Die Pflegewirtschaft im Wandel: Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Einleitung

Die Pfle­ge­wirt­schaft in Deutsch­land steht vor tief­grei­fen­den Her­aus­for­de­run­gen. Stei­gen­de Fall­zah­len, eine altern­de Bevöl­ke­rung und ein zuneh­men­der Fach­kräf­te­man­gel belas­ten das Sys­tem. Das aktu­el­le Gut­ach­ten des Insti­tuts der deut­schen Wirt­schaft (IW) im Auf­trag des Bun­des­ver­bands pri­va­ter Anbie­ter sozia­ler Diens­te e. V. (bpa) beleuch­tet die gegen­wär­ti­gen Pro­ble­me und skiz­ziert Reform­an­sät­ze für eine zukunfts­fä­hi­ge Pflegepolitik.


Steigende Pflegebedarfe und Finanzierungslasten

Mit der Ein­füh­rung des neu­en Pfle­ge­be­griffs 2017 ist die Zahl der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen stark ange­stie­gen. Gegen­über 2016 hat sie sich ver­dop­pelt. Beson­ders in der ambu­lan­ten Ver­sor­gung ist das Wachs­tum erheb­lich. Die­se Ent­wick­lung führt zu einem dyna­mi­schen Anstieg der Aus­ga­ben in der sozia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung (SPV), der durch wei­te­re Leis­tungs­aus­wei­tun­gen zusätz­lich befeu­ert wird.

Eine voll­stän­di­ge Kos­ten­über­nah­me in der sta­tio­nä­ren Pfle­ge wür­de kurz­fris­tig die Eigen­an­tei­le der Betrof­fe­nen redu­zie­ren, jedoch gleich­zei­tig den Bei­trags­satz in der SPV erheb­lich anhe­ben. Statt neu­er Finan­zie­rungs­quel­len soll­te laut dem Gut­ach­ten eine kri­ti­sche Über­prü­fung der bestehen­den Leis­tungs­ver­spre­chen erfol­gen, um nach­hal­ti­ge Lösun­gen zu finden.


Personalengpässe und Arbeitsmarktherausforderungen

Ein wei­te­res Kern­pro­blem ist der Fach­kräf­te­man­gel. Der Pfle­ge­be­reich ist stark per­so­nal­in­ten­siv, doch das Arbeits­kräf­te­an­ge­bot wird bis in die 2030er Jah­re hin­ein schrump­fen. Der­zei­ti­ge Maß­nah­men zur Fach­kräf­te­ge­win­nung, ins­be­son­de­re durch Zuwan­de­rung, sto­ßen an ihre Gren­zen. Zwar wächst der Anteil aus­län­di­scher Pfle­ge­kräf­te, jedoch wer­den die­se zuneh­mend auch in ihren Her­kunfts­län­dern benötigt.

Zudem hat die zuneh­men­de Büro­kra­ti­sie­rung den Ver­wal­tungs­auf­wand in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen erhöht, was wert­vol­le Per­so­nal­res­sour­cen bin­det. Eine Dere­gu­lie­rung könn­te Ent­las­tung schaf­fen, indem Doku­men­ta­ti­ons­pflich­ten redu­ziert und die admi­nis­tra­ti­ve Belas­tung gesenkt werden.


Innovationen als Lösungsansatz

Um die Pfle­ge zukunfts­si­cher zu gestal­ten, sind digi­ta­le Lösun­gen und tech­no­lo­gi­sche Inno­va­tio­nen erfor­der­lich. Der Ein­satz von KI, Robo­tik und ande­ren digi­ta­len Assis­tenz­sys­te­men könn­te Pfle­ge­kräf­te von nicht-pfle­ge­ri­schen Auf­ga­ben ent­las­ten. Aller­dings behin­dern star­re Regu­lie­rungs­vor­ga­ben der­zeit die Ver­brei­tung sol­cher Innovationen.

Das Gut­ach­ten emp­fiehlt daher, inno­va­ti­ons­freund­li­che Rah­men­be­din­gun­gen zu schaf­fen. Dazu gehört auch eine fle­xi­ble­re Hand­ha­bung der Per­so­nal­be­mes­sung, um Inves­ti­tio­nen in digi­ta­le Unter­stüt­zung wirt­schaft­lich trag­fä­hig zu machen.


Fazit

Die deut­sche Pfle­ge­wirt­schaft steht vor tief­grei­fen­den struk­tu­rel­len Her­aus­for­de­run­gen. Statt einer wei­te­ren Aus­wei­tung der Leis­tun­gen sind Maß­nah­men zur Kos­ten­kon­trol­le und zur Effi­zi­enz­stei­ge­rung not­wen­dig. Eine kon­se­quen­te Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung, gepaart mit der För­de­rung digi­ta­ler Inno­va­tio­nen, kann dazu bei­tra­gen, den Pfle­ge­be­darf trotz sin­ken­der Per­so­nal­res­sour­cen zu decken.

Zukunfts­fä­hi­ge Pfle­ge­po­li­tik bedeu­tet, die Finan­zie­rung sta­bil zu hal­ten, büro­kra­ti­sche Hür­den abzu­bau­en und tech­no­lo­gi­sche Inno­va­tio­nen gezielt zu för­dern. Nur so kann lang­fris­tig eine hoch­wer­ti­ge Ver­sor­gung sicher­ge­stellt werden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar