Kinder mit Diabetes: Tipps für die Begutachtung

Dia­be­tes Typ 1 bei Kin­dern hat ver­schie­de­ne pfle­ge­ri­sche Aus­wir­kun­gen, die sowohl die Kin­der selbst als auch ihre Fami­li­en betref­fen. Gera­de bei der Ein­stu­fung in den gerech­ten Pfle­ge­grad wer­den oft bestimm­te Aspek­te ver­ges­sen oder falsch eingeschätzt.

Nach­fol­gend haben wir die wich­tigs­ten The­men und ihre Rele­vanz für die ent­spre­chen­den Fra­gen bei der Begut­ach­tung zusammengestellt:

1. Blutzuckermanagement

  • Regel­mä­ßi­ge Blut­zu­cker­kon­trol­len: Kin­der mit Dia­be­tes Typ 1 müs­sen regel­mä­ßig ihren Blut­zu­cker­spie­gel über­prü­fen, oft mehr­mals täglich. 
    • Fra­ge 2.7 Ver­ste­hen von Sach­ver­hal­ten und Infor­ma­tio­nen: Die­se Fra­ge muss natür­lich alters­ab­hän­gig beur­teilt wer­den. Wenn rele­van­te Sach­ver­hal­te im Zusam­men­hang mit der Blut­zu­cker­kon­trol­le nicht ver­stan­den wer­den, hat das einen erhöh­ten Pfle­ge- und Betreu­ungs­auf­wand zur Folge
    • Fra­ge 3.8 Abwehr pfle­ge­ri­scher oder ande­rer unter­stüt­zen­der Maß­nah­men: Wer­den die blu­ti­gen Mes­sun­gen akzep­tiert oder wer­den sie abge­wehrt? Gera­de bei jün­ge­ren Kin­dern ist die Ein­sicht für die Not­wen­dig­keit der lei­der unan­ge­neh­men Maß­nah­me oft nicht gege­ben. Das kann in einem erhöh­ten Auf­wand für die Pfle­ge­per­son resultieren
    • Fra­ge 5.6 Mes­sung und Deu­tung von Kör­per­zu­stän­den: Kann die Mes­sung selbst­stän­dig durch­ge­führt wer­den? Wer­den die vor­ge­schrie­be­nen Zei­ten vom Kind ohne frem­de Hil­fe ein­ge­hal­ten? Wer­den die Mess­ergeb­nis­se rich­tig inter­pre­tiert? Je jün­ger das Kind ist, des­to mehr Hil­fe bzw. Über­nah­me ist not­wen­dig. Dies kann auch bei Ver­wen­dung eines Sen­sors der Fall sein (Wech­sel etc.)
  • Insu­lin­the­ra­pie: Kin­der benö­ti­gen eine Insu­lin­the­ra­pie, die durch Injek­tio­nen oder eine Insu­lin­pum­pe ver­ab­reicht wird. Die Dosis muss indi­vi­du­ell ange­passt werden. 
    • Fra­ge 3.8 Abwehr pfle­ge­ri­scher oder ande­rer unter­stüt­zen­der Maß­nah­men: Wer­den die Injek­tio­nen akzep­tiert oder wer­den sie abge­wehrt? Letz­te­res kann in einem erhöh­ten Auf­wand für die Pfle­ge­per­son resultieren
    • Fra­gen 4.1 bis 4.4 Kör­per­hy­gie­ne: Gera­de bei Ver­wen­dung einer Insu­lin­pum­pe kann die selbst­stän­di­ge Kör­per­hy­gie­ne (z.B. beim Duschen) ein­ge­schränkt bzw. Hil­fe und Unter­stüt­zung erfor­der­lich sein
    • Fra­ge 5.2 Injek­tio­nen: Falls Injek­tio­nen nicht vom Kind selbst durch­ge­führt wer­den (kön­nen), müs­sen Pfle­ge­per­so­nen dies übernehmen
    • Fra­ge 5.6 Mes­sung und Deu­tung von Kör­per­zu­stän­den: Wenn die Insulin­do­sis nicht selbst­stän­dig berech­net bzw. ein­ge­stellt wer­den kann, ist per­so­nel­le Hil­fe notwendig
    • Fra­ge 5.7 Kör­per­na­he Hilfs­mit­tel: Eine Insu­lin­pum­pe kann als ein kör­per­na­hes Hilfs­mit­tel bezeich­net wer­den. Wenn das Kind beim Umgang mit der Pum­pe frem­de Hil­fe benö­tigt, soll­te das gewer­tet werden

2. Ernährungsmanagement

  • Koh­len­hy­dratzäh­lung: Die Pfle­ge­per­so­nen müs­sen ler­nen, die Koh­len­hy­drat­zu­fuhr in den Mahl­zei­ten genau zu berech­nen, um die Insulin­do­sie­rung ent­spre­chend anzupassen. 
    • Fra­ge 5.16 Ein­hal­ten einer Diät oder ande­rer krank­heits- oder the­ra­pie­be­ding­ter Ver­hal­tens­vor­schrif­ten: Da ins­be­son­de­re jün­ge­re Kin­der nicht in der Lage sind, Koh­le­hy­dra­te kor­rekt zu berech­nen, ist hier regel­mä­ßig Unter­stüt­zung notwendig
  • Gesun­de Ernäh­rung: Eine aus­ge­wo­ge­ne Ernäh­rung ist wich­tig, um den Blut­zu­cker­spie­gel sta­bil zu halten. 
    • Fra­ge 5.16 Ein­hal­ten einer Diät oder ande­rer krank­heits- oder the­ra­pie­be­ding­ter Ver­hal­tens­vor­schrif­ten: Auch bei der Ein­hal­tung von Ernäh­rungs­vor­schrif­ten brau­chen die meis­ten Kin­der Über­wa­chung und Unterstützung

3. Schul- und Freizeitbetreuung

  • Schu­li­sche Unter­stüt­zung: Schu­len müs­sen infor­miert und in der Lage sein, Kin­der mit Dia­be­tes zu unter­stüt­zen, ein­schließ­lich der Mög­lich­keit, Blut­zu­cker zu über­prü­fen und Insu­lin zu verabreichen. 
    • Je nach indi­vi­du­el­ler Situa­ti­on kann es sein, dass eine aus­rei­chen­de Betreu­ung in der Schu­le nicht gewähr­leis­tet ist, so dass ein erhöh­ter Betreu­ungs­auf­wand für die Eltern resultiert
  • Sport und Akti­vi­tät: Kör­per­li­che Akti­vi­tät beein­flusst den Blut­zu­cker­spie­gel, daher muss das Manage­ment ange­passt wer­den, um Hypo- oder Hyper­glyk­ämie zu vermeiden. 
    • Gera­de bei sehr akti­ven Kin­dern kann ein erhöh­ter Betreu­ungs­auf­wand resultieren

4. Umgang mit Hypoglykämie und Hyperglykämie

  • Erken­nung und Behand­lung von Hypo­glyk­ämie: Sym­pto­me wie Zit­tern, Schwit­zen und Ver­wirrt­heit müs­sen schnell erkannt und behan­delt wer­den, oft durch die Ver­ab­rei­chung von Glukose. 
    • Die­ser Aspekt ist grund­sätz­lich wich­tig, hat aber nur dann Rele­vanz für die Beur­tei­lung der Selbst­stän­dig­keit eines betrof­fe­nen Kin­des, wenn Zustän­de der Unter­zu­cke­rung sehr häu­fig vor­kom­men und das Kind nicht allei­ne Gegen­maß­nah­men ergrei­fen kann
  • Erken­nung und Behand­lung von Hyper­glyk­ämie: Sym­pto­me wie erhöh­ter Durst, häu­fi­ges Was­ser­las­sen und Müdig­keit müs­sen über­wacht und behan­delt werden. 
    • Hier gilt das­sel­be wie für die Hypoglykämie

5. Psychosoziale Unterstützung

  • Emo­tio­na­le Unter­stüt­zung: Kin­der und ihre Fami­li­en benö­ti­gen emo­tio­na­le Unter­stüt­zung, um mit den Her­aus­for­de­run­gen der Krank­heit umzugehen. 
    • Die­ser Aspekt hat kei­ne unmit­tel­ba­re Rele­vanz für die Beur­tei­lung des Pflegegrades
  • Schu­lung und Bera­tung: Regel­mä­ßi­ge Schu­lun­gen und Bera­tun­gen für Kin­der und Fami­li­en sind wich­tig, um sie über die Krank­heit, ihre Behand­lung und den Umgang mit Kri­sen zu informieren. 
    • Die­ser Aspekt hat kei­ne unmit­tel­ba­re Rele­vanz für die Beur­tei­lung des Pflegegrades

6. Langzeitpflege und Gesundheitsüberwachung

  • Regel­mä­ßi­ge Arzt­be­su­che: Kin­der müs­sen regel­mä­ßig von einem Dia­be­to­lo­gen über­wacht wer­den, um sicher­zu­stel­len, dass ihre The­ra­pie opti­mal ein­ge­stellt ist.
  • Über­wa­chung von Lang­zeit­kom­pli­ka­tio­nen: Auch wenn Kom­pli­ka­tio­nen bei Kin­dern sel­te­ner sind, müs­sen regel­mä­ßi­ge Über­prü­fun­gen auf mög­li­che Lang­zeit­kom­pli­ka­tio­nen wie Augen‑, Nie­ren- und Ner­ven­pro­ble­me durch­ge­führt werden. 
    • Fra­ge 5.13 Arzt­be­su­che: Hier kann ein hoher Betreu­ungs­auf­wand resul­tie­ren, wenn das SF
  • Schu­lung der Kin­der: Kin­der müs­sen alters­ge­recht über ihre Krank­heit infor­miert und in die Lage ver­setzt wer­den, zuneh­mend Ver­ant­wor­tung für ihr Manage­ment zu übernehmen.
  • Unter­stüt­zung der Eltern: Eltern benö­ti­gen Unter­stüt­zung und Schu­lung, um ihre Kin­der effek­tiv zu betreu­en und gleich­zei­tig deren Unab­hän­gig­keit zu fördern.

Fazit

Die pfle­ge­ri­schen Aus­wir­kun­gen von Dia­be­tes Typ 1 bei Kin­dern sind viel­fäl­tig und erfor­dern eine umfas­sen­de Betreu­ung, die medi­zi­ni­sche, ernäh­rungs­be­zo­ge­ne, psy­cho­lo­gi­sche und päd­ago­gi­sche Aspek­te umfasst. Je mehr Hil­fe ein Kind benö­tigt, des­to höher ist der Pflegegrad.

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