Demografischer Wandel: Immer mehr Familien stehen vor Pflegefragen
Der demografische Wandel verändert unsere Gesellschaft tiefgreifend – und stellt Familien in Deutschland vor neue Herausforderungen. Immer mehr Angehörige müssen sich mit Pflegefragen auseinandersetzen. In diesem Beitrag beleuchten wir die Ursachen, die Folgen für Familien sowie Lösungsansätze und Unterstützungsangebote.
Was bedeutet demografischer Wandel?
Der Begriff demografischer Wandel beschreibt die Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung. In Deutschland ist dieser Wandel vor allem durch zwei Entwicklungen geprägt:
- Geburtenrückgang: Seit Jahrzehnten sinkt die Geburtenrate. 2023 lag die Geburtenziffer bei nur noch 1,36 Kindern je Frau – deutlich unter dem zur Bestandserhaltung nötigen Wert von 2,1.
- Steigende Lebenserwartung: Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt in Deutschland inzwischen 78,1 Jahre für Männer und 83,0 Jahre für Frauen (Statistisches Bundesamt, 2023).
Diese Kombination führt dazu, dass der Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft stetig wächst. Nach aktuellen Prognosen wird im Jahr 2035 fast 24 % der Bevölkerung in Deutschland über 67 Jahre alt sein – heute sind es etwa 19 %.
Die Folgen für Familien: Pflege wird zur zentralen Aufgabe
Mit dem Älterwerden der Gesellschaft steigt auch die Zahl der Pflegebedürftigen:
- Ende 2023 galten in Deutschland 5,3 Millionen Menschen als pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes.
- Rund 84 % dieser Menschen wurden zu Hause versorgt – entweder allein durch Angehörige (etwa 4,2 Millionen) oder mit Unterstützung eines ambulanten Dienstes.
Zunehmende Verantwortung für Angehörige
Die Pflege wird überwiegend von Familien getragen: Laut einer Studie der Deutschen Stiftung Patientenschutz leisten rund 3,7 Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig Pflegearbeit für Angehörige – oft ohne professionelle Hilfe.
Emotionale und finanzielle Belastung
Mehr als die Hälfte der pflegenden Angehörigen berichten laut einer Befragung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP), dass sie sich durch die Pflege emotional stark belastet fühlen. Finanziell geraten etwa 30 % der pflegenden Angehörigen in Schwierigkeiten, weil sie Arbeitszeit reduzieren oder ganz aufgeben.
Unterstützungsmöglichkeiten: Was Familien jetzt tun können
Um den steigenden Pflegebedarf zu bewältigen, gibt es zahlreiche Unterstützungsangebote:
Pflegeberatung
Die Pflegekassen bieten kostenfreie Beratungen an. Im Jahr 2023 wurden über 1,2 Millionen Pflegeberatungen in Anspruch genommen – ein Anstieg um mehr als 15 % gegenüber dem Vorjahr.
Professionelle Pflegedienste
Aktuell gibt es in Deutschland etwa 15.000 ambulante Pflegedienste, die Familien bei der Versorgung zu Hause unterstützen.
Digitale Lösungen
Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung setzen bereits über 40 % der pflegenden Angehörigen auf digitale Angebote, wie Notrufsysteme, Erinnerungs-Apps oder Online-Pflegekurse.
Fazit: Familien brauchen Unterstützung im demografischen Wandel
Der demografische Wandel ist eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Familien stehen dabei oft im Mittelpunkt, wenn es um die Pflege von Angehörigen geht. Wichtig ist es, frühzeitig über mögliche Hilfsangebote informiert zu sein und Unterstützung anzunehmen. Nur so lässt sich die Doppelbelastung von Beruf und Pflege bewältigen.