Long COVID und Post-COVID: Diagnostik, Behandlung und Stigmatisierung

Long COVID (häu­fig defi­niert als Sym­pto­me, die län­ger als 4 Wochen nach einer COVID-19-Infek­ti­on anhal­ten) und das Post-COVID-Syn­drom (anhal­ten­de Beschwer­den über >12 Wochen nach der Infek­ti­on) stel­len Medi­zi­ner und Betrof­fe­ne vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen. Schät­zun­gen zufol­ge ent­wi­ckeln etwa 10–15 % der Infi­zier­ten anhal­ten­de Sym­pto­me in die­sem Sin­ne. Dies betrifft welt­weit Mil­lio­nen Men­schen – allein die WHO geht in Euro­pa von rund 17 Mil­lio­nen Long-COVID-Fäl­len aus (Von Long Covid aus dem Leben geris­sen: Womit Betrof­fe­ne zu kämp­fen haben | Sonn­tags). Im Fol­gen­den beleuch­ten wir die medi­zi­ni­sche Dia­gnos­tik, mög­li­che Behand­lungs­an­sät­ze sowie psy­cho­so­zia­le Aus­wir­kun­gen und Stig­ma­ti­sie­rung im Zusam­men­hang mit Long- und Post-COVID.

Medizinische Diagnosen

Häufige Symptome von Long COVID und Post-COVID

Lon­g/­Post-COVID kann eine Viel­zahl von Sym­pto­men ver­ur­sa­chen, die oft unter­schied­lich kom­bi­niert auf­tre­ten. Zu den häu­figs­ten Beschwer­den zäh­len laut WHO: Erschöp­fung (Fati­gue), Kurz­at­mig­keit sowie kogni­ti­ve Pro­ble­me wie Kon­zen­tra­ti­ons­stö­run­gen oder Ver­gess­lich­keit (Dia­gno­se Long Covid: So wird es fest­ge­stellt). Dane­ben wer­den in Stu­di­en zahl­rei­che wei­te­re Sym­pto­me regel­mä­ßig beob­ach­tet, zum Beispiel:

Die­se Beschwer­den kön­nen iso­liert oder in Kom­bi­na­ti­on auf­tre­ten und in ihrer Inten­si­tät schwan­ken. Wich­tig ist: Nicht jede*r Long-COVID-Betrof­fe­ne hat alle Sym­pto­me, und umge­kehrt schlie­ßen ein­zel­ne sol­cher Sym­pto­me nicht auto­ma­tisch auf Long COVID – sie kön­nen auch ande­re Ursa­chen haben.

Diagnostische Kriterien und Methoden

Ein zen­tra­les Kri­te­ri­um für die Dia­gno­se ist der zeit­li­che Zusam­men­hang mit einer durch­ge­mach­ten SARS-CoV-2-Infek­ti­on. Tre­ten Sym­pto­me vier Wochen nach Infek­ti­on noch immer auf oder neu auf, spricht man von Long COVID; ab drei Mona­ten andau­ern­der Beschwer­den, die sich nicht anders erklä­ren las­sen, wird von Post-COVID-Syn­drom gespro­chen (Von Long Covid aus dem Leben geris­sen: Womit Betrof­fe­ne zu kämp­fen haben | Sonn­tags). Ärz­te ori­en­tie­ren sich dabei an Leit­li­ni­en und Aus­schluss­dia­gno­sen: Zunächst wird geprüft, ob eine Per­son COVID-19 hat­te (PCR-Test, Anti­kör­per oder gesi­cher­te Infek­ti­on in der Vor­ge­schich­te). Dann wer­den ande­re Ursa­chen der Beschwer­den sys­te­ma­tisch aus­ge­schlos­sen, bevor Lon­g/­Post-COVID als Arbeits­dia­gno­se gestellt wird (Dia­gno­se Long Covid: So wird es fest­ge­stellt).

Ein ein­fa­cher Labor­test oder Bio­mar­ker, der Long COVID ein­deu­tig nach­weist, exis­tiert bis­her nicht (Long COVID: Hilf­rei­che Infor­ma­tio­nen für Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge und Inter­es­sier­te) (Ende der Stig­ma­ti­sie­rung? — Durch­bruch in Long-Covid-For­schung: Dia­gno­se soll mög­lich wer­den — News — SRF). Statt­des­sen stüt­zen sich Medi­zi­ner auf eine gründ­li­che Ana­mne­se (Erhe­bung der Kran­ken­ge­schich­te und Sym­ptom­dau­er) und kli­ni­sche Unter­su­chun­gen. Je nach Beschwer­de­bild kön­nen ver­schie­de­ne Dia­gnos­tik­maß­nah­men zum Ein­satz kom­men – etwa Lun­gen­funk­ti­ons­tests bei Atem­not, kar­dio­lo­gi­sche Unter­su­chun­gen bei Herz­sym­pto­men, neu­ro­lo­gi­sche Tests bei kogni­ti­ven Stö­run­gen usw. Ergän­zend kom­men Fra­ge­bö­gen (z.B. Fati­gue-Ska­len) und stan­dar­di­sier­te Tests zum Ein­satz, um die Sym­pto­me objek­tiv zu erfas­sen (Dia­gno­se Long Covid: So wird es fest­ge­stellt). Wich­tig ist hier­bei immer, orga­ni­sche Ursa­chen (z.B. Herz- oder Lun­gen­er­kran­kun­gen) aus­zu­schlie­ßen, da Long COVID eine Aus­schluss­dia­gno­se bleibt (Long COVID: Hilf­rei­che Infor­ma­tio­nen für Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge und Inter­es­sier­te).

Herausforderungen bei der Diagnose

Die Dia­gno­se Lon­g/­Post-COVID ist in der Pra­xis schwie­rig und mit Unsi­cher­hei­ten behaf­tet. Die Sym­pto­me sind oft unspe­zi­fisch und über­schnei­den sich mit vie­len ande­ren Erkran­kun­gen (etwa mit Depres­si­on, Angst­stö­rung oder dem Chro­ni­schen Fati­gue-Syn­drom ME/CFS) (Dia­gno­se Long Covid: So wird es fest­ge­stellt). Weil kein ein­zel­ner Bio­mar­ker ver­füg­bar ist, kann die Erkran­kung nur indi­rekt fest­ge­stellt wer­den – durch Kom­bi­na­ti­on von Sym­ptom­dau­er, Aus­schluss ande­rer Ursa­chen und dem bekann­ten COVID-Infekt in der Vor­ge­schich­te (Ende der Stig­ma­ti­sie­rung? — Durch­bruch in Long-Covid-For­schung: Dia­gno­se soll mög­lich wer­den — News — SRF). Das erschwert die Dia­gno­se­stel­lung und führt lei­der nicht sel­ten dazu, dass Betrof­fe­ne lan­ge auf eine kla­re Dia­gno­se war­ten. Beson­ders pro­ble­ma­tisch ist, wenn die ursprüng­li­che Coro­na-Infek­ti­on viel­leicht gar nicht mit­tels Test nach­ge­wie­sen wur­de – dann fehlt oft der „Beweis“, was die Aner­ken­nung der Lang­zeit­fol­gen zusätz­lich erschwert.

Hin­zu kommt, dass Long COVID in sei­ner Aus­prä­gung sehr hete­ro­gen ist: Zwei Pati­en­ten kön­nen voll­kom­men unter­schied­li­che Sym­ptom­kom­bi­na­tio­nen haben. Die­se Varia­bi­li­tät erfor­dert oft eine inter­dis­zi­pli­nä­re Abklä­rung – Haus­ärz­te bezie­hen je nach Sym­pto­ma­tik Lun­gen­ärz­te, Neu­ro­lo­gen, Kar­dio­lo­gen oder ande­re Fach­rich­tun­gen mit ein. Vie­le Kli­ni­ken und Zen­tren haben spe­zi­el­le Post-COVID-Ambu­lan­zen ein­ge­rich­tet, um kom­ple­xe Fäl­le zu bün­deln. Trotz­dem bleibt die Dia­gno­se in man­chen Fäl­len eine Her­aus­for­de­rung, und sowohl Pati­en­ten als auch Ärz­te müs­sen mit einer gewis­sen Unsi­cher­heit umge­hen. Wich­tig ist, dass Betrof­fe­ne ernst genom­men wer­den und eine sorg­fäl­ti­ge medi­zi­ni­sche Abklä­rung erhal­ten, auch wenn der Weg zur Dia­gno­se mit­un­ter lang­wie­rig ist.

Behandlungsmöglichkeiten

Medikamentöse Therapieansätze

Bis­lang gibt es kei­ne spe­zi­fi­sche medi­ka­men­tö­se The­ra­pie, die die Ursa­che von Long- oder Post-COVID hei­len kann. Die Behand­lung rich­tet sich daher in ers­ter Linie sym­ptom­ori­en­tiert nach den indi­vi­du­el­len Beschwer­den der Patient*innen (Long COVID: Hilf­rei­che Infor­ma­tio­nen für Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge und Inter­es­sier­te). Das bedeu­tet: Je nach­dem, wel­che Organ­sys­te­me betrof­fen sind, kom­men unter­schied­li­che Medi­ka­men­te zum Ein­satz. Bei­spie­le sind etwa Inha­la­ti­ons­me­di­ka­men­te bei anhal­ten­den Atem­pro­ble­men (ähn­lich wie bei Asth­ma oder COPD), Schmerz­mit­tel oder ent­zün­dungs­hem­men­de Medi­ka­men­te bei Mus­kel- und Gelenk­schmer­zen, oder Medi­ka­men­te zur Kreis­lauf­sta­bi­li­sie­rung (z.B. bei ortho­sta­ti­schen Pro­ble­men und Herz­ra­sen). In eini­gen Fäl­len wer­den Kor­ti­kos­te­ro­ide (Kor­ti­son) erprobt, um über­schie­ßen­de Ent­zün­dungs­re­ak­tio­nen zu dämp­fen – hier­zu lau­fen der­zeit Stu­di­en (Long COVID Stu­die | Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Tübin­gen — uni-tuebingen.de) (Neue Medi­ka­men­ten­stu­die bei Long Covid — Gesund­heits­in­dus­trie BW). Auch die Gabe von hoch­do­sier­ten Vit­ami­nen (z.B. Vit­amin B‑Komplex zur Unter­stüt­zung der Ner­ven) wird erforscht (Long COVID Stu­die | Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Tübin­gen — uni-tuebingen.de). Grund­sätz­lich stam­men alle der­zeit ein­ge­setz­ten Medi­ka­men­te aus ande­ren Indi­ka­tio­nen (es wer­den also bekann­te Arz­nei­en off-label bei Long COVID getes­tet). Wel­che Medi­ka­men­te im Ein­zel­fall hel­fen, vari­iert stark; oft ist es ein Aus­pro­bie­ren unter ärzt­li­cher Auf­sicht, um die best­mög­li­che Lin­de­rung zu erzielen.

Ein wich­ti­ger Punkt: Da Long COVID ver­mut­lich unter­schied­li­che bio­lo­gi­sche Ursa­chen haben kann (sie­he unten), spre­chen nicht alle Betrof­fe­nen auf die­sel­ben Medi­ka­men­te an. Ein Mit­tel, das einer Per­son hilft, kann bei einer ande­ren wir­kungs­los blei­ben. Trotz­dem gibt es welt­weit inten­si­ve For­schungs­be­mü­hun­gen, wirk­sa­me The­ra­pien zu iden­ti­fi­zie­ren – der­zeit wer­den in Pro­jek­ten über 61 ver­schie­de­ne Medi­ka­men­te gegen Lon­g/­Post-COVID unter­sucht (Aktu­el­ler Stand: Medi­ka­men­te bei Long-Covid). Bis belast­ba­re Daten vor­lie­gen, bleibt die medi­ka­men­tö­se Behand­lung jedoch indi­vi­dua­li­siert und auf die Kon­trol­le der jewei­li­gen Sym­pto­me begrenzt (Long COVID: Hilf­rei­che Infor­ma­tio­nen für Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge und Inter­es­sier­te).

Physiotherapie, Ergotherapie und alternative Behandlungen

Reha­bi­li­ta­ti­ve The­ra­pien spie­len bei Long-COVID eine zen­tra­le Rol­le. Vie­le Patient*innen pro­fi­tie­ren von Phy­sio­the­ra­pie, um kör­per­li­che Funk­tio­nen wie­der­her­zu­stel­len – zum Bei­spiel Atem­übun­gen bei Luft­not oder behut­sa­mes Aus­dau­er­trai­ning bei Fati­gue (unter Anlei­tung, um Über­las­tung zu ver­mei­den). Ergo­the­ra­pie kann hel­fen, im All­tag wie­der bes­ser zurecht­zu­kom­men, ins­be­son­de­re bei kogni­ti­ven Pro­ble­men (soge­nann­tes Hirn­leis­tungs­trai­ning oder Kon­zen­tra­ti­ons­übun­gen) und beim Ener­gie­ma­nage­ment. Ein Stich­wort in die­sem Zusam­men­hang ist „Pacing“: Betrof­fe­ne ler­nen, ihre ver­füg­ba­re Ener­gie klug ein­zu­tei­len und Akti­vi­tät und Ruhe in einem aus­ge­wo­ge­nen Rhyth­mus abzu­wech­seln, um Erschöp­fungs-Kri­sen vor­zu­beu­gen (Neue Stu­die der Cha­ri­té und des Max Del­brück Cen­ters: Erkennt­nis­se zu ME/CFS bei Long-COVID-Betrof­fe­nen | BMG-Initia­ti­ve Long COVID). Sol­che Stra­te­gien aus der Behand­lung von ME/CFS wer­den zuneh­mend auch Long-COVID-Pati­en­ten vermittelt.

Neben Phy­sio- und Ergo­the­ra­pie gibt es wei­te­re unter­stüt­zen­de Ansät­ze. Man­che Betrof­fe­ne berich­ten über Lin­de­rung durch Ent­span­nungs­tech­ni­ken (wie Yoga, Medi­ta­ti­on oder Atem­the­ra­pie), die hel­fen kön­nen, Ner­ven­sys­tem und Atmung zu beru­hi­gen. Auch Mas­sa­gen oder manu­el­le The­ra­pien kön­nen Mus­kel­ver­span­nun­gen und Schmer­zen mil­dern. Eini­ge Reha-Kli­ni­ken set­zen inno­va­ti­ve Metho­den ein – etwa Aus­dau­er­trai­ning unter Hypo­xie/­Hy­per­oxie-Bedin­gun­gen (Inter­vall-Höhen­luft­trai­ning), wel­ches in einer klei­nen Stu­die posi­ti­ve Effek­te auf Long COVID zeig­te (Stu­die von MEDIAN zeigt: Inter­mit­tie­ren­de Hypo­xie … — MEDIAN Kli­ni­ken). Wich­tig ist jedoch: Nicht jede The­ra­pie ist für jede Per­son geeig­net (Long COVID: Hilf­rei­che Infor­ma­tio­nen für Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge und Inter­es­sier­te). Oft muss indi­vi­du­ell aus­pro­biert wer­den, was hilft.

Auch alter­na­ti­ve Heil­me­tho­den wer­den teils ange­wandt oder dis­ku­tiert, etwa die Ein­nah­me bestimm­ter Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel (Vit­amin D, Ome­ga-3-Fett­säu­ren etc.) zur Unter­stüt­zung der Gene­sung. Die wis­sen­schaft­li­che Evi­denz hier­für ist bis­lang begrenzt, doch eini­ge Betrof­fe­ne pro­bie­ren sol­che Ansät­ze aus, meist ergän­zend zu schul­me­di­zi­ni­schen Maß­nah­men. Grund­sätz­lich soll­te jede Behand­lung – auch alter­na­ti­ve – mit den behan­deln­den Ärz­ten abge­stimmt wer­den. Eine eng­ma­schi­ge Betreu­ung (z.B. in Form einer ambu­lan­ten Reha oder Long-COVID-Spe­zi­al­sprech­stun­de) hilft, die The­ra­pie­maß­nah­men zu koor­di­nie­ren und den Fort­schritt zu über­wa­chen (Long COVID: Hilf­rei­che Infor­ma­tio­nen für Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge und Inter­es­sier­te) (Dia­gno­se Long Covid: So wird es fest­ge­stellt).

Psychosoziale Unterstützung und Rehabilitationsmaßnahmen

Weil Long COVID oft alle Lebens­be­rei­che betrifft, sind psy­cho­so­zia­le und reha­bi­li­ta­ti­ve Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te essen­zi­ell. Vie­le Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten neh­men an medi­zi­ni­scher Reha­bi­li­ta­ti­on (Reha) teil – ent­we­der ambu­lant oder sta­tio­när. In sol­chen Reha-Maß­nah­men wird mul­ti­pro­fes­sio­nell gear­bei­tet: Ärztinnen, Phy­sio- und Ergo­the­ra­peutinnen, Psy­cho­loginnen und Sozi­al­ar­bei­terinnen erstel­len gemein­sam einen The­ra­pie­plan, um sowohl kör­per­li­che als auch see­li­sche Aspek­te anzu­ge­hen. Hier kön­nen ver­schie­de­ne Behand­lun­gen kom­bi­niert wer­den, z.B. Aus­dau­er­trai­ning, Atem­schu­le, Ent­span­nungs­ver­fah­ren und psy­cho­lo­gi­sche Gesprä­che. Die Deut­sche Ren­ten­ver­si­che­rung und ande­re Trä­ger haben spe­zi­el­le Post-COVID-Reha-Pro­gram­me auf­ge­legt, die Betrof­fe­nen hel­fen sol­len, Schritt für Schritt wie­der leis­tungs­fä­hi­ger zu wer­den (Long COVID: Hilf­rei­che Infor­ma­tio­nen für Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge und Inter­es­sier­te).

Dar­über hin­aus ist die psy­cho­so­zia­le Unter­stüt­zung im All­tag wich­tig. Vie­le Kran­ken­kas­sen bie­ten Bera­tun­gen oder sogar Online-Pro­gram­me für Long-COVID-Betrof­fe­ne an. Ein wert­vol­les Ange­bot sind Selbst­hil­fe­grup­pen: Der Aus­tausch mit ande­ren Betrof­fe­nen kann Iso­la­ti­on ent­ge­gen­wir­ken und prak­ti­sche Tipps ver­mit­teln. Bun­des­wei­te Stel­len wie NAKOS oder die BAG Selbst­hil­fe bie­ten Über­sich­ten, wo sol­che Grup­pen zu fin­den sind. Auch psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Unter­stüt­zung kann ange­zeigt sein (sie­he unten) – nicht weil Long COVID „psy­chisch“ wäre, son­dern um den Umgang mit der Belas­tung zu erleich­tern. Wich­tig ist, dass Patient*innen nied­rig­schwel­lig Hil­fe erhal­ten, z.B. in Form von Bera­tung zu Sozi­al­leis­tun­gen oder beruf­li­cher Reha­bi­li­ta­ti­on, falls die Erkran­kung län­ger andauert.

Nicht zuletzt müs­sen oft Arbeits­platz­an­pas­sun­gen erfol­gen, um eine schritt­wei­se Rück­kehr ins Berufs­le­ben zu ermög­li­chen. Arbeit­ge­ber kön­nen etwa Schon­ar­beits­plät­ze anbie­ten, Home-Office ermög­li­chen oder eine stu­fen­wei­se Wie­der­ein­glie­de­rung ver­ein­ba­ren. Für Schü­ler, Stu­die­ren­de oder Aus­zu­bil­den­de gibt es die Mög­lich­keit von Nach­teils­aus­glei­chen (z.B. mehr Zeit für Prü­fun­gen) (Long COVID: Hilf­rei­che Infor­ma­tio­nen für Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge und Inter­es­sier­te). All die­se Maß­nah­men fal­len unter eine ganz­heit­li­che Behand­lung, die nicht nur die medi­zi­ni­schen Sym­pto­me, son­dern auch die sozia­le Teil­ha­be der Betrof­fe­nen im Blick hat.

Psychosoziale Aspekte

Auswirkungen auf Psyche und Lebensqualität

Die anhal­ten­den kör­per­li­chen Sym­pto­me von Lon­g/­Post-COVID wir­ken sich oft stark auf die Psy­che und die Lebens­qua­li­tät der Betrof­fe­nen aus. Vie­le erle­ben durch die dau­er­haf­te Erschöp­fung und Leis­tungs­gren­zen Gefüh­le von Frus­tra­ti­on, Ohn­macht oder Trau­rig­keit. Es ist nicht unge­wöhn­lich, dass Long-COVID-Patient*innen im Ver­lauf eine Depres­si­on oder Angst­stö­rung ent­wi­ckeln – Stu­di­en legen nahe, dass das Risi­ko dafür erhöht ist (Sci­ence Bite: Long COVID — Pres­se — DGPPN). Grün­de sind zum einen bio­lo­gi­sche Fak­to­ren (etwa neu­ro­in­flamm­a­to­ri­sche Pro­zes­se im Gehirn), zum ande­ren die belas­ten­de Erfah­rung, plötz­lich nicht mehr der “Alte” zu sein und All­täg­li­ches nicht mehr bewäl­ti­gen zu kön­nen. Schlaf­stö­run­gen und chro­ni­sche Schmer­zen, die häu­fig dazu­ge­hö­ren, kön­nen die psy­chi­sche Ver­fas­sung wei­ter beeinträchtigen.

Die Lebens­qua­li­tät ist bei vie­len Betrof­fe­nen deut­lich redu­ziert. Akti­vi­tä­ten, die frü­her selbst­ver­ständ­lich waren – Spa­zier­gän­ge, Hob­bys, Tref­fen mit Freun­den – sind plötz­lich nur noch ein­ge­schränkt oder gar nicht mehr mög­lich. Ein Groß­teil der Ener­gie fließt in grund­le­gen­de Din­ge wie Kör­per­pfle­ge, Haus­halt oder Arzt­be­su­che. Sozia­le Kon­tak­te lei­den dar­un­ter; vie­le füh­len sich iso­liert und zurück­ge­zo­gen, was die Stim­mung zusätz­lich trü­ben kann. Beson­ders bei jün­ge­ren Men­schen kann Long COVID wie ein har­ter Ein­schnitt ins Leben wir­ken: Plä­ne müs­sen ver­scho­ben oder auf­ge­ge­ben wer­den, was emo­tio­nal sehr belas­tend ist.

Posi­tiv ist, dass psy­cho­lo­gi­sche Unter­stüt­zung hier Abhil­fe schaf­fen kann. Psychotherapeut*innen beto­nen, dass Long COVID eine kör­per­li­che Erkran­kung ist, man aber ler­nen muss, psy­chisch mit den neu­en Gren­zen zu leben (Von Long Covid aus dem Leben geris­sen: Womit Betrof­fe­ne zu kämp­fen haben | Sonn­tags). Tech­ni­ken aus der Schmerz­the­ra­pie oder der Behand­lung chro­ni­scher Krank­hei­ten kom­men zum Ein­satz: z.B. das Ent­wi­ckeln von Coping-Stra­te­gien, Auf­bau eines neu­en All­tags­rhyth­mus und Akzep­tanz­trai­ning, um bes­ser mit der Situa­ti­on umzu­ge­hen. Auch Anti­de­pres­si­va oder angst­lö­sen­de Medi­ka­men­te kön­nen je nach indi­vi­du­el­ler Lage vor­über­ge­hend hilf­reich sein, soll­ten aber immer im Rah­men eines Gesamt­be­hand­lungs­plans betrach­tet werden.

Herausforderungen im Arbeitsleben und soziale Teilhabe

Für vie­le Betrof­fe­ne ist die Rück­kehr in den Beruf eine gro­ße Her­aus­for­de­rung. Wäh­rend eini­ge mit mil­dem Long COVID nach eini­gen Wochen wie­der nor­mal arbei­ten kön­nen, sind ande­re über Mona­te oder län­ger arbeits­un­fä­hig. Sym­pto­me wie Fati­gue und Kon­zen­tra­ti­ons­stö­run­gen füh­ren dazu, dass ein gan­zer Arbeits­tag kaum zu schaf­fen ist. Hin­zu kommt, dass Long COVID oft ein Auf und Ab ist – an einem Tag fühlt man sich bes­ser, am nächs­ten zwin­gen einen Schwin­del oder Erschöp­fung wie­der zur Ruhe. Die­se Unvor­her­seh­bar­keit macht es schwie­rig, sich auf die Anfor­de­run­gen des Jobs ein­zu­stel­len. Vie­le redu­zie­ren ihre Stun­den oder müs­sen vor­erst krank­ge­schrie­ben blei­ben; in schwe­ren Fäl­len steht sogar die Fra­ge einer Berufs­un­fä­hig­keit im Raum.

Auch im sozia­len Leben tre­ten Ein­schrän­kun­gen auf. Tref­fen mit Freun­den, Fami­li­en­fei­ern oder Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten wer­den sel­te­ner, weil die Kraft fehlt oder man sich wegen mög­li­cher Sym­pto­me nicht ver­läss­lich ver­ab­re­den kann. Wie eine Psy­cho­the­ra­peu­tin berich­tet, wer­den Betrof­fe­ne durch die Krank­heit oft sozi­al iso­liert, das Pfle­gen von Freund­schaf­ten „wird schwie­rig“. Dadurch füh­len sich vie­le allein­ge­las­sen mit ihrem Schick­sal. Gera­de jun­ge und zuvor akti­ve Men­schen kämp­fen mit dem Gefühl, „aus dem Leben geris­sen“ wor­den zu sein (Von Long Covid aus dem Leben geris­sen: Womit Betrof­fe­ne zu kämp­fen haben | Sonn­tags). Die­se sozia­le Iso­la­ti­on kann wie­der­um nega­ti­ve Fol­gen für die psy­chi­sche Gesund­heit haben.

Um die Teil­ha­be den­noch zu erhal­ten, sind Anpas­sun­gen und Ver­ständ­nis im Umfeld enorm wich­tig. Im Arbeits­le­ben hel­fen fle­xi­ble Lösun­gen wie Teil­zeit, Home-Office oder eine gra­du­el­le Stei­ge­rung der Arbeits­be­las­tung, damit Betrof­fe­ne ihre Leis­tungs­fä­hig­keit lang­sam zurück­ge­win­nen kön­nen. Im pri­va­ten Bereich kön­nen Freun­de und Fami­lie Unter­stüt­zung bie­ten, indem sie z.B. Besu­che kurz hal­ten, Rück­sicht auf Fati­gue neh­men oder prak­ti­sche Hil­fe im All­tag leis­ten. Vie­le Betrof­fe­ne ver­net­zen sich online in Com­mu­ni­ties oder Selbst­hil­fe­grup­pen, um trotz allem sozia­le Ver­bun­den­heit zu erle­ben und nicht den Kon­takt zur Außen­welt zu ver­lie­ren (Long COVID: Hilf­rei­che Infor­ma­tio­nen für Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge und Inter­es­sier­te). Lang­fris­tig ist es für die Gesell­schaft wich­tig zu erken­nen, dass Long COVID-Patient*innen zwar unsicht­ba­re, aber den­noch rea­le Ein­schrän­kun­gen haben – mit ent­spre­chen­dem Ent­ge­gen­kom­men kön­nen sie am sozia­len Leben teil­neh­men, auch wenn es in ange­pass­ter Form sein mag.

Stigmatisierung

Erfahrungen von Betroffenen mit Vorurteilen und Ablehnung

Lei­der berich­ten vie­le Long- und Post-COVID-Betrof­fe­ne, dass sie neben den gesund­heit­li­chen Pro­ble­men auch mit Vor­ur­tei­len und Unglau­ben kon­fron­tiert sind. Da ihre Sym­pto­me äußer­lich oft nicht sicht­bar sind und die Krank­heit noch rela­tiv neu ist, sto­ßen sie nicht immer auf Ver­ständ­nis. Eini­ge Pati­en­ten hören Sät­ze wie „Du siehst doch gar nicht krank aus“ oder „Das wird wohl psy­chisch sein“. Tat­säch­lich kommt es vor, dass Long COVID falsch als psy­cho­so­ma­ti­sche Stö­rung abge­tan wird (Von Long Covid aus dem Leben geris­sen: Womit Betrof­fe­ne zu kämp­fen haben | Sonn­tags). Ärzt­li­che Fehl­dia­gno­sen in Rich­tung Depres­si­on oder Angst­stö­rung – obwohl die Ursa­che orga­nisch ist – sind kei­ne Sel­ten­heit (Sci­ence Bite: Long COVID — Pres­se — DGPPN) (Sci­ence Bite: Long COVID — Pres­se — DGPPN). Für die Betrof­fe­nen bedeu­tet das zusätz­li­chen see­li­schen Stress: Sie füh­len sich mit ihren rea­len Beschwer­den nicht ernst genom­men und stig­ma­ti­siert, als wäre alles „nur Ein­bil­dung“ (Sci­ence Bite: Long COVID — Pres­se — DGPPN).

Stig­ma­ti­sie­rung zeigt sich in ver­schie­de­nen Berei­chen. Im Arbeits­le­ben haben eini­ge Betrof­fe­ne Angst, als „faul“ oder „unmo­ti­viert“ zu gel­ten, wenn sie wegen Long COVID lan­ge aus­fal­len oder nur ein­ge­schränkt belast­bar sind. Kolleg*innen oder Vor­ge­setz­te ver­ste­hen mit­un­ter nicht, war­um man nach einer eigent­lich über­stan­de­nen Infek­ti­on mona­te­lang nicht leis­tungs­fä­hig ist. In sol­chen Fäl­len kann unter­schwel­li­ges Miss­trau­en oder Druck ent­ste­hen, was die Rück­kehr an den Arbeits­platz wei­ter erschwert. Auch im Freun­des- und Fami­li­en­kreis erle­ben man­che Unver­ständ­nis – etwa, wenn Bekann­te die Ernst­haf­tig­keit der Krank­heit infra­ge stel­len oder unge­dul­dig reagie­ren, nach dem Mot­to: „Jetzt ist doch genug Zeit ver­gan­gen, nun reiß dich zusam­men“. Sol­che Aus­sa­gen mögen gut gemeint sein, gehen aber an der Rea­li­tät der Erkran­kung vor­bei und kön­nen die Betrof­fe­nen verletzen.

Auch im Gesund­heits­sys­tem selbst füh­len sich vie­le Long-COVID-Pati­entinnen stig­ma­ti­siert. Da objek­ti­ve Befun­de oft feh­len, berich­ten sie von Ärz­ten, die ihre Schil­de­run­gen nicht ganz ernst neh­men oder vor­schnell auf die psy­chi­sche Schie­ne schie­ben. Wie Exper­ten beto­nen, geht lei­der „eine psy­chi­sche Dia­gno­se immer noch häu­fig mit einer gewis­sen Stig­ma­ti­sie­rung ein­her“ – man­che Fach­kol­le­gen aus soma­ti­schen Fächern betrach­ten Long-COVID-Sym­pto­me dann nicht mehr als ernst­zu­neh­men­de orga­ni­sche Beschwer­den. In der Fol­ge lei­den die Betrof­fe­nen zusätz­lich unter dem Gefühl, dass man ihre Krank­heit abtut (Sci­ence Bite: Long COVID — Pres­se — DGPPN). Die­ses Erle­ben von Ableh­nung und Zwei­fel sei­tens der Umwelt kann das Krank­heits­ge­fühl ver­stär­ken und dazu füh­ren, dass sich Pati­entinnen wei­ter zurückziehen.

Fehlendes Verständnis in Gesellschaft und Gesundheitssystem

Die Stig­ma­ti­sie­rung von Long COVID hängt eng mit einem feh­len­den Ver­ständ­nis der Erkran­kung in wei­ten Tei­len der Gesell­schaft zusam­men. Anfangs war Long COVID wenig bekannt, und bis heu­te gibt es kei­ne ein­deu­ti­gen Dia­gno­se­mar­ker – das führ­te bei man­chen dazu, Long COVID als „Mode-Dia­gno­se“ oder psy­cho­so­ma­ti­schen Trend abzu­tun. Medi­en­be­rich­te über mil­de Ver­läu­fe von COVID-19 tra­gen womög­lich dazu bei, dass die Öffent­lich­keit die mög­li­chen Lang­zeit­fol­gen unter­schätzt. Vie­len ist nicht bewusst, wie ernst und ein­schrän­kend Long COVID sein kann. Dadurch fehlt es manch­mal an Empa­thie: Etwa wenn eine Mit­ar­bei­terin län­ger aus­fällt, wird hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand gemun­kelt, ob da wirk­lich etwas dahin­ter­steckt, oder Bekann­te fra­gen, ob man sich das viel­leicht einbildet.

Im Gesund­heits­sys­tem zeigt sich das feh­len­de Ver­ständ­nis z.B. dar­in, dass lan­ge nicht klar war, wer für Long-COVID-Pati­en­ten zustän­dig ist – Haus­arzt, Spe­zia­list, Psy­cho­lo­ge? Die­se Unsi­cher­heit spü­ren die Erkrank­ten. Zudem gibt es Berich­te, dass Anträ­ge auf Reha oder Kur zunächst abge­lehnt wur­den, weil die Lei­dens­schwe­re unter­schätzt wur­de. Ver­si­che­run­gen und sozia­le Absi­che­rungs­sys­te­me stan­den eben­falls vor neu­en Fra­gen: Ist Long COVID eine aner­kann­te Berufs­krank­heit (etwa für medi­zi­ni­sches Per­so­nal)? Wie bewer­tet man die Erwerbs­fä­hig­keit, wenn jemand zwar nicht akut krank im klas­si­schen Sin­ne ist, aber den­noch nicht voll arbeits­fä­hig? Die­se Lücken im Sys­tem füh­ren teils dazu, dass Betrof­fe­ne sich allei­ne durch­kämp­fen müs­sen, um Leis­tun­gen oder Unter­stüt­zung zu erhal­ten, was das Gefühl ver­stärkt, nicht ver­stan­den zu werden.

Glück­li­cher­wei­se wächst das Ver­ständ­nis mit der Zeit. Immer mehr Stu­di­en bele­gen, dass Long COVID kein Rand­phä­no­men ist, son­dern vie­le Men­schen betrifft und objek­ti­ve Ver­än­de­run­gen im Kör­per damit ein­her­ge­hen (Long COVID Stu­die: Blut­wer­te zei­gen Umpro­gram­mie­rung von Immun­zel­len an | News | Uni­ver­si­täts­me­di­zin Hal­le). In Deutsch­land und welt­weit wer­den Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gnen gestar­tet, um Ärz­te zu schu­len und die Öffent­lich­keit zu sen­si­bi­li­sie­ren. Den­noch bleibt viel zu tun, um das gesell­schaft­li­che Bewusst­sein zu schär­fen. Long COVID zeigt Par­al­le­len zu ME/CFS, einer chro­ni­schen Erkran­kung, die eben­falls lan­ge ver­kannt und stig­ma­ti­siert wur­de. Aus die­sen Erfah­run­gen lernt man nun hof­fent­lich: frü­he Aner­ken­nung der Krank­heit und Empa­thie den Betrof­fe­nen gegen­über sind ent­schei­dend, um Stig­ma zu vermeiden.

Maßnahmen zur Aufklärung und Sensibilisierung

Um der Stig­ma­ti­sie­rung ent­ge­gen­zu­wir­ken, sind ver­schie­de­ne Maß­nah­men not­wen­dig. Zunächst ein­mal braucht es Auf­klä­rung: Sowohl die all­ge­mei­ne Bevöl­ke­rung als auch medi­zi­ni­sches Per­so­nal müs­sen bes­ser über Long und Post COVID infor­miert wer­den – über die mög­li­che Schwe­re, die Sym­pto­me und die Tat­sa­che, dass es ech­te phy­si­sche Hin­ter­grün­de gibt. Gesund­heits­be­hör­den und Pati­en­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen haben bereits begon­nen, Info-Mate­ri­al bereit­zu­stel­len, z.B. Rat­ge­ber, Web­sites (wie die BMG-Initia­ti­ve „Long COVID“ in Deutsch­land) und Medi­en­be­rich­te, die authen­ti­sche Pati­en­ten­ge­schich­ten zei­gen. Sol­che Geschich­ten – etwa von vor­mals top­fit­ten Men­schen, die nun mona­te­lang ans Bett gefes­selt sind – hel­fen, Vor­ur­tei­le abzu­bau­en und Mit­ge­fühl aufzubauen.

In der medi­zi­ni­schen Com­mu­ni­ty wird dar­an gear­bei­tet, Leit­li­ni­en und Fort­bil­dun­gen bereit­zu­stel­len, damit Haus­ärz­te und Fach­ärz­te Long COVID erken­nen und adäquat behan­deln. Wenn Ärz­tin­nen und Ärz­te die Erkran­kung ernst neh­men und den Patient*innen das Gefühl geben, gehört zu wer­den, wirkt das dem Stig­ma im Behand­lungs­zim­mer ent­ge­gen. Eini­ge Kran­ken­häu­ser haben inter­dis­zi­pli­nä­re Long-COVID-Teams ein­ge­rich­tet, was ein Signal sen­det: Hier han­delt es sich um ein aner­kann­tes Krank­heits­bild. Auch in Betrie­ben kann Sen­si­bi­li­sie­rung hel­fen – etwa durch Betriebs­ärz­te, die über Long COVID infor­mie­ren, oder durch Vor­ge­setz­te, die offen mit dem The­ma umge­hen und Mit­ar­bei­ter ermu­ti­gen, offen über anhal­ten­de Beschwer­den zu spre­chen, statt sie zu ver­heim­li­chen aus Angst vor Karriere-Nachteilen.

Nicht zuletzt spie­len Betrof­fe­nen­or­ga­ni­sa­tio­nen eine wich­ti­ge Rol­le. Grup­pen wie Long COVID Deutsch­land (oder inter­na­tio­nal Pati­ent-Led Rese­arch etc.) machen durch Öffent­lich­keits­ar­beit auf die Pro­ble­me auf­merk­sam und kämp­fen für Aner­ken­nung. Pro­jek­te wie Sti­ME­CO unter­su­chen gezielt die Fol­gen von Stig­ma­ti­sie­rung bei ME/CFS und Post-COVID, um Stra­te­gien zu deren Abbau zu ent­wi­ckeln (Stig­ma­ti­sie­rung von ME/CFS und Post-COVID und ihre Aus­wir­kun­gen auf Qua­li­tät und Kos­ten der Gesund­heits­ver­sor­gung (Sti­ME­CO) | BMG). Sol­che For­schung und der Ein­be­zug von Betrof­fe­nen in Exper­ten­run­den tra­gen dazu bei, struk­tu­rel­le Stig­ma­ta abzu­bau­en. Ziel aller Bemü­hun­gen muss sein, Long COVID in Gesell­schaft und Medi­zin so zu ver­an­kern, dass Erkrank­te ohne Vor­be­hal­te die Hil­fe bekom­men, die sie brau­chen – frei von Stig­ma und mit vol­ler Empathie.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Aktuelle Studien und Forschungsergebnisse

Long- und Post-COVID sind noch jun­ge Krank­heits­bil­der, und die For­schung dazu läuft auf Hoch­tou­ren. In den letz­ten zwei Jah­ren wur­den welt­weit zahl­rei­che Stu­di­en ver­öf­fent­licht, die ver­su­chen, die Ursa­chen und Aus­wir­kun­gen bes­ser zu ver­ste­hen. Dabei kris­tal­li­siert sich her­aus, dass Long COVID mul­ti­fak­to­ri­ell ist – es gibt ver­mut­lich nicht die eine Ursa­che, son­dern ver­schie­de­ne Mecha­nis­men, die zu anhal­ten­den Sym­pto­men füh­ren kön­nen. Aktu­el­le Unter­su­chun­gen deu­ten auf eini­ge viel­ver­spre­chen­de Erkennt­nis­se hin:

  • Immu­no­lo­gi­sche Ver­än­de­run­gen: Vie­le Stu­di­en fin­den bei Long-COVID-Pati­en­ten auf­fäl­li­ge Mus­ter im Immun­sys­tem. Bei­spiels­wei­se wur­den erhöh­te Wer­te bestimm­ter Ent­zün­dungs­mar­ker (Zyto­ki­ne) im Blut nach­ge­wie­sen. Eine deut­sche For­schungs­grup­pe fand Hin­wei­se auf eine Umpro­gram­mie­rung von Immun­zel­len (Monozyten/Makrophagen), die auf eine anhal­ten­de Fehl­re­gu­la­ti­on hin­deu­tet. Inter­es­san­ter­wei­se iden­ti­fi­zier­ten sie dabei ver­schie­de­ne Sub­grup­pen von Long COVID – was erklärt, war­um nicht alle Pati­en­ten das glei­che immu­no­lo­gi­sche Pro­fil zei­gen. Zudem wur­de in eini­gen Fäl­len das Spike-Pro­te­in des Virus noch Mona­te nach Infek­ti­on im Blut gefun­den, ins­be­son­de­re bei Betrof­fe­nen mit Long COVID (Long COVID Stu­die: Blut­wer­te zei­gen Umpro­gram­mie­rung von Immun­zel­len an | News | Uni­ver­si­täts­me­di­zin Hal­le). Dies stützt die Hypo­the­se einer per­sis­tie­ren­den Virus­prä­senz oder vira­len Anti­gen­res­te im Kör­per, auch wenn kein ver­meh­rungs­fä­hi­ges Virus mehr vor­han­den ist.
  • Auto­im­m­un­re­ak­tio­nen: Es meh­ren sich Hin­wei­se, dass Long COVID in eini­gen Fäl­len durch Auto­im­mun­pro­zes­se getrig­gert wird. Das Immun­sys­tem könn­te sich durch die Infek­ti­on fehl­ge­lei­tet haben und nun kör­per­ei­ge­ne Struk­tu­ren angrei­fen. So wur­den bei einem Teil der Pati­en­ten Auto­an­ti­kör­per gegen bestimm­te Rezep­to­ren oder Gewe­be ent­deckt. Ein bekannt gewor­de­nes Bei­spiel sind Auto­an­ti­kör­per gegen G‑Pro­te­in-gekop­pel­te Rezep­to­ren, die mög­li­cher­wei­se Sym­pto­me wie Kreis­lauf­pro­ble­me und Fati­gue mit­ver­ur­sa­chen (die­se Erkennt­nis stammt u.a. aus einem indi­vi­du­el­len Heil­ver­such mit dem Medi­ka­ment BC 007, das sol­che Auto­an­ti­kör­per neu­tra­li­siert; die Ergeb­nis­se sind aber noch nicht ein­deu­tig). Auch Par­al­le­len zu ME/CFS – das oft post­in­fek­ti­ös auf­tritt – deu­ten auf auto­im­mun-ähn­li­che Mecha­nis­men hin. For­scher ver­mu­ten, dass ver­schie­de­ne „schla­fen­de“ Viren (wie Epstein-Barr-Virus) durch COVID reak­ti­viert wer­den könn­ten und dann Auto­im­mun­pro­zes­se anstoßen.
  • Durch­blu­tungs­stö­run­gen und Gewe­be­schä­den: Ein wei­te­rer For­schungs­strang unter­sucht, ob Mikro­throm­bo­sen (win­zi­ge Blut­ge­rinn­sel) und Gefäß­schä­den nach COVID eine Rol­le spie­len. Es gibt die Theo­rie, dass kleins­te Blut­ge­rinn­sel in Kapil­la­ren ver­blei­ben und dadurch die Sau­er­stoff­ver­sor­gung in bestimm­ten Gewe­ben beein­träch­ti­gen. Das könn­te chro­ni­sche Müdig­keit und kogni­ti­ve Pro­ble­me erklä­ren. Eben­so wird erforscht, ob das Virus an bestimm­ten Orga­nen anhal­ten­de Schä­den hin­ter­lässt – etwa an den Mito­chon­dri­en (den „Kraft­wer­ken“ der Zel­len) oder am vagus­nerv (der vie­le Organ­funk­tio­nen steu­ert) (Aktu­el­ler Stand: Medi­ka­men­te bei Long-Covid). Sol­che Schä­den könn­ten zu einer Art Dau­er­stress­re­ak­ti­on im Kör­per füh­ren. Ein inter­na­tio­na­les For­scher­team aus Zürich konn­te kürz­lich Bio­mar­ker im Blut iden­ti­fi­zie­ren (u.a. bestimm­te Immun­zel­len und Ent­zün­dungs­fak­to­ren), die Long-COVID-Pati­en­ten von Gesun­den unter­schei­den (Ende der Stig­ma­ti­sie­rung? — Durch­bruch in Long-Covid-For­schung: Dia­gno­se soll mög­lich wer­den — News — SRF). Die­se Ent­de­ckung, publi­ziert 2024 in Sci­ence, weckt Hoff­nung, dass man Long COVID in Zukunft objek­tiv dia­gnos­ti­zie­ren kann – was einen Durch­bruch dar­stel­len wür­de, da bis dato die Dia­gno­se wie erwähnt nur kli­nisch mög­lich ist.
  • Neu­ro­lo­gi­sche und psy­chi­sche Fol­gen: Stu­di­en zei­gen, dass Long COVID auch neu­ro­psych­ia­tri­sche Spu­ren hin­ter­las­sen kann. Bild­ge­ben­de Ver­fah­ren (MRT) fan­den z.B. in eini­gen Fäl­len leich­te Ver­än­de­run­gen im Gehirn, etwa in Berei­chen, die für Gedächt­nis und Geruchs­sinn zustän­dig sind. Auch wenn die genau­en Zusam­men­hän­ge noch unklar sind, lau­fen Unter­su­chun­gen dazu, ob das Virus direkt Ner­ven­zel­len schä­di­gen oder Ent­zün­dun­gen im Gehirn aus­lö­sen kann. Epi­de­mio­lo­gi­sche Daten deu­ten dar­auf hin, dass Men­schen nach durch­ge­mach­ter COVID-19-Infek­ti­on ein höhe­res Risi­ko für Depres­sio­nen, Angst­stö­run­gen oder Hirn­leis­tungs­stö­run­gen haben – was mit Long COVID über­lap­pen kann. Eine Lang­zeit­stu­die in Deutsch­land (Cha­ri­té / Max Del­brück Cen­ter) beob­ach­te­te Pati­en­ten mit schwe­rer Fati­gue über 20 Mona­te und fand zwei Trends: Die­je­ni­gen, die die Kri­te­ri­en für ME/CFS erfüll­ten, blie­ben oft über den gesam­ten Zeit­raum schwer krank; ande­re mit ähn­li­chen Sym­pto­men, aber ohne voll­stän­di­ge ME/CFS-Dia­gno­se, zeig­ten hin­ge­gen lang­sam Bes­se­run­gen im Ver­lauf (Neue Stu­die der Cha­ri­té und des Max Del­brück Cen­ters: Erkennt­nis­se zu ME/CFS bei Long-COVID-Betrof­fe­nen | BMG-Initia­ti­ve Long COVID). Das unter­streicht, wie wich­tig die Dif­fe­ren­zie­rung inner­halb der Long-COVID-Grup­pe ist.

Ins­ge­samt haben die bis­he­ri­gen wis­sen­schaft­li­chen Arbei­ten vor allem deut­lich gemacht, wie kom­plex Long COVID ist. Es gibt nicht die eine Erklä­rung, son­dern meh­re­re Puz­zle­tei­le, die zusam­men das Krank­heits­bild erge­ben. Die For­schung ver­sucht nun, die­se Puz­zle­tei­le zu einem ver­ständ­li­chen Bild zusammenzufügen.

Zukünftige Forschungsansätze und mögliche Therapien

Ange­sichts der vie­len offe­nen Fra­gen lau­fen welt­weit umfang­rei­che For­schungs­pro­gram­me zu Long und Post COVID. In Deutsch­land wur­den vom Bun­des­for­schungs­mi­nis­te­ri­um und Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um dut­zen­de Pro­jek­te gestar­tet, die ver­schie­de­ne Aspek­te unter­su­chen – von mole­ku­lar­bio­lo­gi­schen Mecha­nis­men bis zur Ver­sor­gungs­for­schung (30 neue Pro­jek­te im Rah­men des BMG-För­der­schwer­punkts zur). Die Zie­le die­ser For­schungs­an­stren­gun­gen sind vor allem: bes­se­re Dia­gno­se­mög­lich­kei­ten, Ver­ständ­nis der Ursa­chen und dar­auf auf­bau­end die Ent­wick­lung geziel­ter The­ra­pien.

Ein viel­ver­spre­chen­der Ansatz ist die Suche nach Bio­mar­kern, also mess­ba­ren Indi­ka­to­ren im Blut oder ande­ren Kör­per­flüs­sig­kei­ten, die Long COVID anzei­gen. Wie erwähnt, gab es ers­te Erfol­ge, bestimm­te Mus­ter zu iden­ti­fi­zie­ren. Soll­te es gelin­gen, einen zuver­läs­si­gen Test zu ent­wi­ckeln, wür­de das die Dia­gno­se revo­lu­tio­nie­ren und auch zur Ent­stig­ma­ti­sie­rung bei­tra­gen (denn dann lie­ße sich objek­tiv „bewei­sen“, dass jemand an Long COVID erkrankt ist (Ende der Stig­ma­ti­sie­rung? — Durch­bruch in Long-Covid-For­schung: Dia­gno­se soll mög­lich wer­den — News — SRF)). For­scher arbei­ten z.B. an Immun­pro­fi­len, ana­ly­sie­ren Auto­an­ti­kör­per oder suchen nach vira­len Res­ten in Gewebeproben.

Par­al­lel dazu wer­den neue The­ra­pie­an­sät­ze erprobt. Da gegen­wär­tig kei­ne spe­zi­fi­sche Medi­ka­men­ten­the­ra­pie exis­tiert, set­zen vie­le Stu­di­en auf repur­po­sing – also bereits zuge­las­se­ne Wirk­stof­fe für Long COVID zu tes­ten. Neben Kor­ti­son und Immun­mo­du­la­to­ren wer­den z.B. Gerin­nungs­hem­mer (gegen Mikro­throm­ben), Anti­oxi­dan­zi­en (zum Schutz der Mito­chon­dri­en) und sogar anti­vi­ra­le Medi­ka­men­te wie Pax­lo­vid hin­sicht­lich ihrer Wir­kung auf Long COVID unter­sucht (Aktu­el­ler Stand: Medi­ka­men­te bei Long-Covid — vfa) (Long Covid: Poten­ti­el­ler Wirk­stoff zeigt in Stu­die kei­ne Wir­kung). In den USA läuft die RECO­VER-Initia­ti­ve, ein Mil­li­ar­den­pro­jekt, das u.a. kon­trol­lier­te Stu­di­en zu poten­zi­el­len Medi­ka­men­ten finan­ziert. Ers­te Ergeb­nis­se sind hier für die nächs­ten Jah­re zu erwar­ten. Auch Plas­ma­aus­tausch-Ver­fah­ren oder Immun­ad­sorp­ti­on (um ver­mu­te­te Auto­an­ti­kör­per aus dem Blut zu fil­tern) wer­den in Ein­zel­fäl­len getes­tet (Aktu­el­ler Stand: Medi­ka­men­te bei Long-Covid). Sol­che inva­si­ve­ren Ansät­ze ste­hen aber noch ganz am Anfang der Prüfung.

Ein wei­te­rer Strang sind reha­bi­li­ta­ti­ons­ori­en­tier­te Stu­di­en: Hier geht es dar­um, opti­mal her­aus­zu­fin­den, wel­che Kom­bi­na­ti­on von Physio‑, Ergo- und Psy­cho­the­ra­pie den größ­ten Nut­zen bringt. Da vie­le Long-COVID-Pati­en­ten in eine chro­ni­sche Pha­se über­ge­hen, über­schnei­det sich die For­schung zuneh­mend mit der zu ande­ren chro­ni­schen Erkran­kun­gen (z.B. ME/CFS oder chro­ni­sches Lyme-Syn­drom). Künf­tig könn­ten mul­ti­mo­da­le The­ra­pie­pro­gram­me ent­wi­ckelt wer­den, die indi­vi­du­ell ange­passt wer­den, je nach­dem, ob bei einem Pati­en­ten eher die immu­no­lo­gi­sche, die neu­ro­lo­gi­sche oder die kar­dio­pul­mo­n­a­le Kom­po­nen­te im Vor­der­grund steht.

Span­nend sind auch High-Tech-Ansät­ze: Eini­ge Arbeits­grup­pen nut­zen Künst­li­che Intel­li­genz, um in den gewal­ti­gen Daten­men­gen (Sym­pto­me, Labor­wer­te, Gene­tik) Mus­ter zu ent­de­cken, die Unter­ty­pen von Long COVID defi­nie­ren. Ande­re for­schen an Impf­stof­fen, die spe­zi­ell Long COVID vor­beu­gen sol­len – zum Bei­spiel durch opti­mier­ten Schutz vor SARS-CoV-2-Reak­ti­vie­rung im Kör­per nach der aku­ten Pha­se. Apro­pos Imp­fung: Es gibt Hin­wei­se, dass Imp­fun­gen das Long-COVID-Risi­ko redu­zie­ren kön­nen, wenn auch nicht voll­stän­dig (COVID sur­vi­vors at increased risk of long-term gas­tro­in­testi­nal …). Des­halb gehört die COVID-Imp­fung wei­ter­hin zu den emp­foh­le­nen Maß­nah­men, um Long COVID vorzubeugen.

Ins­ge­samt gilt: Die wis­sen­schaft­li­che Erfor­schung von Long und Post COVID ist ein Mara­thon, kein Sprint. Vie­les wur­de in kur­zer Zeit gelernt, doch eben­so vie­le Fra­gen sind noch offen. Mit jeder neu­en Stu­die kom­men Puz­zle­tei­le hin­zu – etwa zu gene­ti­schen Risi­ko­fak­to­ren (war­um bekom­men man­che Long COVID und ande­re nicht?), zu geschlechts­spe­zi­fi­schen Unter­schie­den (Frau­en schei­nen etwas häu­fi­ger betrof­fen zu sein als Män­ner) und zur lang­fris­ti­gen Pro­gno­se (wie vie­le Betrof­fe­ne gene­sen voll­stän­dig, wie vie­le behal­ten dau­er­haf­te Beein­träch­ti­gun­gen?). Auch die Über­schnei­dung mit ande­ren post­vi­ra­len Syn­dro­men wird inten­siv unter­sucht, um aus frü­he­ren Erkennt­nis­sen zu lernen.

Die Hoff­nung ist, dass in den kom­men­den Jah­ren geziel­te The­ra­pien ent­wi­ckelt wer­den kön­nen, wenn die Mecha­nis­men kla­rer sind. Bei­spiels­wei­se, soll­te sich die Virus-Per­sis­tenz-Hypo­the­se bestä­ti­gen, könn­ten anti­vi­ra­le Lang­zeit­mit­tel oder Virus-neu­tra­li­sie­ren­de Immun­the­ra­pien hel­fen. Soll­ten Auto­im­mun­pro­zes­se domi­nie­ren, kämen spe­zi­fi­sche Immun­sup­pres­si­va oder Bio­lo­gi­cals in Betracht, um die fehl­ge­lei­te­ten Immun­an­grif­fe zu stop­pen. Und falls die Durch­blu­tungs-Theo­rie stimmt, könn­ten Medi­ka­men­te, die die Mikro­zir­ku­la­ti­on ver­bes­sern oder Mikro­ge­rinn­sel auf­lö­sen, zum Ein­satz kommen.

Für die Betrof­fe­nen ist wich­tig zu wis­sen: Sie ste­hen nicht allei­ne, und die Medi­zin nimmt das Phä­no­men sehr ernst. Welt­weit arbei­ten Exper­ten dar­an, Long COVID bes­ser zu ver­ste­hen und die Ver­sor­gung zu ver­bes­sern. Jede neue Erkennt­nis – sei es ein gefun­de­nes Mole­kül im Blut, ein iden­ti­fi­zier­ter Risi­ko­fak­tor oder ein getes­te­tes Medi­ka­ment – bringt uns einen Schritt wei­ter. Bis ech­te Durch­brü­che kom­men, bleibt Empa­thie und Unter­stüt­zung für die Pati­en­ten obers­tes Gebot. Aber die Fort­schrit­te der letz­ten Jah­re geben Grund zu vor­sich­ti­gem Opti­mis­mus, dass Long und Post COVID in Zukunft bes­ser behan­del­bar und auch in der Gesell­schaft aner­kannt sein werden.

Fazit: Long-COVID und Post-COVID-Syn­drom stel­len uns vor medi­zi­ni­sche, the­ra­peu­ti­sche und gesell­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen. Häu­fi­ge Sym­pto­me wie Fati­gue, Atem­not und kogni­ti­ve Stö­run­gen erfor­dern eine sorg­fäl­ti­ge Dia­gnos­tik und indi­vi­du­el­le Behand­lungs­kon­zep­te. Obwohl es noch kei­ne ursäch­li­che The­ra­pie gibt, kön­nen durch sym­ptom­ori­en­tier­te Medi­ka­men­te, Reha­bi­li­ta­ti­on und psy­cho­so­zia­le Unter­stüt­zung spür­ba­re Ver­bes­se­run­gen erzielt wer­den. Gleich­zei­tig müs­sen wir als Gesell­schaft dar­an arbei­ten, Vor­ur­tei­le und Unver­ständ­nis gegen­über Betrof­fe­nen abzu­bau­en – durch Auf­klä­rung, For­schung und Soli­da­ri­tät. Long COVID ist real und kom­plex, doch mit wis­sen­schaft­li­chem Fort­schritt und Empa­thie kön­nen wir Wege fin­den, den Betrof­fe­nen ihre Lebens­qua­li­tät best­mög­lich zurück­zu­ge­ben (Stig­ma­ti­sie­rung von ME/CFS und Post-COVID und ihre Aus­wir­kun­gen auf Qua­li­tät und Kos­ten der Gesund­heits­ver­sor­gung (Sti­ME­CO) | BMG).

Quel­len: Aktu­el­le Leit­li­ni­en, Stu­di­en und Infor­ma­ti­ons­por­ta­le zum Long-/Post-COVID-Syn­drom (u.a. RKI, BMG, WHO) sowie wis­sen­schaft­li­che Publi­ka­tio­nen zu Sym­pto­men, The­ra­pien und psy­cho­so­zia­len Aus­wir­kun­gen (The­ma: Long COVID und Post COVID: Dia­gno­se und Behand­lung: Kas­sen­ärzt­li­che Ver­ei­ni­gung Ber­lin) (Long COVID: Hilf­rei­che Infor­ma­tio­nen für Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge und Inter­es­sier­te) (Sci­ence Bite: Long COVID — Pres­se — DGPPN) (Long COVID Stu­die: Blut­wer­te zei­gen Umpro­gram­mie­rung von Immun­zel­len an | News | Uni­ver­si­täts­me­di­zin Hal­le) (Von Long Covid aus dem Leben geris­sen: Womit Betrof­fe­ne zu kämp­fen haben | Sonn­tags). (Alle Zita­te und Zah­len im Text sind mit den ent­spre­chen­den Quel­len belegt.)

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