Das Neue Begutachtungsassessment (NBA): Alles, was Sie wissen müssen
Was ist das Neue Begutachtungsassessment (NBA)?
Das Neue Begutachtungsassessment (NBA) ist ein zentrales Instrument der Pflegebegutachtung in Deutschland. Es wurde 2017 mit der Einführung des Pflegestärkungsgesetzes II eingeführt und ersetzt das frühere System zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit. Das Ziel des NBA ist es, den tatsächlichen Unterstützungsbedarf einer Person objektiv, transparent und individueller zu erfassen – unabhängig davon, ob eine körperliche, kognitive oder psychische Beeinträchtigung vorliegt.
Das NBA spielt eine entscheidende Rolle bei der Zuweisung zu einem der fünf Pflegegrade und bildet die Grundlage für die Leistungen der Pflegeversicherung.
Warum wurde das Neue Begutachtungsassessment eingeführt?
Die Einführung des NBA war notwendig, weil das frühere System stark auf körperliche Beeinträchtigungen fokussiert war und damit die Bedürfnisse von Menschen mit kognitiven Einschränkungen – etwa durch Demenz – nicht ausreichend berücksichtigte. Das neue Verfahren soll:
- Gleichwertigkeit von körperlichen, kognitiven und psychischen Einschränkungen sicherstellen
- Den Pflegebedarf präziser und ganzheitlicher erfassen
- Den Zugang zu Pflegeleistungen gerechter gestalten
Die sechs Module des NBA
Das NBA gliedert sich in sechs sogenannte Module, die jeweils unterschiedliche Lebensbereiche und Fähigkeiten der pflegebedürftigen Person bewerten:
- Mobilität
Fähigkeit zur Fortbewegung innerhalb der Wohnung und zum Halten bestimmter Körperhaltungen. - Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
Erkennen von Personen, zeitlicher und räumlicher Orientierung, Verstehen und Ausdrücken von Informationen. - Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
Etwa nächtliche Unruhe, Aggressionen oder Ängste. - Selbstversorgung
Unterstützung bei Körperpflege, Ernährung und Toilettengängen. - Umgang mit krankheits- und therapiebedingten Anforderungen
Zum Beispiel das selbstständige Einnehmen von Medikamenten oder das Anwenden medizinischer Geräte. - Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte
Fähigkeit zur selbstständigen Gestaltung des Tagesablaufs und Pflege sozialer Beziehungen.
Jedes Modul wird mit einem Punktwert bewertet, der anteilig in die Gesamtsumme zur Bestimmung des Pflegegrades eingeht.
Pflegegrade und ihre Bedeutung
Auf Basis der NBA-Begutachtung wird einer der folgenden Pflegegrade zugewiesen:
- Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigungen
- Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigungen
- Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigungen
- Pflegegrad 4: Schwerste Beeinträchtigungen
- Pflegegrad 5: Schwerste Beeinträchtigungen mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung
Die Pflegegrade entscheiden über Art und Umfang der Leistungen, die eine pflegebedürftige Person von der Pflegeversicherung erhält.
Der Ablauf der NBA-Begutachtung
- Antrag bei der Pflegekasse stellen
Pflegebedürftige oder ihre Angehörigen stellen einen Antrag auf Pflegeleistungen. - Termin mit dem MD (Medizinischer Dienst) oder Medicproof (bei Privatversicherten)
Ein Gutachter besucht die betroffene Person in ihrer häuslichen Umgebung oder in einer Einrichtung. - Durchführung der Begutachtung anhand der Module
Der Gutachter erhebt alle relevanten Informationen und gibt Empfehlungen zur Einstufung. - Entscheidung der Pflegekasse
Die Pflegekasse entscheidet auf Basis des Gutachtens über den Pflegegrad.
Tipps zur Vorbereitung auf die Begutachtung
- Führen Sie ein Pflegetagebuch über mindestens zwei Wochen.
- Sammeln Sie medizinische Unterlagen, Arztbriefe und Medikamentenpläne.
- Sorgen Sie dafür, dass eine Bezugsperson beim Termin anwesend ist.
- Bereiten Sie sich auf Fragen zu den Alltagssituationen vor.
Vorteile des NBA
- Gerechtere Einstufung von Demenzkranken
- Mehr Transparenz im Begutachtungsverfahren
- Ganzheitliche Erfassung des Unterstützungsbedarfs
- Bessere Anpassung der Leistungen an den tatsächlichen Bedarf
Fazit
Das Neue Begutachtungsassessment ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einem gerechteren und moderneren Pflegesystem in Deutschland. Es berücksichtigt alle relevanten Beeinträchtigungen einer Person und ermöglicht eine passgenaue Einstufung in die Pflegegrade. Für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen ist es daher wichtig, sich gut auf die Begutachtung vorzubereiten und ihre Rechte zu kennen.