den die Prei­se pro Punkt oft zwi­schen Ver­bän­den und Kas­sen auf Lan­des­ebe­ne aus­ge­han­delt – und kön­nen sogar inner­halb eines Lan­des je nach Pfle­ge­dienst vari­ie­ren. Eini­ge Län­der wie Baden-Würt­tem­berg und Rhein­land-Pfalz haben hin­ge­gen lan­des­ein­heit­li­che Fest­prei­se für Leis­tun­gen ein­ge­führt (Wie stark unter­schei­det sich Pfle­ge­qua­li­tät zwi­schen Bun­des­län­dern?). Dies führt dazu, dass der­sel­be Pfle­ge­ein­satz je nach Bun­des­land unter­schied­lich ver­gü­tet wird. Ein Ver­gleich 2019 zeig­te z.B., dass der Leis­tungs­kom­plex „gro­ße Pfle­ge“ (umfasst eine umfas­sen­de Grund­pfle­ge) in Rhein­land-Pfalz mit 25,68 € ver­gü­tet wur­de, wäh­rend er in Meck­len­burg-Vor­pom­mern nur 14,41 € kos­te­te (Wie stark unter­schei­det sich Pfle­ge­qua­li­tät zwi­schen Bun­des­län­dern?) – ein bei­na­he dop­pelt so hoher Preis in RLP. Sol­che Dif­fe­ren­zen lie­gen an unter­schied­li­chen Tarif­löh­nen, Ver­hand­lungs­er­geb­nis­sen und Lan­des­vor­ga­ben. Für Pfle­ge­be­dürf­ti­ge kön­nen die Eigen­kos­ten der ambu­lan­ten Hil­fe somit je nach Wohn­ort vari­ie­ren, auch wenn die Kas­sen­leis­tung iden­tisch ist.

Zusam­men­fas­send lässt sich fest­stel­len: Die Finan­zie­rungs­last der Pfle­ge ist in Deutsch­land regio­nal sehr unter­schied­lich ver­teilt. Bun­des­län­der wie NRW oder Bay­ern inves­tie­ren einer­seits mehr eige­ne Mit­tel, was aber nicht immer genügt, um die hohen Kos­ten für Pfle­ge­be­dürf­ti­ge zu sen­ken. Ande­re Län­der wie Ber­lin oder Sach­sen spa­ren an Inves­ti­ti­ons­hil­fen – dort müs­sen dann die Pfle­ge­be­dürf­ti­gen bzw. deren Fami­li­en stär­ker ein­sprin­gen. Die Unter­schie­de zwi­schen „fort­schritt­li­chen“ Län­dern mit hohem Enga­ge­ment und „rück­stän­di­gen“ Län­dern mit Mini­mal­för­de­rung schla­gen sich direkt in den Eigen­an­tei­len und teils auch in der Qua­li­tät nie­der. Die­se finan­zi­el­le Frag­men­tie­rung ist ein gro­ßes The­ma in der pfle­ge­po­li­ti­schen Dis­kus­si­on, weil sie als unge­recht emp­fun­den wird, wenn z.B. ein Heim­platz in Mün­chen erheb­lich teu­rer ist als einer in Erfurt. Bemü­hun­gen, bun­des­ein­heit­li­che Ent­las­tun­gen (etwa durch Zuschüs­se des Bun­des oder eine Reform der Pfle­ge­ver­si­che­rung) zu schaf­fen, sind im Gan­ge, aber bis­lang ist die Pfle­ge eben Län­der­sa­che – mit all ihren Kon­se­quen­zen für den Geldbeutel.

Pflegeinfrastruktur: Stationäre und ambulante Versorgung im Ländervergleich

Die Pfle­geinfra­struk­tur – also die Gesamt­heit der Pfle­ge­an­ge­bo­te – spie­gelt die demo­gra­fi­schen und poli­ti­schen Gege­ben­hei­ten der jewei­li­gen Län­der wider. Deutsch­land­weit wur­den Ende 2021 knapp 5,0 Mil­lio­nen Men­schen als pfle­ge­be­dürf­tig regis­triert, bis Ende 2023 stieg die Zahl sogar auf etwa 5,7 Mil­lio­nen (Pfle­ge: Pfle­ge­be­dürf­ti­ge in Deutsch­land — Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt). Etwa vier von fünf Pfle­ge­be­dürf­ti­gen wer­den zuhau­se ver­sorgt, nur rund ein Fünf­tel lebt in Pfle­ge­hei­men (Pfle­ge: Pfle­ge­be­dürf­ti­ge in Deutsch­land — Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt). Die­ser Durch­schnitts­wert vari­iert zwi­schen den Bun­des­län­dern leicht: In länd­lich gepräg­ten Flä­chen­län­dern ist der Anteil häus­lich ver­sorg­ter Pfle­ge­be­dürf­ti­ger oft etwas höher (Bran­den­burg 82 % (Peti­ti­on von pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen | Minis­te­ri­um für Gesund­heit und Sozia­les), Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Nie­der­sach­sen etc. um 80–85 %), wäh­rend Stadt­staa­ten wie Ham­burg, Bre­men oder Ber­lin ten­den­zi­ell einen gering­fü­gig höhe­ren Anteil an sta­tio­nä­rer Pfle­ge haben (weil dort fami­liä­re Net­ze klei­ner sind und Heim­plät­ze dich­ter vor­han­den). Grund­sätz­lich gilt jedoch über­all der Grund­satz „ambu­lant vor sta­tio­när“ – nie­mand soll ins Heim müs­sen, wenn häus­li­che oder teil­sta­tio­nä­re Pfle­ge mög­lich ist. Wie kon­se­quent die­ses Prin­zip umge­setzt wird, unter­schei­det sich aber: Man­che Län­der för­dern gezielt ambu­lan­te Ange­bo­te, ande­re haben ver­gleichs­wei­se vie­le Heim­plät­ze ausgebaut.

Ein Aspekt ist die Anzahl der Pfle­ge­hei­me und ‑diens­te pro Ein­woh­ner. Hier spie­len his­to­ri­sche Ent­wick­lun­gen eine Rol­le. In West­deutsch­land exis­tier­te bereits vor der Pfle­ge­ver­si­che­rung (1995) ein umfang­rei­ches Netz an Alten­hei­men, meist getra­gen von Kir­chen oder Wohl­fahrts­ver­bän­den. Ost­deut­sche Län­der hat­ten 1990 hin­ge­gen einen Nach­hol­be­darf beim Auf­bau von Pfle­geinfra­struk­tur. Heu­te haben die öst­li­chen Bun­des­län­der teil­wei­se weni­ger sta­tio­nä­re Plät­ze pro 1000 älte­re Ein­woh­ner, dafür aber auch weni­ger Nach­fra­ge, da dort die Bevöl­ke­rung ins­ge­samt schrumpft bzw. vie­le älte­re Men­schen von ihren Fami­li­en ver­sorgt wer­den. Sach­sen-Anhalt oder Thü­rin­gen zum Bei­spiel haben eine sehr alte Bevöl­ke­rungs­struk­tur, zugleich aber gerin­ge­re Zuwäch­se an Pfle­ge­be­dürf­ti­gen (weil schon vie­le alt sind und die Zahl nicht mehr so stark steigt) (Pfle­ge­vor­aus­be­rech­nung: 1,8 Mil­lio­nen mehr Pfle­ge­be­dürf­ti­ge bis …). Die­se Län­der set­zen auf den Erhalt der Ver­sor­gungs­an­ge­bo­te, die vor­han­den sind, und inves­tie­ren punk­tu­ell in alter­na­ti­ve Wohn­for­men. Hin­ge­gen ver­zeich­nen wirt­schafts­star­ke West­län­der wie Bay­ern oder Baden-Würt­tem­berg wach­sen­de Zah­len an Pfle­ge­be­dürf­ti­gen (bedingt durch Zuwan­de­rung und stei­gen­de Lebens­er­war­tung) und müs­sen ent­spre­chend die Infra­struk­tur aus­bau­en (Pfle­ge­vor­aus­be­rech­nung: 1,8 Mil­lio­nen mehr Pfle­ge­be­dürf­ti­ge bis …). Bay­ern hat­te 2021 über 89.000 Pfle­ge­kräf­te (Voll­zeit­äqui­va­len­te) in der Pfle­ge und Betreu­ung im Ein­satz (Die pfle­ge­ri­sche Ver­sor­gungs­struk­tur in Bay­ern), was zeigt, wie groß das Sys­tem allein in einem Bun­des­land ist.

Bei der sta­tio­nä­ren Pfle­ge gibt es regio­na­le Unter­schie­de in der Aus­las­tung und Aus­stat­tung der Hei­me. Ins­ge­samt gab es 2021 in Deutsch­land rund 880.000 Pfle­ge­heim­plät­ze, von denen etwa 771.000 belegt waren (dau­er­haft voll­sta­tio­när) – dazu kom­men Kurz­zeit­pfle­ge­plät­ze (Unse­re Gesund­heits­ver­sor­gung — Ambu­lan­te und sta­tio­nä­re Pfle­ge). In eini­gen Bal­lungs­zen­tren besteht War­te­lis­ten-Druck auf Heim­plät­ze, wäh­rend in man­cher länd­li­chen Regi­on klei­ne­re Hei­me mit Leer­stand kämp­fen. Die Län­der steu­ern mit Lan­des­pfle­ge­pla­nun­gen gegen: Sie ana­ly­sie­ren den Bedarf und geneh­mi­gen neue Hei­me oder Tages­pfle­ge­ein­rich­tun­gen gezielt. Zum Bei­spiel hat NRW als bevöl­ke­rungs­reichs­tes Land die meis­ten Pfle­ge­hei­me, prüft aber sorg­fäl­tig Neu­an­trä­ge, um Über­ka­pa­zi­tä­ten zu ver­mei­den. Län­der wie Saar­land oder Schles­wig-Hol­stein haben eine über­durch­schnitt­lich hohe Heim­platz­quo­te (Saar­land his­to­risch bedingt, SH wegen hoher Senio­ren­an­tei­le und vie­len Urlau­bern im Alter), woge­gen Bran­den­burg oder Sach­sen mehr auf ambu­lan­te Pfle­ge­diens­te und betreu­tes Woh­nen setzen.

Im Bereich ambu­lan­te Diens­te sind vor allem pri­va­te und frei­ge­mein­nüt­zi­ge Trä­ger aktiv. Hier zeigt sich ein Nord-Süd-Gefäl­le: In eini­gen Län­dern (z.B. NRW, Nie­der­sach­sen) gibt es eine sehr dich­te Land­schaft ambu­lan­ter Pfle­ge­diens­te – oft meh­re­re hun­dert Diens­te, teils klei­ne Fami­li­en­be­trie­be – wäh­rend dünn besie­del­te Län­der (Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Bran­den­burg) Pro­ble­me haben, flä­chen­de­ckend ambu­lan­te Ver­sor­gung sicher­zu­stel­len. Man­che Lan­des­re­gie­run­gen för­dern des­halb inno­va­ti­ve Kon­zep­te, etwa mobi­le Pfle­ge-Teams für länd­li­che Regio­nen oder Gemein­de­schwes­tern. Bran­den­burg hat mit sei­ner Pfle­ge­of­fen­si­ve gezielt Pfle­ge im Quar­tier gestärkt (Nach­bar­schafts­hil­fen, Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­häu­ser mit Pfle­ge­an­ge­bo­ten), wäh­rend Baden-Würt­tem­berg Modell­pro­jek­te für soge­nann­te Agil­pfle­ge­teams in länd­li­chen Gemein­den auflegt.

Die Pfle­geinfra­struk­tur umfasst auch teil­sta­tio­nä­re Ange­bo­te wie Tages­pfle­ge und alter­na­ti­ve Wohn­for­men. Hier haben eini­ge Län­der mas­siv aus­ge­baut: Bei­spiels­wei­se stieg die Zahl der Tages­pfle­ge­ein­rich­tun­gen bis 2023 auf über 6.500 mit mehr als 106.000 Plät­zen (Die Pfle­ge­sta­tis­tik 2023 — Alten­pfle­ge in Deutsch­land), wobei die Ver­tei­lung ungleich ist – Nord­rhein-West­fa­len und Bay­ern haben natur­ge­mäß die meis­ten Ein­rich­tun­gen, aber auch klei­ne Län­der wie Sach­sen hat­ten einen Boom an Tages­pfle­gen. Alter­na­ti­ve Wohn­for­men (Betreu­tes Woh­nen, ambu­lant betreu­te Wohn­ge­mein­schaf­ten für Men­schen mit Demenz etc.) sind in Ber­lin, Ham­burg und NRW sehr ver­brei­tet, dank städ­ti­scher Struk­tur und grö­ße­rer Trä­ger­viel­falt. In ande­ren Län­dern wer­den sol­che Wohn­for­men noch aus­ge­baut. Die Lan­des­ge­set­ze begüns­ti­gen oder brem­sen die­se Ent­wick­lung zum Teil: In Baden-Würt­tem­berg z.B. unter­schei­det das WTPG genau zwi­schen selbst­ver­ant­wor­te­ten WGs (die von Heim­recht aus­ge­nom­men sind) und anbie­ter­ver­ant­wor­te­ten WGs (die unter Auf­la­gen fal­len) ( Über­blick Heim­ge­setz­ge­bung in den Bun­des­län­dern — Inter­net­auf­tritt der AOK-Ver­lag GmbH). Je nach­dem, wie strikt ein Land ambu­lant betreu­te Wohn­ge­mein­schaf­ten regu­liert, flo­rie­ren sie oder blei­ben eine Randerscheinung.

Zusam­men­ge­fasst besitzt jedes Bun­des­land eine eige­ne Pfle­ge­land­schaft. Wäh­rend die Grund­ele­men­te – ambu­lan­te Diens­te, sta­tio­nä­re Hei­me, Pfle­ge­be­ra­tung – über­all vor­han­den sind, unter­schei­den sich Dich­te und Aus­rich­tung: Stadt­staa­ten haben kur­ze Wege und vie­le Ange­bo­te auf engem Raum, Flä­chen­län­der kämp­fen mit Erreich­bar­keit und Ver­sor­gung im länd­li­chen Raum. Eini­ge Län­der gel­ten als Vor­rei­ter in bestimm­ten Berei­chen der Infra­struk­tur: So hat etwa Ham­burg einen sehr hohen Anteil an Ein­bett­zim­mern in Pfle­ge­hei­men, Baden-Würt­tem­berg vie­le alter­na­ti­ve Wohn­pro­jek­te, Rhein­land-Pfalz ein dich­tes Netz an Pfle­ge­stütz­punk­ten, Sach­sen vor­bild­li­che Hos­piz- und Pal­lia­tiv­an­ge­bo­te. Ande­re Län­der hin­ken teils hin­ter­her – z.B. kla­gen Pfle­ge­be­dürf­ti­ge in Ber­lin über zu weni­ge Kurz­zeit­pfle­ge­plät­ze und in Tei­len Meck­len­burg-Vor­pom­merns fehlt es an spe­zia­li­sier­ten Demenz-WGs. Die­se Unter­schie­de resul­tie­ren aus Lan­des­haus­hal­ten, poli­ti­scher Prio­ri­tä­ten­set­zung und auch der jewei­li­gen sozia­len Infra­struk­tur (in eini­gen Regio­nen sprin­gen Nach­bar­schaft und Fami­lie stär­ker ein, in ande­ren müs­sen pro­fes­sio­nel­le Diens­te mehr leisten).

Landesinitiativen und Best-Practice-Beispiele

Abschlie­ßend lohnt ein Blick auf kon­kre­te Bei­spie­le für fort­schritt­li­che oder weni­ger ent­wi­ckel­te Pfle­ge­po­li­tik in ein­zel­nen Ländern:

  • Bay­ern: Mit dem Lan­des­pfle­ge­geld (1.000 € jähr­lich für Pfle­ge­be­dürf­ti­ge) und einem eige­nen Lan­des­amt für Pfle­ge hat Bay­ern eine außer­ge­wöhn­li­che Unter­stüt­zungs­struk­tur geschaf­fen (Baye­ri­scher Son­der­weg in der Pfle­ge). Zudem inves­tiert der Frei­staat jähr­lich hohe Sum­men (465 Mio. €) in Pfle­ge­plät­ze, Pfle­ge­bo­nus-Zah­lun­gen und Inno­va­tio­nen (Baye­ri­scher Son­der­weg in der Pfle­ge). Dies macht Bay­ern zu einem Land, das sehr aktiv eige­ne Akzen­te setzt – auch wenn man­che Maß­nah­men wie das Lan­des­pfle­ge­geld umstrit­ten sind.
  • Bran­den­burg: Hier zeigt die Pfle­ge­of­fen­si­ve Wir­kung. Durch Quar­tiers­kon­zep­te und För­de­rung all­tags­un­ter­stüt­zen­der Ange­bo­te wur­de die häus­li­che Pfle­ge spür­bar gestärkt (Peti­ti­on von pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen | Minis­te­ri­um für Gesund­heit und Sozia­les). Bran­den­burg gilt als Vor­bild für länd­li­che Regio­nen: Anstatt nur auf Hei­me zu set­zen, wer­den loka­le Hilfs­an­ge­bo­te geschaf­fen (z.B. Dorf­ge­mein­schafts­häu­ser mit Pfle­ge­an­ge­bot, Ehren­amts­bör­sen für Senio­ren­hil­fe). Die hohe Quo­te häus­li­cher Pfle­ge (82 %) (Peti­ti­on von pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen | Minis­te­ri­um für Gesund­heit und Sozia­les) zeugt von die­ser erfolg­rei­chen Strategie.
  • Rhein­land-Pfalz: Pio­nier bei der Pfle­ge­kam­mer – seit 2016 exis­tiert eine Lan­des­pfle­ge­kam­mer, die Pfle­ge­kräf­te in berufs­stän­di­sche Selbst­ver­wal­tung ein­bin­det (Pfle­ge­kam­mer – Wiki­pe­dia). Außer­dem war RLP Vor­rei­ter bei der gene­ra­lis­ti­schen Aus­bil­dung (Modell­pro­jek­te bereits vor 2020) und för­dert inno­va­ti­ve Wohn-Pfle­ge-For­men im Rah­men eines Lan­des­ge­set­zes (Lan­des­ge­setz über Wohn­for­men und Teil­ha­be). Dies zeigt ein Bemü­hen, die Pfle­ge zukunfts­fä­hig zu gestal­ten und den Beruf aufzuwerten.
  • Nord­rhein-West­fa­len: Das bevöl­ke­rungs­reichs­te Bun­des­land hat lan­ge über eine Pfle­ge­kam­mer dis­ku­tiert und schließ­lich eine Kom­pro­miss­lö­sung (Pfle­ge­ver­ei­ni­gung) beschlos­sen. Posi­tiv her­vor­zu­he­ben ist der „Pakt für Pfle­ge“, den NRW 2018 initi­ier­te: Die­ser bün­delt zahl­rei­che Maß­nah­men zur Fach­kräf­te­ge­win­nung (z.B. Aus­bil­dungs­ver­bün­de) und zur Ver­bes­se­rung der Arbeits­be­din­gun­gen. Zudem unter­stützt NRW Kom­mu­nen dabei, loka­le Pfle­ge­netz­wer­ke auf­zu­bau­en (etwa zur bes­se­ren Ver­ein­bar­keit von Pfle­ge und Beruf). Gleich­zei­tig hat NRW aber auch sehr hohe Eigen­an­tei­le in Hei­men (teils Spit­zen­rei­ter bei Kos­ten), was eine Her­aus­for­de­rung bleibt (Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Bun­des­län­der für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sin­ken).
  • Sachsen/Thüringen: Die­se ost­deut­schen Län­der haben ver­gleichs­wei­se nied­ri­ge Pfle­ge­kos­ten für Bewoh­ner – bedingt durch gerin­ge­re Löh­ne und umfang­rei­che fami­liä­re Pfle­ge. Thü­rin­gen star­te­te einen „Thü­rin­ger Pfle­ge­pakt“ (2012–2015) zur Ver­bes­se­rung des Pfle­ge­im­ages und der Aus­bil­dung, des­sen Ergeb­nis­se jedoch begrenzt blie­ben. In Sach­sen gibt es seit 2021 eine Lan­des­pfle­ge­agen­tur, die Fach­kräf­te­ver­mitt­lung und Bera­tung koor­di­niert. Bei­de Län­der ste­hen vor der Auf­ga­be, trotz knap­per Kas­sen die Ver­sor­gung in schrump­fen­den Regio­nen sicher­zu­stel­len – und gel­ten als eher rück­stän­dig bei Inves­ti­tio­nen (Sach­sen 0 € Lan­des­mit­tel 2022) (Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Bun­des­län­der für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sin­ken), was auf Dau­er pro­ble­ma­tisch sein kann.

Die­se Bei­spie­le ver­deut­li­chen, wie unter­schied­lich die Pfle­ge­po­li­tik auf Lan­des­ebe­ne gestal­tet wird. Fort­schritt­li­che Län­der zeich­nen sich oft dadurch aus, dass sie eige­ne Gel­der in die Hand neh­men, neue Struk­tu­ren wagen und auf Zusam­men­ar­beit aller Akteu­re set­zen. Rück­stän­di­ge Län­der hin­ge­gen fal­len auf durch gerin­ge finan­zi­el­le Betei­li­gung, zöger­li­che Moder­ni­sie­rung der Infra­struk­tur oder das Feh­len krea­ti­ver Initia­ti­ven. Natür­lich sind die­se Bewer­tun­gen immer rela­tiv – jedes Bun­des­land hat Stär­ken und Schwä­chen. Wich­tig ist, dass gute Model­le Schu­le machen: Der föde­ra­le Wett­be­werb kann dazu füh­ren, dass erfolg­rei­che Kon­zep­te (etwa Bran­den­burgs Quar­tiers­an­satz oder Bay­erns Finan­zie­rungs­pa­ke­te) von ande­ren über­nom­men werden.

Gesetzliche Regelungen und Landesgesetze

Als Län­der­sa­che unter­liegt die Pfle­ge einer Viel­zahl von lan­des­spe­zi­fi­schen Geset­zen und Ver­ord­nun­gen. Neben den bereits erwähn­ten Lan­des­heim­ge­set­zen gibt es wei­te­re gesetz­li­che Rege­lun­gen, die je nach Bun­des­land variieren:

  • Lan­des­pfle­ge­ge­set­ze: Eini­ge Län­der haben ein eige­nes Lan­des­pfle­ge­ge­setz oder Alten­pfle­ge­ge­setz, das z.B. die Pfle­ge­pla­nung, die Rol­le der Kom­mu­nen in der Pfle­ge oder die Ein­rich­tung von Pfle­ge­kon­fe­ren­zen regelt. In NRW etwa exis­tiert das Alten- und Pfle­ge­ge­setz NRW (APG NRW), das zusam­men mit dem WTG die Rah­men­be­din­gun­gen setzt (u.a. För­de­rung von Ange­bo­ten zur Unter­stüt­zung im All­tag). Ande­re Län­der bün­deln Pfle­ge­aspek­te in Sozialgesamtkonzepten.
  • Aus­bil­dungs­ge­set­ze und Ver­ord­nun­gen: Jedes Land hat ergän­zend zum Pfle­ge­be­ru­fe­ge­setz eige­ne Ver­ord­nun­gen erlas­sen, etwa über Min­dest­an­for­de­run­gen an Pfle­ge­schu­len oder zur Finan­zie­rung der Aus­bil­dung (Lan­des­ge­setz­li­che Rege­lun­gen: Pfle­ge­aus­bil­dung) (Lan­des­ge­setz­li­che Rege­lun­gen: Pfle­ge­aus­bil­dung). Bei­spiel: Baden-Würt­tem­berg hat eine Ver­ord­nung über die Min­dest­an­for­de­run­gen an Pfle­ge­schu­len erlas­sen (Lan­des­ge­setz­li­che Rege­lun­gen: Pfle­ge­aus­bil­dung). Die­se Details kön­nen Ein­fluss dar­auf haben, wie qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig und zahl­reich Aus­bil­dungs­ein­rich­tun­gen sind.
  • Per­so­nal- und Qua­li­täts­vor­ga­ben: Wäh­rend grund­le­gen­de Per­so­nal­vor­ga­ben in Pfle­ge­hei­men bun­des­weit durch Ver­ein­ba­run­gen der Pfle­ge­kas­sen fest­ge­legt wer­den, haben eini­ge Län­der zusätz­li­che Stan­dards. So kön­nen Lan­des­heim­bau­ver­ord­nun­gen bestim­men, wie vie­le Ein­zel­zim­mer ein Neu­bau haben muss, oder Per­so­nal­ver­ord­nun­gen legen fest, wel­ches Qua­li­fi­ka­ti­ons­mix im Heim sein soll. Ham­burg z.B. ver­langt einen höhe­ren Fach­kraft­an­teil als manch ande­res Land. Sol­che Rege­lun­gen flie­ßen in die Betriebs­er­laub­nis von Ein­rich­tun­gen ein.
  • Pfle­ge­struk­tur­ge­set­ze: Man­che Län­der erlas­sen Geset­ze zur För­de­rung bestimm­ter Ver­sor­gungs­for­men. Ein Bei­spiel ist das (inzwi­schen aus­ge­lau­fe­ne) Gesetz über selbst­be­stimm­tes Woh­nen mit Unter­stüt­zung in Rhein­land-Pfalz, das ambu­lant betreu­te Wohn­ge­mein­schaf­ten erleich­ter­te. Bay­ern arbei­tet an einer Novel­lie­rung sei­nes Pfle­Wo­qG, um neu­en Wohn­for­men bes­ser Rech­nung zu tra­gen ( Über­blick Heim­ge­setz­ge­bung in den Bun­des­län­dern — Inter­net­auf­tritt der AOK-Ver­lag GmbH).
  • Unter­stüt­zung pfle­gen­der Ange­hö­ri­ger: Hier gibt es län­der­spe­zi­fi­sche Pro­gram­me, teils gesetz­lich ver­an­kert (z.B. Lan­des­pfle­ge­geld in Bay­ern per Geset­zes­be­schluss, oder Lan­des­be­stim­mun­gen zur Aner­ken­nung von Pfle­ge­zei­ten im Beam­ten­recht eines Lan­des). Die meis­ten Rege­lun­gen für Ange­hö­ri­ge (Pfle­ge­zeit, Fami­li­en­pfle­ge­zeit) sind zwar Bun­des­recht, doch eini­ge Län­der bie­ten zusätz­li­che Urlaubs­re­ge­lun­gen für Lan­des­be­diens­te­te oder finan­zi­el­le Bonus­pro­gram­me an.

Ins­ge­samt sorgt der Strauß an Lan­des­ge­set­zen dafür, dass das recht­li­che Umfeld der Pfle­ge von Kiel bis Mün­chen ver­schie­den ist. Was in einem Bun­des­land Pflicht ist, kann im ande­ren frei­wil­lig oder unbe­kannt sein. So gibt es in eini­gen Län­dern Heim­bei­rä­te und Beschwer­de­stel­len mit klar gere­gel­ten Rech­ten, wäh­rend anders­wo die Mit­be­stim­mung weni­ger stark aus­ge­prägt ist. Die föde­ra­le Viel­falt ermög­licht Anpas­sun­gen an regio­na­le Bedürf­nis­se, erschwert aber auch die Durch­schau­bar­keit. Pfle­ge­an­bie­ter, die in meh­re­ren Län­dern tätig sind, müs­sen unter­schied­li­che Rechts­vor­schrif­ten beach­ten. Für Pfle­ge­be­dürf­ti­ge und Ange­hö­ri­ge ist dies mit­un­ter ver­wir­rend; sie bemer­ken es bei­spiels­wei­se dar­an, dass ein Umzug in ein ande­res Bun­des­land ande­re Antrags­we­ge oder Leis­tungs­an­ge­bo­te mit sich bringt.

Fazit: Chancen und Herausforderungen des föderalen Pflegesystems

Die Tat­sa­che, dass Pfle­ge in Deutsch­land Län­der­sa­che ist, hat zwei Sei­ten. Auf der einen Sei­te erlaubt sie den Bun­des­län­dern, krea­ti­ve und pass­ge­naue Lösun­gen für die jewei­li­gen regio­na­len Her­aus­for­de­run­gen zu ent­wi­ckeln. Gute Bei­spie­le wie das Bran­den­bur­ger Quar­tiers­mo­dell oder das baye­ri­sche Finanz­pa­ket wären in einem zen­tra­lis­ti­schen Sys­tem viel­leicht so nicht ent­stan­den. Der Wett­be­werb der Län­der kann Inno­va­ti­on för­dern und erfolg­rei­che­re Model­le her­vor­brin­gen, von denen ande­re ler­nen können.

Auf der ande­ren Sei­te führt die föde­ra­le Viel­falt auch zu Ungleich­hei­ten. Zugangs­chan­cen, Qua­li­tät und finan­zi­el­le Belas­tun­gen in der Pfle­ge hän­gen vom Wohn­ort ab – was inner­halb eines Sozi­al­ver­si­che­rungs­sys­tems als pro­ble­ma­tisch emp­fun­den wird. Pfle­ge­be­dürf­ti­ge in einem „pfle­ge­freund­li­chen“ Bun­des­land haben ten­den­zi­ell mehr Unter­stüt­zung und müs­sen even­tu­ell weni­ger zuzah­len als in einem Land, das der Pfle­ge einen gerin­ge­ren Stel­len­wert ein­räumt. Dies wird zuneh­mend erkannt: Bun­des­wei­te Berich­te machen die Unter­schie­de trans­pa­rent, und es gibt Rufe nach mehr bun­des­ein­heit­li­chen Stan­dards oder Aus­gleichs­me­cha­nis­men. So for­der­te etwa der Pfle­ge­be­auf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung wie­der­holt, die Län­der soll­ten ihrer Ver­ant­wor­tung stär­ker nach­kom­men, sonst müs­se über neue Finan­zie­rungs­we­ge nach­ge­dacht wer­den. Auch wird dis­ku­tiert, ob Ele­men­te wie die Pfle­ge­aus­bil­dung oder die Pfle­ge­kam­mern nicht doch bes­ser ein­heit­lich gestal­tet wer­den soll­ten, um beruf­li­che Mobi­li­tät und Gleich­wer­tig­keit der Lebens­ver­hält­nis­se sicherzustellen.

Bis auf Wei­te­res bleibt jedoch die Pfle­ge ein Bei­spiel für geleb­ten Föde­ra­lis­mus. Sta­tio­nä­re und ambu­lan­te Pfle­ge wer­den vor Ort von Län­dern und Kom­mu­nen geprägt – mit all den beschrie­be­nen Unter­schie­den. Für Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ist es wich­tig, die­se Hin­ter­grün­de zu ken­nen: Pfle­ge­leis­tun­gen mögen von der Kas­se kom­men, aber die Rah­men­be­din­gun­gen setzt das Bun­des­land. Wer sich etwa dar­über wun­dert, war­um in sei­nem Bun­des­land die War­te­lis­te fürs Pfle­ge­heim lang ist oder war­um es kei­ne Pfle­ge­kam­mer gibt, wird die Erklä­rung oft in lan­des­po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen fin­den. Eben­so kön­nen posi­ti­ve Ent­wick­lun­gen – neue Tages­pfle­ge­plät­ze, bes­se­re Bera­tungs­an­ge­bo­te, inno­va­ti­ve Wohn­pro­jek­te – auf enga­gier­te Lan­des­po­li­tik zurück­ge­führt werden.

Fazit: Die Pfle­ge als Län­der­sa­che macht Deutsch­land zu einem Labor ver­schie­de­ner Ansät­ze. Eini­ge Bun­des­län­der gehen mit gutem Bei­spiel vor­an und zei­gen, wie man Pfle­ge zukunfts­fä­hig gestal­tet, ande­re tun sich noch schwer. Für die Zukunft der Pfle­ge wird ent­schei­dend sein, wie die Län­der mit­ein­an­der und mit dem Bund koope­rie­ren, um den stei­gen­den Pfle­ge­be­darf zu bewäl­ti­gen. Eine stär­ke­re Ver­ein­heit­li­chung an ent­schei­den­den Stel­len (etwa bei Qua­li­täts­stan­dards oder der Ent­las­tung pfle­ge­be­dürf­ti­ger Men­schen von Kos­ten) könn­te hel­fen, die größ­te Unge­rech­tig­keit abzu­bau­en. Gleich­zei­tig soll­te der posi­ti­ve Wett­be­werb um gute Lösun­gen bei­be­hal­ten wer­den. Am Ende wün­schen sich alle Bun­des­län­der das Glei­che: eine wür­de­vol­le, qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Pfle­ge für die Men­schen – ob zu Hau­se oder im Heim. Der Weg dort­hin mag unter­schied­lich sein, aber das Ziel eint alle. Die Her­aus­for­de­run­gen von Per­so­nal­not, Finan­zie­rung und demo­gra­fi­schem Wan­del kön­nen nur gemein­sam – auf Lan­des- und Bun­des­ebe­ne – gemeis­tert wer­den. Pfle­ge in Deutsch­land bleibt somit span­nend und in Bewe­gung, geprägt von 16 Län­dern, die von­ein­an­der ler­nen kön­nen und müs­sen, um die Pfle­ge zukunfts­si­cher zu machen.

Quel­len: Die dar­ge­stell­ten Fak­ten und Sta­tis­ti­ken stam­men aus ver­schie­de­nen aktu­el­len Quel­len, u.a. offi­zi­el­len Berich­ten und For­schungs­in­sti­tu­ten. Bei­spiels­wei­se beleuch­tet ein IGES-Gut­ach­ten 2024 die unter­schied­li­chen Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Län­der für Pfle­ge­hei­me (Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Bun­des­län­der für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sin­ken) (Inves­ti­ti­ons­mit­tel der Bun­des­län­der für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sin­ken), wäh­rend die Pfle­ge­sta­tis­tik (Desta­tis) und Bran­chen­re­ports regio­na­le Kos­ten- und Qua­li­täts­un­ter­schie­de auf­zei­gen (Wie stark unter­schei­det sich Pfle­ge­qua­li­tät zwi­schen Bun­des­län­dern?) (Wie stark unter­schei­det sich Pfle­ge­qua­li­tät zwi­schen Bun­des­län­dern?). Details zur Pfle­ge­aus­bil­dung nach Bun­des­land lie­fert das BIBB (BIBB / Pfle­ge­hil­fe und Pfle­ge­as­sis­tenz), und kon­kre­te Lan­des­bei­spie­le wur­den Pres­se­mit­tei­lun­gen und Fach­diens­ten ent­nom­men (etwa Bay­ern (Baye­ri­scher Son­der­weg in der Pfle­ge), Bran­den­burg (Peti­ti­on von pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen | Minis­te­ri­um für Gesund­heit und Sozia­les), Rhein­land-Pfalz). Die­se Viel­falt an Quel­len unter­streicht die Viel­schich­tig­keit des The­mas „Pfle­ge als Ländersache“.

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