Autismus bei Kindern – Pflegegrad und Unterstützung in Deutschland

Kin­der mit Autis­mus wir­ken auf Außen­ste­hen­de oft ver­träumt, abwe­send oder „in sich gekehrt“ (Autis­mus: Ursa­chen, For­men, Früh­erken­nung | gesund.bund.de). Sie neh­men ihre Umge­bung auf beson­de­re Wei­se wahr und haben Schwie­rig­kei­ten, sozia­le Signa­le zu ver­ste­hen. Mit pas­sen­der Unter­stüt­zung kön­nen sie jedoch viel ler­nen und an der Gesell­schaft teilhaben.

Allgemeine Informationen zu Autismus

Defi­ni­ti­on und For­men: Autis­mus (medi­zi­nisch Autis­mus-Spek­trum-Stö­rung, ASS) ist eine ange­bo­re­ne Ent­wick­lungs­stö­rung des Gehirns. Sie beein­flusst vor allem die sozia­le Inter­ak­ti­on, Kom­mu­ni­ka­ti­on und das Ver­hal­ten eines Kin­des. Da Autis­mus sehr unter­schied­lich aus­ge­prägt sein kann, spricht man heu­te von einem Spek­trum. Frü­her wur­den ver­schie­de­ne For­men unter­schie­den – früh­kind­li­cher Autis­mus (Beginn vor dem 3. Lebens­jahr, oft mit Sprach­ver­zö­ge­rung und geis­ti­ger Beein­träch­ti­gung), Asper­ger-Syn­drom (spä­te Auf­fäl­lig­keit, nor­ma­le Spra­che und Intel­li­genz, aber deut­li­che sozia­le Schwie­rig­kei­ten) und aty­pi­scher Autis­mus (nicht alle Kri­te­ri­en erfüllt oder spä­te­rer Beginn) (Autis­mus: Ursa­chen, For­men, Früh­erken­nung | gesund.bund.de). Die­se Vari­an­ten las­sen sich aber nicht klar abgren­zen und gel­ten inzwi­schen alle als Teil des Autismus-Spektrums.

Ursa­chen: Die genau­en Ursa­chen von Autis­mus sind noch nicht voll­stän­dig geklärt. Klar ist, dass gene­ti­sche Fak­to­ren eine gro­ße Rol­le spie­len und Autis­mus ange­bo­ren ist. Bestimm­te Ein­flüs­se wäh­rend der Schwan­ger­schaft (z.B. Röteln-Infek­tio­nen der Mut­ter oder bestimm­te Medi­ka­men­te) kön­nen das Auf­tre­ten von Autis­mus begüns­ti­gen. Wich­tig: Weder Imp­fun­gen noch Erzie­hungs­feh­ler lösen Autis­mus aus – sol­che Behaup­tun­gen sind wider­legt. Eltern brau­chen sich also kei­ne Vor­wür­fe zu machen.

Häu­fig­keit: Autis­mus ist rela­tiv sel­ten, aber auch nicht extrem unge­wöhn­lich. Etwa 1 von 100 Men­schen in Deutsch­land befin­det sich im Autis­mus-Spek­trum. Jun­gen sind dabei etwa dop­pelt so häu­fig betrof­fen wie Mäd­chen (Autis­mus: Ursa­chen, For­men, Früh­erken­nung | gesund.bund.de). In den letz­ten Jah­ren wer­den Autis­mus-Dia­gno­sen häu­fi­ger gestellt – vor allem, weil Ärz­te und Eltern sen­si­bi­li­sier­ter sind, früh Anzei­chen zu erkennen.

Symptome und Diagnose

Typi­sche Anzei­chen von Autis­mus: Autis­ti­sche Kin­der zei­gen bereits im Klein­kind­al­ter cha­rak­te­ris­ti­sche Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten. Beson­ders wich­tig sind drei Berei­che (Autis­mus: Ursa­chen, For­men, Früh­erken­nung | gesund.bund.de):

  • Sozia­le Inter­ak­ti­on: Das gegen­sei­ti­ge Mit­ein­an­der ist beein­träch­tigt. Autis­ti­sche Kin­der ver­mei­den oft Blick­kon­takt und wir­ken, als hät­ten sie wenig Inter­es­se an ande­ren Men­schen (Was sind Anzei­chen für Autis­mus? – Autis­mus-Stif­tung) (Autis­mus bei Kin­dern: Dia­gno­se, Anzei­chen und The­ra­pie | Heli­os Gesund­heit). Sie ver­ste­hen Ges­tik, Mimik und Gefüh­le ihres Gegen­übers nur schwer und zei­gen selbst weni­ger emo­tio­na­len Ausdruck.
  • Spra­che und Kom­mu­ni­ka­ti­on: Vie­le Kin­der mit Autis­mus spre­chen spä­ter als ihre Alters­ge­nos­sen oder anfangs gar nicht. Sie kom­mu­ni­zie­ren anders – man­che wie­der­ho­len Wör­ter oder Sät­ze stän­dig (Echo­la­lie), spre­chen in unge­wöhn­li­chem Ton­fall (mono­ton oder sehr förm­lich) oder reden von sich selbst in der drit­ten Per­son (Autis­mus bei Kin­dern: Dia­gno­se, Anzei­chen und The­ra­pie | Heli­os Gesund­heit). Das üblich spie­le­ri­sche Hin-und-Her im Gespräch fällt ihnen schwer.
  • Repe­ti­ti­ves Ver­hal­ten: Autis­ti­sche Kin­der haben oft aus­ge­präg­te Rou­ti­nen und Spe­zi­al­in­ter­es­sen. Sie wie­der­ho­len bestimm­te Hand­lun­gen immer wie­der und bestehen dar­auf, dass der Tages­ab­lauf gleich bleibt (Autis­mus bei Kin­dern: Dia­gno­se, Anzei­chen und The­ra­pie | Heli­os Gesund­heit). Ände­run­gen – etwa ein neu­er Tages­plan oder ein Umstel­len der Möbel – kön­nen star­ke Unru­he oder Angst aus­lö­sen. Zudem reagie­ren vie­le über- oder unter­emp­find­lich auf Sin­nes­rei­ze (Geräu­sche, Lich­ter, Berührungen).

Wann soll­ten Eltern auf­merk­sam wer­den? Ers­te Anzei­chen zei­gen sich oft schon im Baby­al­ter (6–18 Mona­te). Wenn ein Säug­ling wenig auf Anspra­che reagiert, kaum lächelt oder den Blick­kon­takt ver­mei­det, kann das ein Hin­weis sein. Älte­re Babys mit Autis­mus reagie­ren häu­fig nicht auf ihren Namen und fixie­ren eher Gegen­stän­de als Gesich­ter. Man­che füh­ren immer wie­der glei­che Bewe­gun­gen mit einem Spiel­zeug aus oder rei­hen früh Bau­stei­ne in exak­ter Ord­nung an. Sol­che Ver­hal­tens­wei­sen bedeu­ten nicht auto­ma­tisch Autis­mus, aber Eltern soll­ten sie beob­ach­ten und beim Kin­der­arzt anspre­chen. Je frü­her Autis­mus erkannt wird, des­to bes­ser: Früh­för­de­rung und The­ra­pien im Klein­kind­al­ter kön­nen oft bewir­ken, dass ein Kind spä­ter mit Unter­stüt­zung einen Kin­der­gar­ten oder die Schu­le in einer Regel­grup­pe besu­chen kann (Was sind Anzei­chen für Autis­mus? – Autis­mus-Stif­tung). Früh­zei­ti­ge För­de­rung ver­bes­sert erwie­se­ner­ma­ßen die Entwicklungschancen.

Dia­gno­se­ver­fah­ren: Die Dia­gno­se wird von spe­zia­li­sier­ten Ärz­ten oder Psy­cho­lo­gen gestellt – in der Regel durch Kin­der- und Jugend­psych­ia­ter oder Autis­mus­the­ra­peu­ten. Ers­te Anlauf­stel­le ist meist die Kin­der­arzt­pra­xis (zum Bei­spiel im Rah­men der U‑Untersuchungen), die bei Ver­dacht an ent­spre­chen­de Fach­stel­len über­weist. Die Dia­gnos­tik selbst ist umfang­reich: Sie umfasst aus­führ­li­che Eltern-Inter­views, Ver­hal­tens­be­ob­ach­tun­gen des Kin­des, stan­dar­di­sier­te Tests zur Ent­wick­lung (Spra­che, Intel­li­genz) und medi­zi­ni­sche Unter­su­chun­gen, um ande­re Ursa­chen aus­zu­schlie­ßen. Oft sind meh­re­re Ter­mi­ne nötig, und das Kind wird über einen Zeit­raum beob­ach­tet, bevor eine end­gül­ti­ge Dia­gno­se fest­steht. In eini­gen Fäl­len kann schon mit etwa 2 Jah­ren zuver­läs­sig dia­gnos­ti­ziert wer­den, meist aber erst, wenn das Kind etwas älter ist und das Ver­hal­ten kla­rer bewer­tet wer­den kann (Autis­mus: Ursa­chen, For­men, Früh­erken­nung | gesund.bund.de). Eltern erhal­ten am Ende einen aus­führ­li­chen Bericht und Emp­feh­lun­gen für geeig­ne­te Fördermaßnahmen.

Herausforderungen im Alltag

Die Erzie­hung eines autis­ti­schen Kin­des stellt Fami­li­en vor beson­de­re Her­aus­for­de­run­gen. Sozi­al­ver­hal­ten im All­tag: Din­ge, die für ande­re Kin­der selbst­ver­ständ­lich sind, kön­nen für ein Kind mit Autis­mus schwie­rig sein. Zum Bei­spiel ver­ste­hen autis­ti­sche Kin­der Spiel­re­geln oder die „unge­schrie­be­nen“ sozia­len Nor­men nicht intui­tiv. Beim Spie­len mit Gleich­alt­ri­gen brau­chen sie daher oft Unter­stüt­zung – Eltern oder Erzie­her müs­sen gewis­ser­ma­ßen als Dol­met­scher im Kon­takt mit ande­ren Kin­dern hel­fen (Bun­des­ver­band Autis­mus Deutsch­land e.V.: Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten für Eltern). Auch Miss­ver­ständ­nis­se kom­men vor: Autis­ti­sche Kin­der reagie­ren auf Gefühls­äu­ße­run­gen ande­rer manch­mal unge­wöhn­lich oder gar nicht, was für Außen­ste­hen­de ohne Hin­ter­grund­wis­sen schwer nach­voll­zieh­bar ist (Autis­mus: Ursa­chen, For­men, Früh­erken­nung | gesund.bund.de). Sol­che Situa­tio­nen erfor­dern von den Eltern viel Ein­füh­lungs­ver­mö­gen und Erklä­rungs­ar­beit, damit das Umfeld das Ver­hal­ten ihres Kin­des rich­tig ein­ord­nen kann.

Reiz­über­flu­tung und Stress: Vie­le autis­ti­sche Kin­der sind sehr emp­find­lich gegen­über Geräu­schen, Licht oder unge­wohn­ten Ein­drü­cken. Men­schen­men­gen, lau­te Umge­bun­gen oder spon­ta­ne Ände­run­gen im Ablauf kön­nen bei ihnen Über­for­de­rung und Stress aus­lö­sen (Autis­mus bei Kin­dern: Dia­gno­se, Anzei­chen und The­ra­pie | Heli­os Gesund­heit). Nicht sel­ten kommt es dann zu Wut­aus­brü­chen oder Angst­re­ak­tio­nen (soge­nann­ten Melt­downs), weil das Kind die Reiz­flut nicht anders bewäl­ti­gen kann. Schon klei­ne Abwei­chun­gen von gewohn­ten Rou­ti­nen – etwa eine Plan­än­de­rung – kön­nen ein autis­ti­sches Kind aus der Bahn wer­fen. Sogar schein­bar bana­le All­tags­si­tua­tio­nen wie das Anzie­hen oder die mor­gend­li­che Kör­per­pfle­ge füh­ren mit­un­ter zu Kri­sen (Bun­des­ver­band Autis­mus Deutsch­land e.V.: Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten für Eltern). Sol­che Her­aus­for­de­run­gen betref­fen die gan­ze Fami­lie: Eltern brau­chen viel Geduld und müs­sen den Tages­ab­lauf meist sehr struk­tu­riert orga­ni­sie­ren, um ihrem Kind Sicher­heit zu geben. Hilf­reich ist, wenn auch das wei­te­re Umfeld (Groß­el­tern, Kita­be­treu­er, Leh­rer) über Autis­mus Bescheid weiß und Ver­ständ­nis zeigt – dann kann das Zusam­men­le­ben deut­lich ent­spann­ter und har­mo­ni­scher gestal­tet wer­den (Autis­mus bei Kin­dern: Dia­gno­se, Anzei­chen und The­ra­pie | Heli­os Gesund­heit).

Pflegegrad und rechtliche Aspekte

Autis­mus und Pfle­ge­be­dürf­tig­keit: Auch wenn Autis­mus kei­ne Krank­heit im klas­si­schen Sinn ist, kön­nen Kin­der mit Autis­mus pfle­ge­be­dürf­tig im Sin­ne der deut­schen Pfle­ge­ver­si­che­rung sein. Ent­schei­dend ist der indi­vi­du­el­le Unter­stüt­zungs­be­darf im All­tag. Eine Autis­mus-Dia­gno­se an sich garan­tiert kei­nen Pfle­ge­grad, doch da Autis­mus eine dau­er­haf­te Beein­träch­ti­gung dar­stellt, sind die Vor­aus­set­zun­gen für eine Ein­stu­fung grund­sätz­lich gege­ben. Eltern kön­nen bei der Pfle­ge­kas­se einen Pfle­ge­grad für ihr Kind bean­tra­gen. Dar­auf­hin prüft der Medi­zi­ni­sche Dienst (MD) in einem Gut­ach­ten, wie stark die Selbst­stän­dig­keit des Kin­des beein­träch­tigt ist. Bei der Begut­ach­tung wer­den sechs Lebens­be­rei­che bewer­tet: Mobi­li­tät, kogni­ti­ve und kom­mu­ni­ka­ti­ve Fähig­kei­ten, Ver­hal­tens­wei­sen und psy­chi­sche Pro­blem­la­gen, Selbst­ver­sor­gung (z.B. Essen, Kör­per­pfle­ge), der Umgang mit krank­heits- oder the­ra­pie­be­ding­ten Anfor­de­run­gen sowie die Gestal­tung des All­tags­le­bens und sozia­ler Kon­tak­te (Pfle­ge­grad — Autis­mus Rhein-Main e.V.). In all die­sen Modu­len wird geprüft, wel­che Hil­fe das Kind benö­tigt. Gera­de in den Berei­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on, Ver­hal­ten und All­tags­ge­stal­tung haben vie­le autis­ti­sche Kin­der einen hohen Unter­stüt­zungs­be­darf, was dann zu einem ent­spre­chen­den Pfle­ge­grad füh­ren kann. Die Span­ne reicht – je nach Schwe­re der Ein­schrän­kun­gen – von nied­ri­ge­ren Gra­den (bei rela­tiv guter All­tags­hand­ha­bung) bis hin zu höhe­ren Gra­den, wenn ein Kind nahe­zu stän­dig Betreu­ung und Auf­sicht braucht.

Leis­tun­gen durch den Pfle­ge­grad: Wur­de ein Pfle­ge­grad bewil­ligt, kön­nen Fami­li­en ver­schie­de­ne Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung in Anspruch neh­men. Zen­tral ist das monat­li­che Pfle­ge­geld (ab Pfle­ge­grad 2), das gezahlt wird, wenn die Pfle­ge zu Hau­se z.B. von den Eltern über­nom­men wird. Alter­na­tiv oder zusätz­lich kön­nen Pfle­ge­sach­leis­tun­gen genutzt wer­den – das heißt, ein ambu­lan­ter Pfle­ge­dienst kommt ins Haus und rech­net die erbrach­te Hil­fe direkt mit der Kas­se ab. Auch eine Kom­bi­na­ti­on aus Pfle­ge­geld und Sach­leis­tung ist mög­lich. Dar­über hin­aus ste­hen Ent­las­tungs­an­ge­bo­te zur Ver­fü­gung: Etwa die Ver­hin­de­rungs­pfle­ge (Ersatz­pfle­ge, wenn die haupt­pfle­gen­de Per­son ver­hin­dert ist) und der Ent­las­tungs­be­trag von 125 € monat­lich, der z.B. für eine Betreu­ungs­grup­pe oder Haus­halts­hil­fe ein­ge­setzt wer­den kann. Falls nötig, haben Fami­li­en außer­dem Anspruch auf Kurz­zeit­pfle­ge (vor­über­ge­hen­de Unter­brin­gung des Kin­des in einer Pfle­ge­ein­rich­tung, z.B. bei Kran­ken­haus­auf­ent­halt der Eltern). Ein wei­te­rer wich­ti­ger Punkt: Pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge wer­den in der Ren­ten­ver­si­che­rung abge­si­chert – die Pfle­ge­kas­se zahlt für Eltern, die ihr pfle­ge­be­dürf­ti­ges Kind zu Hau­se betreu­en, unter bestimm­ten Vor­aus­set­zun­gen Bei­trä­ge zur Ren­ten­ver­si­che­rung (Pfle­ge­grad — Autis­mus Rhein-Main e.V.). All die­se Leis­tun­gen sol­len die Fami­lie ent­las­ten und die zusätz­li­che Betreu­ung finan­zi­ell und prak­tisch unter­stüt­zen. Bera­tung hier­zu bie­ten die Pfle­ge­kas­sen und ört­li­che Pflegeberatungsstellen.

Unterstützungsmöglichkeiten für betroffene Familien

(Autis­mus bei Kin­dern: Dia­gno­se, Anzei­chen und The­ra­pie | Heli­os Gesund­heit) Früh­zei­ti­ge För­de­rung kann viel bewir­ken: The­ra­pien wie z.B. Logo­pä­die (Sprach­the­ra­pie) hel­fen autis­ti­schen Kin­dern, ihre Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­kei­ten zu ver­bes­sern. The­ra­peu­ten arbei­ten spie­le­risch und gedul­dig mit dem Kind – auch die Eltern wer­den ein­be­zo­gen, damit sie das Gelern­te im All­tag wei­ter­füh­ren können.

The­ra­peu­ti­sche För­de­rung: Nach der Dia­gno­se ste­hen ver­schie­de­ne The­ra­pie­an­sät­ze zur Ver­fü­gung. Im Mit­tel­punkt steht oft eine Ver­hal­tens­the­ra­pie, die dar­auf abzielt, sozia­le Fer­tig­kei­ten zu üben und pro­ble­ma­ti­sches Ver­hal­ten abzu­bau­en. Dane­ben wer­den je nach Bedarf Logo­pä­die (Sprach­för­de­rung) und Ergo­the­ra­pie (För­de­rung von All­tags­fä­hig­kei­ten und Moto­rik) ver­ord­net. Eltern erhal­ten beglei­tend Bera­tung (soge­nann­te Psy­cho­edu­ka­ti­on), um ihr Kind bes­ser zu ver­ste­hen und im All­tag ange­mes­sen zu unter­stüt­zen (Autis­mus: Ursa­chen, For­men, Früh­erken­nung | gesund.bund.de). Für Klein­kin­der gibt es häu­fig Früh­för­der­pro­gram­me, in denen spe­zi­ell auf Autis­mus aus­ge­rich­te­te spie­le­ri­sche Übun­gen durch­ge­führt wer­den. Wich­tig ist, dass die För­de­rung indi­vi­du­ell auf das Kind zuge­schnit­ten wird. Vie­le Kin­der machen mit der Zeit gro­ße Fort­schrit­te – zum Bei­spiel ler­nen sie durch das Trai­ning, Blick­kon­takt zuzu­las­sen, ein­fa­che Gesprä­che zu füh­ren oder fle­xi­bler mit Ver­än­de­run­gen umzugehen.

Ein spe­zi­el­les Ange­bot ist die Autis­mus­the­ra­pie in ent­spre­chen­den Zen­tren. Die­se ambu­lan­te The­ra­pie­form rich­tet sich gezielt an die beson­de­ren Bedürf­nis­se autis­ti­scher Men­schen und umfasst je nach Ein­zel­fall Ele­men­te aus Ver­hal­tens­the­ra­pie, Spiel­the­ra­pie und För­de­rung der Kom­mu­ni­ka­ti­on. Anders als etwa Ergo­the­ra­pie oder Logo­pä­die ist eine Autis­mus­the­ra­pie kei­ne regu­lä­re Kran­ken­kas­sen­leis­tung, son­dern wird als Teil­ha­be­leis­tung über die Ein­glie­de­rungs­hil­fe finan­ziert. Das bedeu­tet: Eltern müs­sen die The­ra­pie bei dem zustän­di­gen Trä­ger (Jugend­amt oder Sozi­al­amt) bean­tra­gen, der die Kos­ten über­nimmt, wenn die Maß­nah­me bewil­ligt wird. In der Pra­xis arbei­ten Autis­mus­the­ra­pie-Zen­tren oft mul­ti­pro­fes­sio­nell – Therapeut:innen bin­den auch das Umfeld (Eltern, Schu­le) mit ein, um das Gelern­te im All­tag umzu­set­zen. Über die Ein­glie­de­rungs­hil­fe kann übri­gens auch eine Schul­be­glei­tung finan­ziert wer­den: Das ist eine Indi­vi­du­al­be­treu­ung für das Kind in Kita oder Schu­le, die hilft, behin­de­rungs­be­ding­te Nach­tei­le aus­zu­glei­chen (z.B. Struk­tur geben, im Unter­richt erklä­ren, bei sozia­len Kon­tak­ten unter­stüt­zen) (Bun­des­ver­band Autis­mus Deutsch­land e.V.: Schul­be­glei­tung). Nicht jedes Kind mit Autis­mus braucht eine Schul­be­glei­tung, aber wenn der Schul­all­tag ohne die­se Unter­stüt­zung nicht bewäl­tigt wer­den kann, besteht ein Rechts­an­spruch darauf.

Wei­te­re Hil­fen und Anlauf­stel­len: Neben medi­zi­nisch-the­ra­peu­ti­schen Maß­nah­men gibt es eine Rei­he von sozia­len Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten. Eltern kön­nen für ihr autis­ti­sches Kind einen Schwer­be­hin­der­ten­aus­weis bean­tra­gen, um soge­nann­te Nach­teils­aus­glei­che zu erhal­ten – dazu gehö­ren z.B. steu­er­li­che Erleich­te­run­gen oder Ver­güns­ti­gun­gen bei der Beför­de­rung im öffent­li­chen Nah­ver­kehr. Vie­le Fami­li­en pro­fi­tie­ren auch vom Aus­tausch mit ande­ren Betrof­fe­nen: In Selbst­hil­fe­grup­pen oder Eltern­stamm­ti­schen (oft von Autis­mus-Ver­ei­nen orga­ni­siert) kön­nen sie Erfah­run­gen tei­len und sich gegen­sei­tig Mut machen. Der Bun­des­ver­band Autis­mus Deutsch­land e.V. und sei­ne regio­na­len Ver­ei­ne bie­ten Infor­ma­ti­ons­ma­te­ri­al, Eltern­kur­se und Bera­tung an – vom Umgang mit her­aus­for­dern­dem Ver­hal­ten bis zu Fra­gen der Finan­zie­rung von Hil­fen (Bun­des­ver­band Autis­mus Deutsch­land e.V.: Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten für Eltern). Spe­zia­li­sier­te Bera­tungs­stel­len wie Sozi­al­päd­ia­tri­sche Zen­tren (SPZ) oder Früh­för­der­stel­len ste­hen Eltern eben­falls zur Sei­te und hel­fen bei Ent­wick­lungs­för­de­rung schon im Vor­schul­al­ter. Nicht zuletzt haben Eltern Anspruch auf Unter­stüt­zung durch die Jugend­hil­fe, zum Bei­spiel Fami­li­en­hil­fe oder Inte­gra­ti­ons­hil­fe, wenn die Belas­tung sehr hoch ist. Wich­tig ist: Kei­ne Fami­lie muss die­se Her­aus­for­de­rung allei­ne bewäl­ti­gen. Es gibt ein eng­ma­schi­ges Netz an Hil­fen – von finan­zi­el­len Leis­tun­gen bis hin zu The­ra­pie- und Bera­tungs­an­ge­bo­ten –, das dar­auf aus­ge­legt ist, autis­ti­sche Kin­der und ihre Eltern zu unter­stüt­zen, sodass die Kin­der best­mög­li­che Ent­wick­lungs- und Teil­ha­be­chan­cen erhalten.

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